Lesung und Gespräch. Eine Veranstaltung in der Reihe »Deutsch-tschechische Familiengeschichten«.- auch Veronika Jonášová: Ada am 15. Mai in Berlin
Rosiwtha Cousin
Berlin (Weltexpresso) - Es wurde Zeit und läuft endlich, denn in den letzten Jahren ist das Zusammenleben der deutschen und tschechischen Bevölkerung in den böhmischen Ländern ein großes Thema, in Kunst, Film und Literatur geworden. Nachdem die Aufarbeitung der lang tabuisierten Schlüsselereignisse des 20. Jahrhunderts, durch die dieses Zusammenleben in die Brüche ging, weit fortgeschritten ist, konzentrieren sich die Autorinnen und Autoren auf das Private und gehen auf Spurensuche, auch in die eigenen Familiengeschichten.
So ist es bei Alice Horáčková in ihrem Roman Rozpůlený dům, erschienen 2022, und bei Veronika Jonášová in ihrer Ada, im selben Jahr veröffentlicht. Beide Bücher stellen die Vorstellung von einer einfachen – nationalen – Identität und einer eindimensionalen Auslegung der Geschichte in Frage. Was hat die beiden Schriftstellerinnen motiviert, derart persönliche Texte zu schreiben? Wie lief die Spurensuche in der eigenen Familie? Und was haben sie über sich selbst, aber auch über das Land, in dem sie leben, erfahren? Diese und andere Fragen möchten Zuzana Jürgens, Geschäftsführerin des Adalbert Stifter Vereins, und Christina Frankenberg, stellv. Direktorin des Tschechischen Zentrums Berlin, mit den Autorinnen nach deren Lesungen besprechen.
Alice Horáčková, geb. 1989, ist Journalistin und Schriftstellerin. Rozpůlený dům ist ihr zweites belletristisches Buch. In diesem vielstimmigen Roman, in den sie Familiengeschichten, Erinnerungen und Archivdokumente hat einfließen lassen, entfaltet sie die Welt eines Dorfes im Riesengebirge vor und während des Zweiten Weltkriegs.
Veronika Jonášová, geb. 1982, ist Journalistin. »Ada« ist ihr belletristisches Debüt, in dessen Mittelpunkt eine junge Fernsehjournalistin steht, die eher zufällig auf die deutschen Wurzeln ihrer Familie stößt. Nach und nach wird die Nachkriegsgewalt an der deutschen Bevölkerung unweit von Olmütz/Olomouc aufgedeckt.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforum östliches Europa in Kooperation mit dem Adalbert Stifter Verein, dem Tschechischen Zentrum Berlin und dem Literaturforum im Brecht-Haus, Berlin
Lesereihe »Deutsch-tschechische Familiengeschichten«
Anlässlich des Gastlandauftritts Tschechiens auf der Leipziger Buchmesse 2019 rief das Deutsche Kulturforum östliches Europa gemeinsam mit dem Tschechischen Zentrum Berlin eine Reihe von Lesungen von Autorinnen, die in ihren Werken die deutsch-tschechische Geschichte des 20. Jahrhunderts thematisieren, ins Leben, die 2023 gemeinsam mit dem Adalbert Stifter Verein und dem Tschechischen Zentrum München fortgesetzt wird. Die NS-Herrschaft, die Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung, die Vertreibung der Deutschen und das Leben der Verbliebenen spiegelt sich in den persönlichen Schicksalen ihrer Figuren.
Foto:
Ausschnitte aus den Buchcovern und Porträts der Autorinnen (Foto Alice Horáčková:
© Richard Klicnik | Foto Veronika Jonášová: © Jan Křikava). Collage: André Werner, Deutsches Kulturforum östliches Europa
Info:
Montag, 15. Mai 2023, 20 Uhr
Literaturforum im Brecht-Haus
Chausseestr. 125
10115 Berlin
Eintritt: 6,- €, erm. 4,- €