Davide Zecca
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es erscheint wie ein Omen: im Monat, der den Frühlingsaufbruch markiert und der nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt ist, beginnt und endet das Leben einer der schillerndsten Figuren der italienischen Geschichte: Gabriele D'Annunzio – bekannt als „Il Vate“ („Der Prophet bzw. der Dichter“). Zwischen diesem Beginn und dessen Ende spielt sich ein umfangreiches und komplexes Geschehen ab, welches im Folgenden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird:
Geboren am 12. März 1863 in der Hafenstadt an der Adriaküste, Pescara in den Abruzzen, geht es für den strebsamen Sohn eines vermögenden Landbesitzers und Händlers zügig nach oben. Schon mit 16 Jahren erscheint sein erster Gedichtband „Primo vere“ („Der erste Frühling“), mit dem er Kritiker erfolgreich überzeugen konnte. Als 18-Jähriger ließ er sich in der italienischen Hauptstadt nieder, wo er bis 1889 als Journalist für die Zeitung „La Tribuna“ arbeitete; dabei fand er schnell Zugang zur aristokratischen Gesellschaft, wo sich ihm neue Türen öffneten. Neben seiner journalistischen Tätigkeit schuf er ebenfalls seine umfangreichen literarischen Werke, darunter u.a. "Il piacere" („Die Lust“) aus dem Jahre 1889, „L'Innocente" („Der Unschuldige“) aus dem Jahre 1892 und „Il fuoco“ („Das Feuer“) aus dem Jahr 1900. In diesen Werken, die man im erweiterten Sinne als Trilogie verstehen kann, begibt sich der feinsinnige Ästhet und glänzende Stilist auf die intensive Suche nach den beiden Extremen: wahrhaftiger Ästhetik und zerstörerischer Dekadenz zugleich.
In seinem Erfolgsroman „Il piacere“, mit dem er den Beginn seiner Karriere als Schriftsteller markiert, reflektiert er die literarischen Strömungen der Zeit, insbesondere den Einfluss des französischen Symbolismus, indem er autobiografische Elemente, wie etwa seine Lebenserfahrungen und Ansichten über Ästhetik und Hedonismus verarbeitet. In seinem zweiten Roman „L'Innocente“ erforscht er die Themen Eifersucht, Leidenschaft und das Verlangen nach Sinnlichkeit – ohne dabei die entgegengesetzten Pole zwischen moralischer Verantwortung sowie hedonistischen Neigungen zu vernachlässigen. In seinem letzten Roman aus der Trilogie "Il Fuoco" setzt D'Annunzio seinen Erzählstil fort und erkundet weiterhin die Motive der Leidenschaft, Sinnlichkeit und ästhetischem Streben.
Dabei lässt D'Annunzio seiner Leserschaft sehr deutlich seinen experimentellen und poetischen Schreibstil sowie seine Faszination für das Sinnliche und Exzessive erkennen. D’Annunzio begann als leidenschaftlicher Symbolist und repräsentativer Autor der Fin-de-Siècle-Literatur seine Karriere. „Seine Novellen sind psychopathische Protokolle, seine Gedichtbücher sind Schmuckkästchen; in den einen waltet die strenge nüchterne Terminologie wissenschaftlicher Dokumente, in den andern eine beinahe fieberhafte Farben- und Stimmungstrunkenheit“, so Hugo von Hofmannsthal 1893 über den Schriftsteller.
Fortsetzung folgt
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Zweitveröffentlichung vom 12. März 2024