goethe insiKfW Stiftung und Goethe-Institut Salvador-Bahia initiieren dieses Programm in der Vila Sul, Brasilien

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ab 2023 initiiert die KfW Stiftung in Kooperation mit dem Goethe-Institut Salvador-Bahia das dreijährige Programm „Rethinking the South – Repensando Sul“, das unter jährlich wechselnden Themen jeweils vier Stipendien in verschiedenen Disziplinen mit einer Regelzeit von zwei Monaten vergibt. Dabei steht jährlich ein
zentrales Thema im Fokus. 2023 soll unter der Fragestellung nach „Postkolonialen Gegenwarten“ die afro-brasilianische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft diskutiert werden. Die
folgenden Jahre widmen sich Stadträumen und Stadtentwicklung (2024) und schließlich der Klimakrise (2025).

Weltweit stehen Menschen vor drängenden Fragen zur Gestaltung ihres Zusammenlebens. Brasilien ist hierbei längst zu einem symbolischen Schauplatz für globale Herausforderungen geworden. Residenzen sind dabei ein besonders wirksames Format für nachhaltige Begegnung und kreative (Ko-)Produktion. Das interdisziplinäre Residenzprogramm „Rethinking the South – Repensando Sul“ verfolgt eine thematische Orientierung und richtet sich an bereits anerkannte Intellektuelle, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Autoren*innen aller Disziplinen bzw. an interdisziplinär arbeitende oder forschende Personen.

Die KfW Stiftung und das Goethe-Insitut begrüßen für den Zeitraum März-April die in Puerto Rico und Ghana lebende bildende Künstlerin Lisa C Soto: „Ich freue mich darauf, während meines Aufenthalts in Vila Sul mit Bewegung und Flora in natürlichen Umgebungen wie den Wäldern und Flussbetten in Bahia zu experimentieren. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ein neues Medium zu erkunden, um den symbiotischen und energetischen Austausch zwischen Körpern und Pflanzen im Kontext der Geschichte Bahias zu diskutieren. Diese Geschichten werden zwischen Bahia, meinen karibischen Kulturen und meiner derzeitigen Heimat Ghana in Beziehung gesetzt.“

Weitere Stipendiat*innen in 2023 sind Caroline Gueye (Senegal), Diego Cruz (Brasilien) und Odun Omiroulade (Nigeria). Die Teilnehmer*innen wurden durch ein internationales Nominierungsverfahren ausgewählt.
 
Foto:
©Goethe-Institut
 
Info:
www.kfw-stiftung.de
Themenschwerpunkt 2023: „Postkoloniale Gegenwarten“
Die Einwohner*innen des Bundesstaats Bahia, dessen Hauptstadt Salvador ist, besteht überwiegend aus einer afro-brasilianischen Bevölkerung. Als erste Hauptstadt Brasiliens war Salvador über Jahrhunderte der wichtigste Einfuhrhafen aus Afrika verschleppter und versklavter Menschen. Dadurch entstand im Nordosten eine einzigartige Kultur, die weiterhin stark von ihren afrikanischen Wurzeln geprägt ist. Viele Afrobrasilianer*innen kritisieren institutionalisierten Rassismus, der ihnen weiterhin den sozialen oderakademischen Aufstieg verwehrt. Durch die Zerstörung wichtiger Archive nach der Sklav*innenbefreiung 1888 ist es für viele Afrobrasilianer*innen unmöglich, mehr über ihre Herkunftsregionen zu recherchieren. Die Frage nach den postkolonialen Gegenwarten bezieht auch die kulturelle Verdrängung der indigenen Völker Brasiliens ein. Welche Ausdrucksformen finden Kulturschaffende und Denker*innen zur Aufarbeitung der Historie? Welchen Raum nehmen Trauer und Konzepte von Heilung im postkolonialen Prozess der Identitätssuche ein? Wie können postkoloniale Gegenwarten und die Zukunft gestaltet werden?
 
Die Partner 
Das Goethe-Institut Salvador-Bahia bietet mit der VILA SUL einen Residenzort für Kulturschaffende verschiedener Disziplinen für inhaltlichen Austausch und überregionale Vernetzung zum übergeordneten Thema ‚Süden‘.
Mit einer Regelzeit von zwei Monaten werden bis zu 16 Stipendiat*innen jährlich eingeladen, ihre Forschung und Ideen zum ‚Süden‘ vor Ort zu bearbeiten. Ziele der VILA SUL sind die langfristige und nachhaltige Vernetzung zwischen den kulturellen Szenen im In- und Ausland und damit einhergehend die Stärkung des interkulturellen Dialogs, die Initiierung von Perspektivwechseln, das Überschreiten von Grenzen sowie das Leben in einem anderen kulturellen Kontext.

Die KfW Stiftung ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung, die im Oktober 2012 gegründet wurde. Zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten zählt die Förderung kultureller Vielfalt im Bereich Kunst und Kultur sowie das Engagement in den Bereichen Verantwortliches Unternehmertum, Gesellschaft und Ökologie. Im Bereich Kunst und Kultur werden Kulturschaffende aus dem außereuropäischen Raum gefördert. Gemeinsam mit Partnerorganisationen schafft die KfW Stiftung hier Plattformen für die internationalen zeitgenössischen Künste, um Kreativität,
Meinungsfreiheit und diskursive Kapazität zu stärken und so kulturelle Vielfalt zu fördern.