Das Jüdische Museum Frankfurt setzt seinen erfolgreichen Weg fort , Teil 2/2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Man freute sich mit der Direktorin des Jüdischen Museum Frankfurt, Mirjam Wenzel , als sie nicht nur das Ende der Museumsbeeinträchtigungen durch Corona mitteilen konnte, sondern daß schon im letzten Jahr eine Verdoppelung der Besucherzahlen gegenüber den bisherigen Jahren vor der Wiedereröffnung aufgrund des Erweiterungsbaus und der völlig neu konzipierten Sammlung eingetreten ist. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, denn allein im Januar 2023 sind mit über 8 000 Besuchern so viele gekommen, wie nie zuvor in einem Monat.
Das muß man einordnen. Das Frankfurter Jüdisches Museum ist in die Museumslandschaft Frankfurts eingebunden und ist gut unterwegs bei seiner Strategie, ein Stammpublikum zu gewinnen, also die Bindung von Besuchern ans Haus zu fördern, im Gegensatz etwa zum Berliner Jüdischen Museum, dessen Besucher überwiegend Touristen sind. Auch Frankfurt wird wieder stärker Touristen gewinnen, die dann auch ins Jüdische Museum gehen, aber das kommt nur hinzu, denn das Museum will eines für die Frankfurter und um sie herum sein.
Und gleich vorneweg: Wenn man so interessante, ans Herz gehende Ausstellungen wie derzeit ZURÜCK INS LICHT. Vier Künstlerinnen – Ihre Werle. Ihre Wege zeigt, spricht sich das herum. Die rund 4 000 Besucher legten nahe, die Ausstellung zu verlängern, was uns, WELTEXPRESSO, motiviert, zu den bisherigen Berichten weitere hinzuzufügen, denn die vier Künstlerinnen sind es wert! Es ist eine bei aller Traurigkeit um die, die durch die Nazis umgebracht wurden, dennoch eine mutmachende Ausstellung, nicht nur, weil zwei überlebt haben, sondern weil wir heute die Kunst aller Vier ansehen können; jede anders, jede hochtalentiert, jede um ihr Vaterland und die Muttersprache gebracht. Rosy Lilienfeld, Amalie Seckbach, Ruth Cahn, Erna Pinner, verlängert bis 29. Mai. Unbedingt sehenswert!
Die jungen Leute sprechen intensiv auf das digitale Angebot des Museums an. Die Webseite des Museums und die weiteren Online-Präsenzen vom Shoah Memorial Frankfurt und einer speziellen Gruppe: METAhub Frankfurt brachten 2022 280 000 Nutzer und der museumseigene YouTube-Kanal wurde 52. 500 Mal aufgerufen.
Die Ausstellung über die Judengasse, die im vorherigen Artikel ausführlich dargestellt wurde, wird zusammen mit dem Archäologischen Museum und dem Künstlerhaus Mousonturm in die Stadt hinein ausgeweitet. Aha, da gibt es Kisten im Archäologischen Museum, die seit Jahrzehnten nicht geöffnet wurden und Judaica enthalten. Und das Künstlerhaus Mousonturm macht uns neugierig, weil wir denken, daß es höchste Zeit ist, auch die darstellende Kunst, also Theater und das Theatralisieren miteinzubeziehen. Erst auf den zweiten Blick denkt man: Und das Historische Museum Frankfurt? Da geben wir uns die Antwort gleich selber und vermuten, daß sie stimmt.
Das Historische Museum hat sich immer zu seiner Aufgabe, ein Museum von und für Frankfurter zu sein, bekannt. Es hat also auch immer seine jüdischen Bewohner im historischen Kontext dabeibehalten und nicht, was man ja hätte begründen können, „das Jüdische“ ans Jüdische Museum abgeschoben. Von daher muß man auch mit dem Historischen Museum nicht extra kooperieren, weil beide ihre Aufgaben sehr gut bewältigen.
Uns gefällt das gesamte Programm, weil es vielfältig ist und verschiedene Bereiche umfaßt. Wie gut, daß historisch wichtige Frankfurter Sonderausstellungen erhalten, wie Wilhelm Merton, der als Mäzen und erfolgreicher Unternehmer in aller Munde ist, aber als Person weithin unbekannt geblieben ist – oder wieder unbekannt, denn die Nazis hatten ja gründlich aufgeräumt und jüdische Wurzeln der Stadt herausgerissen. Von daher sind solche Ausstellungen wichtig, zumal Merton wie das Revolutionsjahr 1848 seinen 175. Geburtstag feiert. Anrührend, daß gleichzeitig eine Merton-Familienfeier stattfinden soll. Ich habe vor Jahren eine Wiedemann-Familienfeier mitgemacht, wo rund 150 Leute, die sich großenteils nie gesehen haben, aus Europa, USA, Lateinamerika etc. angereist waren und über ihre Großfamilie staunte.
Daß die 175 Jahre Paulskirche mit jüdischer Beteiligung gefeiert werden, ist historisch sowie zeitgeschichtlich korrekt und einfach eine Freude.
Daß für die Internetzeitung WELTEXPRESSO die jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, hier Westdeutschlands in der Ausstellung AUSGEBLENDET – EINGEBLENDET besonders interessant ist, liegt auf der Hand, wenn man sich unsere Rubrik FILM&FERNSEHEN anschaut. Überproportional häufig sind unsere Beiträge in diesem Bereich und wir können jetzt schon versprechen, daß wir von dieser Ausstellung noch intensiver berichten werden als von allen anderen.
Auch wenn es naheliegt, daß in Frankfurt die westdeutsche jüdische Filmgeschichte aufgearbeitet wird, ist es doch schade, daß man nicht parallel die der DDR mituntersuchte. Denn dort waren ja Juden nicht herausgehoben als Juden, weshalb es interessant wäre, herauszufinden, wieviele jüdische Künstler und Unternehmer sich am DDR-Filmschaffen beteiligten. Das deshalb, weil das Gewerbe Film seit Anfang an stark von der Innovationskraft jüdischer Künstler belebt wurde. Die historische Kraft Hollywoods ist nur durch die sich dorthin geretteten deutschen, österreichischen, ach einfach europäischen Juden zu erklären.
Zu kurz kam jetzt die Würdigung der digitalen Angebote, die so umfangreich sind, daß man nur staunen kann. Was wir auf jeden Fall leisten wollen, ist ein Rundgang durch die Sammlung mit der 90minütigen oder der 60minütigen Highlight-Rundgang-App. Da sind wir jetzt schon neugierig und wollen den Rundgang mit jemanden unternehmen, der nicht so gut Bescheid weiß wie unsereiner. Demnächst also mehr, aber erst einmal die Fortsetzung der vier jüdischen Künstlerinnen!
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