ranzig 4885Jung & Fischer in der osthessischen Provinz

Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Die Komiker Björn Jung und Guido Fischer waren mit ihrem Programm „Innen 20, außen ranzig“ zu Gast in Schlüchterns Stadthalle. Wer eine „Comedy“ (so stand es auf den Plakaten) besucht, der weiß, dass Nonsens präsentiert werden wird und was ihn erwartet. Solch eine Show muss nicht intelligent oder nachdenklich sein, Hauptsache man wird mit allen Mitteln zum Lachen gebracht.

Die geteilte und nicht sehr volle Halle war mit kleinen Tischen hergerichtet, die Gäste wurden mit Getränken bedient, es herrschte eine Atmosphäre wie im Kabarett. Von Anfang an waren die Comedians im intensiven Kontakt mit dem hingerissenen Publikum. Zunächst wurden von ihnen Schlüpfer (Unterhosen) verteilt, die vor Begeisterung auf die Bühne geworfen werden sollten. Das erinnerte an Frauenslips, mit denen früher Tom Jones bei seinen Auftritten überhäuft wurde. Andererseits nahmen die Schlüpfer auch das folgende, oft schlüpfrige Programm vorweg. Kleines Beispiel: „Am besten sie ist pudelnackt / wenn sie dir an die Nudel packt.“

Fischer & Jung entwickelten ihre Gags aus dem hier und jetzt, denn Comedy ist meist Situationskomik. Leute aus Publikum wurden befragt, wo sie herkämen, „aus Ulmich“ (Ulmbach), oder eine Gaby und die Birgit durften sich persönlich vorstellen. Alle kamen dann oft in den Slapsticks der Komödianten vor. Das Duo stritt oder verspottete sich selbst, führte imaginäre Telefonate mit Veranstaltern oder verfranzte sich in absurden Dialogen: 

Björn Jung ist verliebt, hat jedoch Angst vor einem Gespräch mit Nicole, seiner neuen Liebsten. Sie will ihn unbedingt treffen, aber er weiß nicht was er dann tun soll. Also simuliert er mit seinem Partner, der ihn ansäuselt wie Nicole, ein Telefongespräch - welches er aufgrund des Gesäusels ständig für echt hält.

ranzig 4957Oder Jung fand soeben in der Garderobe einen Beutel mit Latexklamotten und Handschellen. Nach einigem hin und her gibt Fischer zu, er wolle seine Frau überraschen, die beim Fernsehen immer einschläft. Er könne ja mit ihr einen Porno gucken, schlägt sein Mitspieler vor. „Allein?“, fragt der. „Nee, Du kannst die Schwiegereltern dazu einladen und einen Kuchen backen.“ 

Es wird sehr, sehr viel gelacht im Saal, denn die Comedians sind durchaus unterhaltsam.


Die beiden spielen sich selbst als ranzige Neunzigjährige oder probieren vergeblich die Beziehungsübung, zwei Minuten lang nichts zu sagen. Ein Gag jagt den anderen, ein Ulk folgt dem nächsten, bis sie um 22 Uhr „Wir sind hier“ (nach der Melodie von „I will survive“) schmettern und sich dann blitzartig verabschieden. Das Auditorium kann sie auch durch langen Beifall zu keiner Zugabe bewegen. Am Ende hinterlässt das einen ranzigen Beigeschmack, denn den ganzen Abend lang loben die Komiker das „tolle Schlüchterner Publikum“ - und lassen es dann so abrupt hängen.
 

Fotos:
© Hanswerner Kruse
Björn Jung (links) & Guido Fischer in Aktion