IMG 8751 Foto Zoller DiskussionsrundeEine raumbeanspruchende Wildtierart

Sabine Zoller

Bad Wildbad (Weltexpresso) - „Rotwild - eine raumbeanspruchende Wildtierart, die bei unterschiedlichen Zielgruppen ein nicht unerhebliches Konfliktpotential zwischen Forst und Jagd, sowie Waldbesitzern und Freizeitliebhabern birgt“, steht in der Einleitung zum Bericht der Rotwildkonzeption Nordschwarzwald zu lesen, die von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) im Kurhaus von Bad Wildbad vorgestellt wurde.

Das Problem ist einfach. Dem Wappentier des Landes munden nicht nur Knospen und Triebe. Bei Nahrungsknappheit schält das größte heimische Wildtier gerne die Rinde von Bäumen stammumlaufend ab. Mit dem „Verbiss“ wird die Wasser- und Nährstoffversorgung des Baumes unterbrochen, was zum Leidwesen von Waldbesitzern die Entwicklung der Pflanze nachhaltig stört. Um die Waldbewirtschaftung und den klimabedingten Waldumbau nicht durch Rotwild zu gefährden, spielt die Steuerung der Rotwilddichte durch Bejagung eine zentrale Rolle. Da zunehmende Freizeit- und Tourismusaktivitäten wiederum einen bedeutsamen Einfluss auf das Verhalten des Rotwilds ausüben, nutzen die Tiere das Nahrungsangebot im Wald, meiden offene Grünflächen und sind dann im Jagdgebiet nur schwer zu verorten. Ein Kreislauf, der durch ein wissensbasiertes Rotwildmanagement zukunftsorientiert gelöst werden soll, zumal in Zeiten des Klimawandels dem Aufwachsen einer neuen, gemischten Waldgeneration eine besondere Bedeutung zukommt. „Wir dürfen aber nicht nur das Rotwild alleine betrachten. Es geht auch um den Umgang des Menschen mit dem Wald insgesamt. Das sind Freizeitaktive, Waldbesitzer und die Jagenden, die alle mit dem Rotwild zu tun haben“, so Rudi Suchandt,

Leiter des FVA Wildtierinstituts Freiburg, der mit Dominik Fechter, Max Kröschel und Stefan Ehrhart die natur- und sozialwissenschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung eines räumlich differenzierten Managementkonzeptes präsentierte. Berücksichtigt wurden dabei die Gebiete, die Verbreitung und Population des Rotwilds, sowie die genetische Diversität und Populationsmodellierung, die für Sarah Schweizer (MDL), Sprecherin für Wald, Forst und Jagd der CDU Landtagsfraktion überaus wichtig ist: „Wenn wir unsere Rotwild Population im Land nicht miteinander vernetzen, ist das Rotwild mittelfristig nicht überlebensfähig.“

Um dem Verlust einer genetischen Diversität entgegenzuwirken, wird für das störungssensible und lernfähige Wildtier nicht nur eine Vernetzung zwischen den Rotwildgebieten von Nord- und Südschwarzwald angestrebt, sondern zudem eine Verbesserung der Nahrungsverfügbarkeit mittels Schaffung von lichten Waldstrukturen. Die Wissensgrundlagen dazu wurden durch Studien erarbeitet, die unter anderem auf einem akribischen Fotofallenmonitoring basieren. Um einen gesunden Rotwildbestand in Baden-Württemberg zu entwickeln, bedarf es allerdings dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren, die Ulrich Schraml, Leiter der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg zusammenfasst: „Heute war es wichtig zu zeigen, wie wesentlich es ist, dass man sich verschiedene Bereiche anschaut. Zum einen die Lebensweise des Rotwildes, und zum anderen welche Wirkung Rotwild in der Landschaft hat.“ Für Felix Reining, Vorstand Forst BW AöR steht der Wald im Fokus. „Um diesen der für den Klimawandel fit zu machen, brauchen wir mehr Mischungen, mehr Stabilität und mehr Vielfalt.“ Die Voraussetzung dafür ist ein ausgewogenes Verhältnis von Wild und Wald, das nur mit angepassten Rotwildbeständen funktionieren kann. „Das heißt, man muss eine Form finden, bei der sowohl die Interessen des Rotwildes, des Menschen und des Waldes unter einen Hut gebracht werden“, so Jörg Ziegler von der obersten Jagdbehörde im Baden-Württembergischen Ministerium Ländlicher Raum.

Und das ist die Herausforderung

Klimaresistente Wälder sind die Herausforderung der kommenden Jahre und
Das wird nur mit angepassten Rotwildbeständen funktonieren können
d.h., man muss eine Form finden, bei der man sowohl die Interessen des Rotwildes, des Menschen und des Waldes unter einen Hut bringt.

Foto:
©Zoller