befindet Oberbürgermeister Feldmann:, nachdem der Magistrat der Stadt Frankfurt den neuen Chef der SCHIRN bestellt hat

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das war eine Sache der Etikette. Denn als nach dem Weggang des so erfolgreichen Dreier-Direktors Max Hollein in Philipp Demandt ein Nachfolger für zwei der Kunstinstitute, nämlich Städel und Liebieghaus, gefunden war, erwarteten alle, daß der Neue: Philipp Demandt aus Berlin auch die Schirn übernähme, die im Gegensatz zu den beiden Museen für Gemälde und Skulpur eine reine Ausstellungshalle ist.

Da aber im Gegensatz zu den beiden Museen die Konstruktion der Schirn mit einem Aufsichtsrat und einer Gesellschafterversammlung eine andere ist, mußten hier die Regularien eingehalten werden. Das nutzten die einen, um den OB Feldmann am Zeug zu flicken, die anderen behaupteten die neue Kulturdezernentin - Felix Semmelroth (CDU)hatte seinen Abschied genommen, weil nach der Kommunalwahl und einer neuen Zusammensetzung des Magistrats, seine Partie, die CDU, das Kulturdezernant nicht wichtig fand und er nicht weiter gestützt wurde - Ina Hartwig wolle eine andere Lösung und was sonst noch alles an Vermutungen im Raum stand. Kein Mensch hat dabei darüber diskutiert, daß früher alle drei Kulturhäuser unter je eigener Leitung standen. Die Zukunft wird zeigen, ob es die Managereigenschaften von Max Hollein waren, die die drei Häuser zusammenhielten oder ob sie jetzt auseinandertrifften.

Ein Argument ist für eine Zusammenballung der Häuser schlagend, daß nämlich eine Kunsthallte alleine, ohne im Rücken über viel Bestand zu verfügen, den man an die Museen, von denen man für eine Ausstellung Leihgaben erwartet, dann auch ausleihen kann, daß es eine solche Einrichtung schwerer habe, hochkarätige Ausstellungen zu machen. Allerdings sind die Jahre davor, wo die Schirn eigenständig war, auch Jahre der großen Ausstellungen gewesen, wo zuerst Christoph Vitali (dann Direktor des Beyelermuseums bei Basel) zusammen mit Sibyll Ebert-Schifferer (Direktorin Darmstadt, aller Dresdener Museen, Herziana in Rom) die tollsten Ausstellungen russischer Avantgarde und italienischen Barocks nach Frankfurt holte, was ein Magnat wurde und auch danach konnte Hellmut Seemann (dann Präsident der Kalssik Stiftung in Weimar) spannende Ausstellungen zeigen. Das muß einfach erwähnt werden, weil das Gedächtnis für vorangegangene Kulturtaten in Frankfurt wohl besonders löchrig ist. Wichtig ist auch zu erwähnen, daß sich Max Hollein erst einmal als Chef der Schirn ab 2001 einen Namen machte, vbevor er ab 2006 sukzessive das Städel und das Liebighaus übernahm.

 

Nun aber zu Philipp Demandt, der noch Leiter der Alten Nationalgalerie in Berlin ist und ab Oktober in Frankfurt die erwähnten drei Kulturinstitute leiten wird. Dazu teilte die Stadt mit:  Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main hat heute beschlossen, dass Philipp Demandt zum 1. Oktober die Geschäftsführung der Schirn Kunsthalle Frankfurt übernimmt. Damit ist die Gesellschafterversammlung (Magistrat) dem Vorschlag von Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden der Schirn Kunsthalle Frankfurt Peter Feldmann sowie Kulturdezernentin Ina Hartwig gefolgt. Philipp Demandt wird ab 1. Oktober ebenfalls die Direktion für das Städel Museum und die Liebieghaus Skulpturensammlung übernehmen.

Die interimistische Geschäftsführung der Schirn Kunsthalle Frankfurt durch Inka Drögemüller endet zum 30. September. Ab 1. Oktober wird erstmalig auch die Position der stellvertretenden Direktion geschaffen und mit Drögemüller besetzt.

„Philipp Demandt ist ein großer Gewinn für die Kulturstadt Frankfurt. Seine umfangreichen Erfahrungen als Ausstellungsmacher und Kulturmanager prädestinieren ihn in hervorragender Weise für die Leitung der drei Häuser. Ich bin überzeugt, dass er mit zukunftsweisenden Ideen viele innovative künstlerische Vorhaben umsetzen und die großen Erfolge von Schirn, Städel und Liebieghaus fortsetzen wird“, erklärt Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Kulturdezernentin Ina Hartwig betont: „Die Bestellung von Philipp Demandt als Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt in Verbindung mit der Führung von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung ist eine äußerst erfreuliche Lösung. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem renommierten Kunsthistoriker Philipp Demandt und dem ebenso innovativen wie erfahrenen Team aufregende Ausstellungsformate erwarten können. Die Schirn Kunsthalle zeigt mit ihren publikumswirksamen Präsentationen ein unverwechselbares Profil und hat sich als eines der führenden zeitgenössischen Ausstellungshäuser positioniert. Sie korrespondiert auf eine hervorragende Weise mit den Sammlungsschwerpunkten des traditionsreichen Städel zu Alten Meistern und Werken der klassischen Moderne.“

„Über die Entscheidung und das entgegengebrachte Vertrauen des Magistrats freue ich mich sehr. Die Schirn ist eine der taktgebenden Kunstinstitutionen Frankfurts und eines der wichtigsten Ausstellungshäuser Europas. Ihre Leitung ab dem 1. Oktober zu übernehmen, ist nicht nur eine große Freude und eine herausfordernde Aufgabe, sondern auch eine Chance, mit anspruchsvollen Konzepten und außergewöhnlichen Ideen, die kulturelle Landschaft Frankfurts und darüber hinaus zu gestalten“, so Philipp Demandt.

 

Über Philipp Demandt

Der 45-jährige Kunsthistoriker wurde nach einer Ausstellungsassistenz im Bröhan-Museum 2004 Dezernent bei der Kulturstiftung der Länder. Zu seinen Aufgaben zählten die Beratung und Unterstützung deutscher Kultureinrichtungen beim Erwerb und der Finanzierung von Kunstwerken von der Vor- und Frühgeschichte bis zum 19. Jahrhundert sowie bei Ausstellungsvorhaben. Von 2007 bis 2010 war er zudem Mitkurator der Ausstellung „Luise. Leben und Mythos der Königin“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Darüber hinaus konzipierte und leitete er die von der Kulturstiftung der Länder herausgegebene Zeitschrift „Arsprototo“ sowie deren wissenschaftliche Publikationsreihe „Patrimonia“ und veröffentlichte zahlreiche Artikel zur Kunst- und Kulturgeschichte in führenden Tageszeitungen. 2012 wurde Demandt zum Leiter der Alten Nationalgalerie in Berlin ernannt. Hier hat er unter anderem mit einer umfassenden Neukonzeption der Schausammlung sowie mit ebenso innovativen wie erfolgreichen Ausstellungen wie „Rembrandt Bugatti“, „Impressionismus/Expressionismus. Kunstwende“ oder zuletzt „Der Mönch ist zurück“ auf sich aufmerksam gemacht.



Foto:   OB Peter Feldmann mit Philipp Demandt, Inka Drögemüller und Ina Hartwig (c) Alex Kraus, pia