Die neue weibliche Doppelspitze am Wiesbadener Staatstheater stellt sich vor
Eva Mittmann
Beim Auswahlverfahren zur Neubesetzung der Intendanz am Hessischen Staatstheater Wiesbaden haben sich die Verantwortlichen viel Zeit genommen: Die Stellenbesetzung wurde nämlich bereits im Frühjahr 2022 ausgeschrieben. Man hatte sich diesbezüglich auf sieben wichtige Punkte geeinigt, die das Stellenprofil insgesamt erfüllen sollte. Zu diesen sieben wichtigen Kriterien gehörten:
1. Ein zeitgenössischer Theaterbegriff, 2. das Bekenntnis zum Ensemble-Theater, mit dem sich das Publikum stark identifizieren kann, 3. eine Fortsetzung der erfolgreichen Kooperation mit dem Staatstheater Darmstadt für das Hessische Staatsballett, 4. das Bekenntnis zur kulturellen Bildung und Diversifizierung des Publikums, 5. starkes Wirken in die Stadtgesellschaft, 6. zeitgemäßes Führungsverständnis und 7. keine Vorfestlegung auf das Führungsmodell und Offenheit für die eingereichten Konzepte. Bis zum Bewerbungsschluss im Mai waren insgesamt fast 40 Bewerbungen eingegangen, davon allein von Männern 15, 6 Bewerbungen von Frauen und 9 Bewerbungen von Teams (darunter Männer und Frauen). In einem dreistufigen Verfahren kam es anschließend zur Entscheidungsfindung. So bewertete die Findungskommission von insgesamt dreizehn Verantwortlichen unter dem Vorsitz der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, die eingereichten Bewerbungen fachlich und wählte acht Bewerbungen für die erste Vorstellungsrunde aus, die in Präsenzgesprächen angehört wurden, um sich für die Abschlussrunde von letztlich drei Bewerbern zu qualifizieren. Einstimmig wurden in dieser Abschlussrunde Beate Heine und Dorothea Hartmann gewählt und zunächst für die Dauer von fünf Jahren vertraglich verpflichtet und wollen mit ihrer Arbeit „neue Standards setzen und Freiräume nutzen“. Sie haben, wie sie sagen, „den Finger am Puls der Zeit".
Beate Heine hat sich bereits seit vielen Jahren als Chefdramaturgin und Stellvertretende Intendantin an namhaften Theatern qualifiziert (Thalia Theater Hamburg, Staatstheater Dresden, Schauspiel Köln) und ist momentan Stellvertretende Intendantin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Zudem ist sie sehr gut vernetzt mit der Theaterszene im deutschsprachigen Raum als auch in der internationalen europäischen Theaterszene (Union des Theatres de L’Europe). Sie fördert zudem junge Regie- und Autorinnen- als auch Autorentalente.
Dorothea Hartmann gehörte seit mehr als zehn Jahren dem Leitungsteam der Deutschen Oper Berlin an, wo sie neue Formen erprobte und die Öffnung des Musiktheaters etablierte. Sie begann ihre Theaterlaufbahn in Mannheim und Linz und war ab 2006 Opern- und Konzertdramaturgin an der Staatsoper Hannover. Seit zehn Jahren unterrichtet sie an den Musikhochschulen in Berlin, München und Leipzig. Zudem verfasste sie zahlreiche Libretti für Kinder- und Jugendstücke und ist in zahlreichen Gremien aktiv, unter anderem auch als Jurorin für den Deutschen Theaterpreis Der Faust und als Kuratoriumsmitglied für das Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland. Seit 2016 ist sie im Vorstand der Dramaturgischen Gesellschaft und wurde 2021 in die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste gewählt.
Fotos: © Eva Mittmann
Info:
https://wissenschaft.hessen.de/presse/dorothea-hartmann-und-beate-heine-werden-intendantinnen-des-staatstheaters-wiesbaden