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Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Hilmar Hoffmann, der „Grandseigneur“ der Frankfurter Kulturlandschaft, wäre am Montag, 25. August, 100 Jahre alt geworden. In seiner Zeit als Frankfurter Kulturdezernent etablierte er den Leitspruch „Kultur für alle“ und formulierte damit den Anspruch, allen Menschen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Dieses neue Kulturverständnis kam einem Paradigmenwechsel gleich: Kultur sollte nicht nur einem kleinen Kreis vorbehalten sein, sondern der breiten Bevölkerung, unabhängig ihrer Herkunft – eine Kulturpolitik, die wegweisend für viele andere Städte wurde.
Hilmar Hoffmann studierte Regie an der Folkwang-Universität in Essen und blieb sein Leben lang dem Theater und auch dem Medium Film verbunden. In Oberhausen in Nordrhein-Westfalen arbeitete er zunächst als jüngster Direktor einer Volkshochschule und anschließend als Sozial- und Kulturdezernent, dort gründete er auch die bundesweit bekannten Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen.
Von 1970 bis 1990 war Hilmar Hoffmann schließlich Kulturstadtrat (heute Kulturdezernent) von Frankfurt am Main. In seiner Amtszeit prägte er die Kulturlandschaft der Stadt mit Weitsicht und in vielfältiger Weise: sein ehrliches Interesse für die Belange der Kultur und der breiten Frankfurter Bevölkerung bewirkte inhaltlich und strukturell einen Wandel in der städtischen Kunstlandschaft, der bis heute sichtbar ist.
Kulturdezernentin Ina Hartwig würdigt ihren Amtsvorgänger so: „Ohne Hilmar Hoffmann hätten wir heute nicht das Museumsufer, wie wir es kennen. Er war die treibende Kraft, viele Museen umzugestalten oder neu zu bauen. Hilmar Hoffmann hatte eine beeindruckende Energie und hat für die Kultur in Frankfurt sehr viel bewegt und geschafft. Mit seinem berühmten Credo ‚Kultur für alle‘ hat er den Kulturbegriff regelrecht umgekrempelt und erneuert: Alle Gesellschaftsschichten sollten an Kultur teilhaben können, und auch die Künste sollten sich öffnen. Dieses Motto hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Die Aufgaben für die kulturelle Bildung sind in unserer vielfältigen, diversen Gesellschaft sogar noch größer geworden.“
Innerhalb weniger Jahre sind in Frankfurt zahlreiche neue Museen gebaut worden
Das Frankfurter Museumsufer mit seinen vielen Museumsbauten und repräsentativen Häusern am Mainufer entstand unter der Führung von Hilmar Hoffmann in nur wenigen Jahren. Wichtigen Themen wie Architektur, Film oder Jüdische Geschichte wurden bundesweit erstmals ein eigenes Museum gewidmet. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Walter Wallmann, Stadtkämmerer Ernst Gerhardt und Baudezernent Hans-Erhard Haverkampf – den Mitstreitern des „Hoffmann-Quartetts“ – und weiteren engagierten Menschen in Stadtpolitik und -verwaltung erreichte der Kulturstadtrat, dass das Deutsche Filmmuseum gegründet und in einer historischen Villa etabliert, die Schirn Kunsthalle in der Nähe zu Dom und Römer errichtet und renommierte Architekten für Museumsneubauten gewonnen werden konnten – so entstand zum Beispiel das ikonische, als Tortenstück bezeichnete Gebäude des Museums für Moderne Kunst aus Plänen von Hans Hollein.
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