4. Land Art Festival am Rande der Rhön

Hanswerner Kruse


Schlüchtern (weltexpresso) - Am Wochenende präsentierten Künstlerinnen und Künstler ihre Kunstwerke in der Landschaft um Hutten-Heiligenborn am Rande der Rhön. Hier, an der „Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis“, können sie nun zwei Monate lang von Interessierten besucht werden.

Auf der Wiese oberhalb des Schwimmbads grüßt die Besucher die große, dort beim ersten Festival vor vier Jahren platzierte Doppelkopf-Skulptur Thomas Kippenbergs. „Damit man die wieder wahrnimmt“ hatte die Choreografin Monica Opsahl sie durch ihre Tänzerinnen erneut sichtbar gemacht. Hunderte von Menschen stromerten am Sonntag, geführt von der KulturWerkerin Hannah Wölfel oder alleine durch die Gegend um das Bergrestaurant.


Tänzerinnen belebten während der Führungen weitere Kunstwerke - etwa die von Gerwin von Monkiewitsch zu eisernen Pflanzen montierten Schaufeln (Schippendehls Traum“) oder schufen mit seltsamen Bewegungen eine fremdartige Atmosphäre im dunklen Gehölz um die fliegende „Schwerelos“ Thomas Kippenbergs. Tränen der kleineren Balletteusen gab es samstags, weil aufgrund des schlechten Wetters, alle Tänze ausfielen.


Sowohl in den Gesprächen mit anwesenden Künstlern als auch durch die geführten Gänge über den Kunst-Parcours wurde deutlich, dass sehr viele Werke durch weiter gestaltete Fundstücke entstanden. „Das Gassi gehen mit Hunden scheint die Kreativität besonders zu fördern“, meinte Werner Obländer augenzwinkernd. Er hatte dabei mal ein verbogenes Sägeblatt und ein halbes Vogelnest gefunden und zur NaturGewalt“  montiert. „Ich sammle alles und habe zwei Räume voll mit gefundenen Dingen“, erzählte Norbert Blücher, der eine Baumwurzel mit einer Riesenmuschel als „Mutierte Wegschnecke“ präsentierte. Birgit Hackbarth erblickte im Bauschutt eine weibliche Figur, „da wurde das Zeugs plötzlich wertvoll.“ Sie gestaltete den Fund weiter und fügte zur Frau noch einen Säugling aus Betonresten hinzu („Mutter mit Kind“).


Die Objekte lassen sich nicht einfach in der Natur aufstellen, meinten einige Künstler. Das verwendete Material, vor allem aber die Natur selbst, beeinflussen die Wirkung der Werke. Die riesigen Fotos „Menschen auf Bäumen“ der Gruppe Prompte Rührung sollten eigentlich nur als Wandbilder vergrößert werden. Doch durch den Druck auf halbtransparenten Planen und nach dem Aufhängen in der Landschaft verwandeln sie sich ständig durch das unterschiedliche Licht. Oft ändern sich also die ursprünglichen Ideen bei ihrer Realisierung, denn die künstlerische Tätigkeit ist ein Prozess. Manche Künstler haben keine konkrete Idee im Kopf, darum reden sie so ungern über ihre - in der Hochzeit des Bewussten mit dem Unbewussten - entstandenen Objekte.


Die weiter gestalteten, an Bäume montierten Masken Renate Roeders haben ebenso wie die im Wald versteckten Larven Kippenbergs eine magische Wirkung, weil sie bereits in Ritualen oder Aufführungen lebendig wurden. Am Rande des Festivals gab es eine Baummeditation Sabine Dänners.
Zwei Monate lang bleiben die Artefakte am Heiligenborn, einige KulturWerker werden dort weiter an Objekten arbeiten oder neue hinzufügen. Viele Besucher waren zum ersten Mal in Hutten und staunten über die „unglaubliche Schönheit“ oder „die atemberaubende Wildheit“ der Landschaft. Die bietet während der Ausstellungszeit neben Erholung manche künstlerische Überraschung und Veränderung der Wahrnehmung.

Foto: Hanswerner Kruse

INFO:
Der Parcours kann jederzeit alleine begangen werden. Eine Wegbeschreibung zu den manchmal verborgenen Werken gibt es im Bergrestaurant und bald auf der Webseite des KulturWerks. Führungen auf Anfrage (0170 38 58 246).
Zur Halbzeit vom 29. bis 31. Juli und zum Abschluss vom 2. bis 4. September gibt es Präsentationen mit Tanz, Führungen, Meditationen und Malaktionen.
www.kulturwerk2010.de