Pelzig1Erwin Pelzig und „Der wunde Punkt“

Eva Mittmann

Bad Nauheim (Weltexpresso) - Am Donnerstag, den 7.11.24 hat die legendäre Kleinkunstreihe der Stadt Bad Nauheim abermals einen hochkarätigen Künstler zu Gast. Unter dem Titel „Erwin Pelzig: Der wunde Punkt“ präsentiert nämlich Frank-Markus Barwasser sein neues Programm im großen Saal der Trinkkuranlage. Gleich zu Beginn geht er „den wesentlichen Fragen und Phänomenen der Jetzt-Zeit“ nach, die da lauten: „Weswegen gibt es Klima-Kleber?“ und außerdem noch: „Weswegen gibt es Leute, die mit Kartoffelbrei auf Kunstwerke schmeißen?“ Jedoch, ob man dadurch Mehrheiten gewinnen könne, wage er sehr zu bezweifeln, wie er sagt, auch wenn er die Berechtigung dieses Anliegens nicht bezweifle.

Pelzig2Es liege vermutlich an den Kränkungen, die heranwachsende Jugendliche zu ertragen haben. Diese seien schon immer ein starkes Motiv gewesen für extreme Handlungen, führt er weiterhin aus und kommt auf seinen Vater zu sprechen, der ihn nie gelobt habe. Dies beschreibe für ihn die Wurzel allen Übels. Deshalb erklärt er unmissverständlich: „Loben Sie, loben Sie! Was wäre uns alles erspart geblieben, hätte jemand den jungen Adolf Hitler für seinen Postkartenschrott gelobt.“
Fehlendes Lob könne ohnehin fatale Konsequenzen haben, welche durch das so genannte „Stockholm-Syndrom bekannt sind. Dies bedeute nämlich, dass die Unterdrückten die Unterdrücker plötzlich sympathisch finden. So seien beispielsweise Massenmörder wie Mao, Stalin und Hitler von ihren Vätern verdroschen, gefoltert und gedemütigt worden. Sadam Hussein, der Bürgermeister von Stockholm und Wilhelm der Zweite, als auch alle US-Präsidenten hätten beispielsweise allesamt eine schwere Kindheit gehabt und seien mit allem vermöbelt worden, was verfügbar war. (Nur Donald Trump sei nicht körperlich misshandelt worden.) Niemals solle man deshalb Zeit verschwenden mit unfreundlichen Menschen, alles digitale Gesindel oder „Social Media“. Das Hauptaugenmerk sollte nämlich schwerpunktmäßig auf das Positive gerichtet sein, damit man nicht, wie die französische Künstlerin Collette eines Tages sagen müsse: „Was für ein herrliches Leben ich doch hatte. Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.“

Pelzig3Doch seien auch bisweilen negative Gefühle notwendig. Ohne Angst gäbe es beispielweise keinen Mut – und ohne Mut keine mutigen Entscheidungen. Wie bereits Hanna Arendt wusste: „Angst ist für das Leben unverzichtbar.“ Was auf fränkisch soviel heiße wie: „Nur, wer die Hosen voll hat, sucht den frischen Wind.“ Außerdem gebe es ohne Mut auch keine mutigen Entscheidungen. Wir aber müssten uns auf jeden Fall mutig entscheiden in Zeiten, in denen uns soviel Angst gemacht werde von den „Trumps“ dieser Welt. Dieser Angst müsse eine große Portion Mut entgegengesetzt werden, damit wir zukünftig selbstbestimmt entscheiden können, denn:
„Wer nicht sagt, was er will, bekommt auch nie das, was er möchte.“
Dazu müssen wir aber auch genau wissen, was wir möchten und uns auf das Positive konzentrieren, denn wie hieß es bereits in der legendären Chaplin-Rede: „Nur, wer nicht geliebt wird, hasst.“



Fotos
©: Michael Dellermann

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