2024 oeblarn festspiel3Die Öblarner Festspiele 2024

Sabine Zoller

Schladming/Öblarn (Weltexpresso) – Das Öblarner Festspiel “Die Hochzeit” ist das größte Laientheater im Alpenraum und wird nur alle fünf bis sechs Jahre aufgeführt. Als Naturkulisse dient der malerische Marktplatz im Ort Öblarn, wo Kirche, Herrschaftsamt, Pfarrhof und Kirchenwirt eine Schauspielarena bilden, die keinerlei technischer Hilfsmittel mehr bedarf.


Das Schauspiel der besonderen Art bekommen Gäste der steirischen Tourismusregion Schladming-Dachstein in den kommenden Wochen geboten, wenn ein ganzer Ort zur Theaterbühne wird. Paula Groggers Theaterstück basiert auf einer wahren Begebenheit und so entführt sie sowohl das Publikum, als auch die Darsteller ins Jahr 1821, um mit „Die Hochzeit" eine Liebesromanze mit bunten Trachten und alte Traditionen hautnah zu erleben. Alle paar Jahre verwandelt sich die Ennstaler Gemeinde Öblarn in jene „Bretter", die bekanntlich die „Welt bedeuten". Über 300 Laienschauspieler wirken im Stück von Paula Grogger mit und machen es damit zum größten Laientheater im Alpenraum, bei dem sogar einige der Öblarner ihre eigenen Vorfahren spielen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Erzherzog Johann, der im Jahr 1821 als Brautführer des Pflegers zu Gstatt zu Gast in Öblarn war und die Hochzeit zu einer Begegnung mit seiner Herzensgeliebten Anna Plochl nutzte. Lebhaftes Treiben am malerischen Marktplatz, viele Zwiegespräche rund um die heimliche Liebe und die Sorgen und Nöte der Bevölkerung und fast schon in Vergessenheit geratenes Brauchtum schmiegen sich wie ein Mantel um die Handlung, die ihren Höhepunkt in der „Huldigung" Erzherzog Johanns, dem guten Geist der Steirer erreicht!


201807 oeblarn festspiel1Ein ganzer Ort wird zur Theaterbühne

Um 18 Uhr erscheint der Hochzeitslader auf dem Kirchplatz und lädt das Publikum und die Schauspieler ein, ins Jahr 1821 zurückzukehren.

Der Marktplatz, der als natürliche Kulisse dient, füllt sich mit Schulkindern und ihrem Lehrer, die eifrig für den Empfang des steirischen Prinzen proben. Dorfbewohner, Chormädchen und edle Gäste aus der Umgebung vermischen sich und unterhalten sich über die Taten des steirischen Prinzen und seine geheime Geliebte, die Bürgerstochter Anna Plochl aus Aussee. Als der Hochzeitszug mit Erzherzog Johann erscheint, geht einiges schief, doch Johann lächelt über die Missgeschicke hinweg.

Als der Hochzeitszug in die Kirche einzieht, versuchen zwei Zuckerbäcker, darunter ein eingewanderter Franzose, ihr Geschäft zu machen. Immer wieder werden sie von Kindern um einige Mehlspeisen erleichtert. Der allgemeine Dorftratsch bringt viel Humor und zeigt charmant das damalige Dorfleben. Die Holzknechte bereiten bereits das Seil für die Hochzeitsmaut vor, als plötzlich eine Gauklertruppe auf dem Dorfplatz erscheint. Sie singen eine rührselige Geschichte von unglücklicher Liebe zwischen Arm und Reich.

Auch politische Ereignisse, historische Begebenheiten und die Bemühungen Johanns werden von den Dorfbewohnern diskutiert. Auf dem Rückweg des Hochzeitszugs wird nach alter Tradition abgesperrt, bevor die Herrschaften zum Schloss Gstatt fahren.

Nach einigen Begegnungen zwischen Dorfbewohnern, Zigeunern und alten Bekannten mit Erzherzog Johann trifft der steirische Prinz schließlich auf seine Anna, die bemerkt, wie sich der Platz respektvoll leert. Die beiden gehen ihre gemeinsamen Erlebnisse durch, und trotz aller Angst kann Anna ihre Zuneigung nicht verbergen. Erzherzog Johann, ergriffen von seinen Gefühlen, fasst einen entscheidenden Entschluss, wie er auch in seiner Biografie schreibt.

Die Kranzljungfern holen Johann auf ein Podium, wo er einen Fackelzug und die Huldigung des Dorfes entgegennimmt. Drei sehr bewegende Reden führen zum Höhepunkt des Spiels: Der Amtmann begrüßt den hohen Gast auf seine bodenständige, bäuerliche Weise, der aufgeklärte Bader hält eine Rede für eine vielversprechende Zukunft. Johann vereint die Gegensätze durch seine Herzensgüte.

Mit der einstigen Volkshymne marschieren alle Mitwirkenden über die Bühne, und der singende Nachtwächter führt die Vorfahren zurück in die Ewigkeit. www.oeblarn-festspiel.at

2024 oeblarn festspiel2Regie von Bernhard Wohlfahrter

Bernhard Wohlfahrter wurde 1996 in Haus im Ennstal geboren und sammelte umfangreiche Erfahrungen als Produktions- bzw. Regieassistent an zahlreichen Kino- und TV-Filmsets.
Dabei konnte er von namhaften Filmemachern wie Jo Baier, Joseph Vilsmaier, Edgar Reitz, Andreas Kleinert, Mareille Klein und Tim Fehlbaum lernen. Als Regisseur und Autor dreht er sowohl Kurz-, als auch Dokumentarfilme, unter anderem auch über die Münchner Liedermacherlegende Konstantin Wecker sowie Beiträge für die Sendereihe „Unter unserem Himmel“ des BR Fernsehens.

2018 inszenierte Bernhard Wohlfahrter zum ersten Mal das traditionsreiche Volksstück "Die Hochzeit" für die Öblarner Festspiele und bringt es 2024 erneut erfolgreich zur Aufführung.

Fotos:
©oeblarn-festspiel