Ottilie von Goethe Selbstportrat mit Kasperlmutze nach Juni 1817 c Klassik Stiftung Weimar Goethe Schiller Archiv GSA 84II4a

Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik, Ausstellung im Deutschen Romantik-Museum, Eröffnung am 22. Juni - 3. September

Redaktion

Frankfurt am Main (WEltexpresso) - Ottilie von Goethe (1796 – 1872), Goethes „geliebte Schwiegertochter“, wurde schon von ihren Zeitgenossen überaus kontrovers wahrgenommen. Im Fokus standen stets ihre Rolle als Schwiegertochter Goethes, ihre unglückliche Ehe mit seinem Sohn August und ihre leidenschaftlichen Gefühle. Ihre selbstbestimmten Lebensentscheidungen und ihr freiheitsliebender Geist faszinierten und irritierten zugleich.


Die Frankfurter Ausstellung, die in kleinerer Form bereits 2022 im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar zu sehen war, rückt Ottilie von Goethes bislang wenig beachtetes intellektuelles Lebenswerk in den Mittelpunkt: ihre Tätigkeit als Übersetzerin und Agentin des englisch-deutschen Kulturtransfers, ihre Unterstützung einer neuen Generation von Kunstschaffenden in Weimar, Leipzig und Wien, ferner ihre Dichtungen und ihr politisches Engagement.

Ottilies handschriftlicher Nachlass, ihre Bibliothek, ihre Kunst- und archäologischen Sammlungen, ihre Publikationen und Übersetzungen erweisen sich als ein erstaunlich reicher Fundus, um ihre weltoffene Persönlichkeit darzustellen und zugleich ein Stück Frauengeschichte des 19. Jahrhunderts zu schreiben. Im Zentrum steht die Zeitschrift ‚Chaos‘, die Ottilie von Goethe unter tätiger Mitwirkung ihres Schwiegervaters herausgab. Sie zirkulierte in einem geschlossenen Zirkel von Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmern und bot unter dem Deckmantel der Anonymität ganz unterschiedlichen Personengruppen, namentlich Frauen, die Möglichkeit zur Teilhabe. Die Beiträge kamen aus allen Teilen Europas, waren in verschiedenen Sprachen verfasst und gaben Gelegenheit, auf die Beiträge der anderen zu reagieren.

Auf diese Weise war es möglich, die Redeordnungen der Zeit zu unterlaufen. Auf die historische Zeitschrift reagiert ein partizipatives Projekt, das Teil der Ausstellung sein wird: Studierende der Goethe-Universität Frankfurt erhalten die Möglichkeit, ein ‚Neues Chaos‘ herauszugeben, das in vielerlei Hinsicht an das ursprüngliche Projekt anknüpft. Das Rahmenprogramm umfasst Führungen und Abendvorträge. Ein von der Kuratorin Francesca Fabbri herausgegebener Ausstellungkatalog ist 2022 im Verlagshaus Römerwerg erschienen (96 Seiten mit farbigen Fotografien und Zeichnungen).

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Francesca Fabbri.

 
Foto:
Ottilie von Goethe, Selbstporträt mit Kasperlmütze im Album ‚Allerlei‘, nach Juni 1817
© Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, 84/II,4a

Info:
23. JUNI BIS 3. SEPTEMBER, ERÖFFNUNG: 22. JUNI 2023, 19 UHR DEUTSCHES ROMANTIK-MUSEUM: ERNST MAX VON GRUNELIUS-SAAL

In Kooperation mit der Klassik Stiftung WeimarMit freundlicher Unterstützung der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung zu Frankfurt am Main, der Georg und Franziska Speyer'schen Hochschulstiftung und des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI)