Das Kloster Maulbronn
Mortimer Marstrand
Maulbronn (Weltexpresso) Das Kloster Maulbronn gilt mit seiner weitläufigen Anlage als das am besten erhaltene Zisterzienserkloster nördlich der Alpen. Noch heute lässt sich in den Hallen der Abtei das einstige Leben der Mönche im Mittelalter und darüber hinaus nachvollziehen. Denn selbst nach der Auflösung des Klosters wurde der Ausbau des Ensembles unter den württembergischen Herzögen vorangetrieben und um weitere Speicher- und Verwaltungsbauten sowie dem Jagdschloss ergänzt. Am Samstag, 12. Oktober, um 14.30 Uhr bietet sich den Besucherinnen und Besuchern mehr über den historische Baubetrieb der ehemaligen Zisterzienserabtei zu erfahren
Am Anfang war die Romanik
Aus der Gründungszeit von Kloster Maulbronn in der Mitte des 12. Jahrhunderts ist heute nur wenig erhalten geblieben. Umso wertvoller sind die frühen Überreste, die auf ihre Entstehung in der Romanik hindeuten – so etwa die Rundbögen der Chorschranke in der Kirche. Ebenfalls eine außergewöhnliche Rarität und sogar die älteste datierbare Tür Deutschlands findet sich ebenfalls an der Maulbronner Klosterkirche: Das romanische Hauptportal mit seinen Eisenbeschlägen ist um 1178 entstanden. Kurz nach 1200 wurde die Romanik im Kloster Maulbronn von der Frühgotik abgelöst. Die Zisterzienser importierten somit nicht nur ihre Ordensgemeinschaft aus Frankreich, sondern waren auch Wegbereiter für die Verbreitung des gotischen Baustils, der dort seinen Ursprung hat. Die ersten Bauwerke im Stil der Gotik auf deutschem Boden entstanden im Zisterzienserkloster Maulbronn.
Die Blüte der Frühgotik
Ein frühgotisches Meisterwerk und ein Meilenstein der Kunstgeschichte ist das sogenannte „Paradies“, die Vorhalle zur Maulbronner Klosterkirche. Geschaffen wurde die Halle vor rund 800 Jahren von einem unbekannten Baumeister, der in späterer Zeit den Namen „Paradiesbaumeister“ erhielt. Zu dieser Zeit stand die romanische Klosterkirche mit ihren massiven Wänden und kompakten Pfeilern bereits. Mit dem gotischen Baustil des Paradieses wurde dazu der passende Kontrast geschaffen: Die Fensteröffnungen wurden großzügig gestaltet. Die „Dienste“ – schlanke, vor die Wand gesetzte Stützen – scheinen das feine strukturierte Rippengewölbe förmlich zu tragen.
Die Gotik im Kloster
Der unbekannte Paradiesbaumeister hinterließ im Kloster noch weitere Spuren seiner Baukunst: Er gab die Ausmaße des neuen Kreuzgangs in gotischen Formen vor. Auch das beeindruckende Herrenrefektorium mit seiner herrschaftlichen Atmosphäre zählt zu seinen herausragenden Bauwerken im frühgotischen Stil. Ebenfalls auf ihn zurückzuführen ist der südliche Kreuzgangflügel und jeweils zwei angrenzende Joche des westlichen und östlichen Flügels. Weitere bedeutende Strukturen, darunter der restliche Kreuzgang, der Schlafsaal der Mönche im Obergeschoss und der Kapitelsaal mit seinem aufwendigen Rippengewölbe entstanden vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Das Team der Klosterverwaltung bietet regelmäßig unterschiedliche Führungen durch das UNESCO-Welterbe an, bei denen Interessierte mehr über das Kloster und seine bedeutende Baugeschichte erfahren können.
In der Sonderführung „Die Entdeckung einer anderen Welt“ am Samstag, 12. Oktober, um 14.30 Uhr entführen die Referenten Dr. Hermann Diruf und Dr. Gaby Lindenmann-Merz in die Welt des mittelalterlichen Baubetriebs und stellen das Kloster als Wirtschaftsorganismus vor. Auf ihrem Rundgang durch die ehemalige Abtei entdecken die Gäste neben der Klausur auch Räume, die der Öffentlichkeit nur selten zugänglich sind. Eine Anmeldung unter +49 (0) 70 43.92 66 10 oder an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ist erforderlich.
Fotos:
Facettenreiche Architektur
© Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Foto 1: Maulbronn_aussen-guenther-bayerl
Foto 2: Maulbronn _innen_paradies_dirk-altenkirch
Foto 3: Maulbronn _innen_klosterkirche-juergen-franke