Führung zu Ratgeb-Wandgemälden im Frankfurter Karmeliterkloster am kommenden Sonntag, 19. Januar
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Sonntag, 19. Januar, führt die Kunsthistorikerin Silke Wustmann um 15 Uhr durch das mittelalterliche Karmeliterkloster und erläutert die Wandgemälde des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb. Ratgeb und seine Werkstatt schmückten zwischen 1514 und 1521 den gerade erweiterten Kreuzgang des Karmeliterklosters mit der Heilsgeschichte und das Refektorium mit Motiven der Ordensgeschichte aus. Die damals entstandenen Bilderzyklen gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen.
Manche Fragen können weder der Multimediaguide noch die Dauerausstellung im Institut für Stadtgeschichte umfassend beantworten: Wer ist die Dame mit dem ausgefallenen schwarzen Hut? Was hat es mit den Männern bei der Einschiffung auf sich? Warum haben die Wandbilder Fehlstellen? Deshalb können sich Interessierte jeden dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr einer fachkundigen Führung anschließen, die sich speziell mit den historischen und kunsthistorischen Aspekten der Wandgemälde Ratgebs beschäftigt.
Die den heutigen Betrachtern vielfach unbekannte Ikonografie wird ausführlich erläutert, sodass die beeindruckenden Bilder zum Sprechen gebracht werden. Nebenbei wird bei dieser Führung das Karmeliterkloster entdeckt. Es ist die einzige erhaltene mittelalterliche Klosteranlage in Frankfurt am Main und hat trotz erheblicher Umbauten und Kriegszerstörungen viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt.
Man lernt vor den Wandgemälden auch Sehen. Das ist ernst gemeint, denn wir sind heute mit unseren schnellen Blicken so was von oberflächlich. Vor diesem mittelalterlichen Wandgemälde muß man einfach staunend stehen bleiben und sich in das Bild hineinarbeiten - durch Schauen. Natürlich ist dann wichtig, daß man, wie für die Führung angekündigt, ikonografische Hinweise erhält, sei es, daß benannt wird, um welche Personen es sich historisch handelt oder wofür bestimmte Attribute stehen. Aber dann langt es auch, sich einfach der ganzen Wand zu öffnen, einfach hineinzuschauen, weil, wie es so schön heißt, das Bild dann zurückblickt. Das war und ist übrigens die Funktion der Ikonen, von denen die Orthodoxen wissen, daß nicht wir Menschen in die Bilder hineinblicken, sondern daß die Bilder in uns blicken!
Foto:
©Institut für Stadtgeschichte
Info:
Treffpunkt zur Führung ist das Foyer im Institut für Stadtgeschichte, Münzgasse 9. Die Teilnahme kostet acht Euro, ermäßigt vier Euro, und ist ohne Reservierung möglich.