INFLATION 1923. Krieg. Geld. Trauma bis 10. September im Historischen Museum Frankfurt, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie gut muß sich ein Museumsdirektor und mit ihm das ganze Museum, vor allem die Kuratoren, fühlen, wenn eine Ausstellung, die immerhin schon 2019 beschlossen wurde, gerade in eine Zeit fällt, wo das Ausstellungsthema so was von aktuell ist: Inflation. Und tatsächlich findet man dann in der Ausstellung den Zusammenhang von Krieg und Inflation quasi automatisch. Beides hat miteinander zu tun und beides wirkt traumatisch.
Wenn man alleine in der Pressekonferenz und dem Ausstellungsbesuch (rechts) zwölf Seiten mit – und vollgeschrieben hat, dann weiß jeder vernünftige Mensch, daß man das nicht in einem Artikel verarbeiten kann. Deshalb haben wir uns gleich entschlossen, in einer Serie verschiedene Bereiche aus der Ausstellung näher zu beleuchten.
Das wird beispielsweise auch die Auflistung bisheriger historischer Inflationen sein.(Foto links). Das hat uns echt überrascht, als wir einen chinesischen Geldschein (Foto rechts unten) sahen, der eine Inflation in China im Jahr 1345 belegt.Und der Grund hat durchaus mit Papier zu tun. Denn traditionell war es der Metallwert, der Münzen zu Geld machte. Demgegenüber hat Papier keinen Wert, es muß erst die Übereinkunft geben, daß ein gelber/grüner/brauner Schein einen bestimmten Wert hat. Wenn aber das Vertrauen in das Papier nicht stabil bleibt, wie es damals im China Kaisers Hongwu aus der Ming-Dynastie geschah, dann werden die Beträge auf dem Papiergeld immer höher, sind aber immer weniger wert.
Wie das später war, vor allem im Dreißigjährigen Krieg, wo ständig Geld gebraucht wurde, wollen wir dezidiert an den Tafeln in der Ausstellung untersuchen. Aber schon jetzt gilt, Kriegszeiten waren immer Inflationszeiten, besser: sie führten erst recht nach Kriegsende zu Inflationen.
Und so kann man auch sagen, daß die Inflation von 1923, die für die meisten von uns gar nicht mehr unterschieden wird von der großen Weltwirtschaftskrise 1929, andere Voraussetzungen hatte als die von 1929. Das drückt sich am deutlichsten darin aus, daß es eine innerdeutsche Inflation bei Vollbeschäftigung war, während die große Depression 1929 nicht nur weltweit zum Zusammenbruch der Märkte führte sondern auch bei hoher Arbeitslosigkeit furchtbarere Auswirkung hatte. Auf jeden Fall haben die Kuratoren Frank Berger, unterstützt von Nathalie Angersbach - Foto links - ganze Arbeit geleistet und so viel Material zusammengetragen, daß man sich damit ausführlich beschäftigen kann, ja muß!
Fortsetzung folgt.
Fotos:
©Redaktion
Info:
Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma, bis 10. September 2023, Historisches Museum Frankfurt
Katalog:
Hrsg.: Nathalie Angersbach und Frank Berger, INFLATION 1923. Krieg, Geld, Trauma, Historisches Museum Frankfurt, Henrich Verlag 2023