
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Alle drei Jahre verleiht die Stadt Frankfurt am Main in Gedenken an Johann Wolfgang von Goethe den nach ihm benannten und mit 50.000 Euro dotierten Kulturpreis. In diesem Jahr wurde die Schriftstellerin Barbara Honigmann mit dem Goethepreis geehrt. Die feierliche Preisverleihung in Anwesenheit der Preisträgerin vor Gästen aus Politik und Kultur sowie zahlreichen interessierten Bürgerinnen und Bürgern fand am Montag, 28. August, in der Paulskirche statt. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig überreichte die Preisurkunde. Die Laudatio hielt der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann. Musikalisch umrahmt wurde die Zeremonie vom Oxalis Quartett, das Stücke von Schubert, Mozart und Beethoven spielte.


Honigmann sagte in ihrer Dankesrede: „Mein Weg als Deutsche ist vielfach markiert von Goethe-Lektüren, Goethes Theater, Goethes Gedichten, Goethes Prosa. Mein Weg als Jüdin ist geprägt von Exil-Erzählungen und Überlebensgeschichten und von dem tief in mich eingepflanzten und stets anwesenden Gefühl von einem ‚Wir‘, die Juden, und ‚die‘, die Deutschen, unter denen wir lebten.“ Ihre intensive Beschäftigung mit dem Judentum vor dem Hintergrund der Shoa verbinde sie auch mit anderen jüdischen Autoreninnen und Autoren der nachgeborenen Generation, etwa Robert Schindel, Maxim Biller, Robert Menasse, Esther Dischereit oder Rafael Seligmann. „Alle diese Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die sich in keiner Weise als Gruppe empfinden oder gar konstituiert haben, schreiben aus den Erfahrungen ihrer jüdischen Herkunft, einer Art Selbstbefragung, wer sind wir, wo gehören wir hin, wo ist unser Platz, wie halten wir es mit dem schwierigen Erbe unserer Familien, wohin gehen unsere Wege.“
Der Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main wird alle drei Jahre am Geburtstag Johann Wolfgang vo nGoethes, dem 28. August, an eine Persönlichkeit verliehen, „die durch ihr Schaffen bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist“. Dem Kuratorium gehörten dieses Jahr neben den ständigen Mitgliedern – diese sind der Oberbürgermeister (damals aufgrund der Vakanz vertreten durch die Bürgermeisterin), die Stadtverordnetenvorsteherin, die Kultur- und Wissenschaftsdezernentin, die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, der Präsident der Goethe-Universität und die Direktorin des Freien Deutschen Hochstiftes – die Schriftstellerin Zsuzsa Bánk, die Dichterin und Schriftstellerin Marion Poschmann und die Literaturkritikerin Beate Tröger an.
Fotos:
Kulturdezernentin Ina Hartwig überreicht die Urkunde an Barbara Honigmann
Kulturdezernentin Ina Hartwig und Goethepreisträgerin Barbara Honigmann mit der Urkunde
Laudator Wolf Biermann
Kulturdezernentin Ina Hartwig und Goethepreisträgerin Barbara Honigmann mit der Urkunde
alle Fotos: ©Stadt Frankfurt , Alexander Paul Englert,
Info:
Die vergangenen Preisträgerinnen und Preisträger waren
2005 Amos Oz,
2008 Pina Bausch,
2011 Adonis,
2014 Peter von Matt,
2017 Ariane Mnouchkine und 2020 Dževad Karahasan.
Frühere Preisträger waren unter anderem
Sigmund Freud (1930),
Hermann Hesse (1946) und
Thomas Mann (1949).
Erster Goethepreisträger war im Jahr 1927 Stefan George.