PEN INternational kuZwischen Kuba und Cancel Culture

Redaktion

Darmstadt (Weltexpresso) -  Die Diskussion um Meinungsfreiheit, politische Vereinnahmung und die Grenzen literarischer Solidarität wird auch in Deutschland zunehmend mit harten Bandagen geführt – bis hin zur Gewaltandrohung gegen Autoren, die zu Veranstaltungen eingeladen wurden, und zu Veranstaltern, die auf beschämende Weise einknicken und diese Autoren wieder ausladen. Als ob die Freiheit des Wortes als Grundrecht nur denjenigen gewährt werden soll, die sie nutzen, um eine gewisse Meinung zu äußern.


PEN Deutschland kann nicht auf jeden dieser Fälle reagieren, auch wenn wir sie alle aufmerksam verfolgen und eine klare Haltung dazu haben: Die Freiheit des Wortes ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden, ja vielleicht sogar dessen Freiheit ganz besonders. Der Fall der kubanischen Autorin María Cristina Garrido Rodríguez, die für ihre regimekritischen Äußerungen 2021 in Kuba ins Gefängnis kam, steht exemplarisch dafür und ist Anlass für ein Gespräch des PEN Deutschland auf der Frankfurter Buchmesse.

Seit Jahren versuchen wir in Kooperation mit PEN International, Garrido aus der Haft zu befreien. Und das auch heute noch, obwohl ihr Fall durch jüngste Recherchen komplizierter geworden ist. Es gibt Berichte über eine mögliche Verbindung Garridos zu einer konservativen kubanischen Partei, die wiederum eine Allianz mit der rechtspopulistischen spanischen Partei VOX eingegangen haben soll. Genau an diesem Punkt könnte eine Diskussion beginnen, ob man eine offensichtliche „Rechte“ lieber nicht (mehr) unterstützen sollte.

Schon anlässlich eines früheren Falls – des algerisch-französischen Autors Boualem Sansal, der ganz offen rechtsgerichtete Ansichten vertritt und gute Beziehungen zur populistischen Rechten in Frankreich unterhält – erklärte unser Vizepräsident Najem Wali: „Wenn ein Schriftsteller verhaftet wird, schaue ich nicht nach rechts oder links, sondern geradeaus, in welchem Gefängnis er sitzt.“

Dieser eine Satz bringt Haltung und Selbstverpflichtung von PEN Deutschland auf den Punkt, er hat nichts von seiner Gültigkeit verloren. Auch María Cristina Garrido Rodríguez ist für ihre öffentlich geäußerte Meinung in Haft geraten, das allein ist für uns – und für jeden, der die Meinungsfreiheit als Grundrecht für alle begreift – Grund genug, uns in unseren Bemühungen um ihre Freilassung nicht beirren zu lassen.

In jüngster Zeit haben Fälle wie jene von Susanne Dagen, Michel Friedman oder Julia Ruhs gezeigt, wie rasch sich Fragen der Redefreiheit mit politischen Zuschreibungen verbinden. Zwischen Cancel Culture und ideologischer Vereinnahmung gerät das Grundsätzliche leicht aus dem Blick: die Anerkennung der Sprache als Raum der Freiheit. Der Fall Garrido bietet Anlass, dieses Spannungsfeld in Frankfurt öffentlich zu reflektieren.

Freitag, 17. Oktober 2025
13:30–14:00 Uhr
PEN-Stand, Halle 3.1 / K71
„Inhaftiert in Kuba: María Cristina Garrido Rodríguez“
Gespräch: Najem Wali (PEN-Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter) mit Ariel Maceo Tellez (kubanischer Writers-in-Exile-Stipendiat des PEN)
Moderation: Dr. Jürgen Strasser (Projektleiter Writers in Prison / Literarisches Leben)


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