Grune KV Pinneberg
Politiker und Gedenkstättenakteure diskutieren in Frankfurt am 22. Juni über die Perspektiven der hessischen Erinnerungskultur
 
Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen (LAG Hessen) haben Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig und der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ zu einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 22. Juni, mit dem bewusst provozierenden Titel „Genug erinnert?“ eingeladen. Die kostenfreie Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Gallus Theater, Kleyerstraße 15.

Auf dem Podium sind die Landtagsmitglieder Christoph Degen, Vorsitzender des Kuratoriums der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung, Martina Feldmayer, Stefan Naas, Jan Schalauske und Tobias Utter. Ann Katrin Düben von der Gedenkstätte Breitenau und LAG Hessen und Thomas Lutz von der Stiftung Topographie des Terrors bringen die Perspektive der aktiven Erinnerungsarbeit ein. Die Veranstaltung wird moderiert vom Journalisten Ludger Fittkau.

Das Verschwinden von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die wachsende zeitliche Distanz zum „Dritten Reich“ und eine immer pluralistischer werdende Gesellschaft regen immer wieder Diskussionen um die Neuausrichtung der Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes an. Der Konsens, dass authentische Orte eine entscheidende Funktion in der Erinnerungskultur haben, bleibt von diesen Kontroversen unberührt.

In Hessen engagieren sich zahlreiche haupt- und ehrenamtlich geführte Institutionen für ein würdiges und zeitgemäßes Gedenken an die Opfer des NS-Regimes. Seit März 2022 ist mit dem „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ in Frankfurt eine neue Gedenk- und Bildungsstätte dazugekommen. Seitdem besuchten über 4000 Menschen die Ausstellung am authentischen Ort der einstigen Verbrechen auf dem historischen Fabrikgelände im Gallus.

„Das Interesse am Geschichtsort und die Nachfrage nach seinen Vermittlungsangeboten ist enorm und belegt überdeutlich die Bedeutung solcher aktiven Orte der Erinnerungsarbeit für die Gesellschaft. Das gilt nicht nur für Frankfurt, sondern über die Grenzen der Stadt hinaus. Wir leben in einer Zeit, in der die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sterben. Sie haben ungemein Wichtiges für die Demokratie geleistet. Unsere Aufgabe und Verantwortung ist, gerade in Anbetracht der immer diverser werdenden Gesellschaft, die Erinnerung wachzuhalten“, sagt Kulturdezernentin Hartwig.

Mit der wachsenden zeitlichen Distanz und dem Wegfall der Zeitzeugenschaft werden die historischen Orte der Verbrechen immer wichtiger, findet auch der Leiter des Gedenkstättenreferates der Stiftung Topographie des Terrors Lutz: „Die oft ehrenamtlich gegründeten Gedenkstätten leisten einen enormen Beitrag in Bereichen der Aufarbeitung und der Vermittlung der Geschichte. Sie sind wichtige Akteure der Politischen Bildung. Ihre historische und gesellschaftliche Bedeutung muss sich aber auch in einer auskömmlichen Förderung durch das Land Hessen niederschlagen. Die Unterstützung der Erinnerungsarbeit liegt auch in der Verantwortung der Landesregierung.“

Über 50 Gedenkstätten, Vereine und Initiativen haben sich in Hessen zur Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen (LAG Hessen) zusammengeschlossen. Die meisten davon sind maßgeblich ehrenamtlich geführt und getragen. Der Geschichtsort Adlerwerke ist ebenso wie sein Betreiber, der Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945, in der LAG Hessen aktiv.

„Engagierte Einzelpersonen, Erinnerungsinitiativen und Gedenkstätten in Hessen tragen zu einer lebendigen Erinnerungskultur bei, die die Unantastbarkeit des Gleichheitsgrundsatzes zum Leitprinzip hat und damit eine für die Menschenwürde eintretende Gesellschaft stärkt. Wir fordern daher von der Politik eine nachhaltige Unterstützung historisch-politischer Bildungsarbeit“, lautet die Forderung der LAG Hessen, die das Leitmotiv der Podiumsdiskussion am 22. Juni bildet.

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