Ein Gespräch mit der Sängerin


Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Die Sängerin Ulla Meinecke gastiert mit ihrem Programm „Wir waren mit dir bei Rigoletto, Boss“ am 12. November um 20.10 Uhr beim KulturWerk-Festival 2016 in Schlüchtern. Zuvor habe ich die Sängerin in Berlin getroffen.


„Du bist die Tänzerin im Sturm / Du bist ein Kind auf dem Eis...“ -  in den 1990er Jahren war Ulla Meinecke (62) mit ihren poetischen Songtexten die erfolgreichste deutsche Sängerin. Auch für viele Ost-Hessen war sie die Heldin ihrer Jugend oder des frühen Erwachsenenlebens... Im letzten Jahr kam sie nach Fulda, nun tritt sie beim KulturWerk-Festival in Schlüchtern auf. Das Treffen im Berliner Bergmannkiez ist schwierig, mal kommt die Sängerin eine Stunde zu früh und wir verpassen uns, mal begegnen wir uns, aber sie hat zu wenig Zeit.

Der dritte Anlauf gelingt, vielleicht werden wir beide ja eine Fußnote in ihrem Buch „Glanz und Elend der Chaotiker“ werden. Die Musikerin  gibt pro Jahr nicht nur bis zu 100 Konzerte sondern schreibt Bücher, Texte für andere Sängerinnen und Sänger („Die Person muss mich künstlerisch interessieren“) und hat auch schon Theater gespielt.


Was erwartet uns bei Ihrem Konzert in Schlüchtern?


Es wird musikalisch bestimmt ein ganz toller Abend. Wenn man schon so lange und so viel zusammenspielt wie ich mit den beiden Musikern Ingo York und Reinmar Henschke, dann fliegt einem entweder alles um die Ohren und man trennt sich - oder man wird immer besser. Unsere Konzerte sind dauernd anders, aber es wird oft salzig weil die Träne rinnt - vor Lachen oder vor Rührung. Zwischen den Songs erzähle ich wie überall skurrile Geschichten.


...und was ist mit dem seltsamen Titel?


Sie meinen „Wir waren mit dir bei Rigoletto, Boss“? Das ist ein Zitat aus dem Film „Manche mögen’s heiß.“ Das weist auf die angenehme Verblödung hin, die sich auf einer Tour einstellt. Man verschrullt ein bisschen. Unter dem Titel haben wir auch im letzten Jahr ein Doppelalbum live aufgenommen, das gibt es nur bei unseren Konzerten und auf der Webseite (SIEHE COVER-FOTO).


Sie haben sehr viele unterschiedliche Dinge gemacht, was ist das Gemeinsame?


Es gibt zwei Säulen, ich schreibe Songtexte, kleine Geschichten und Bücher oder ich singe und erzähle auf der Bühne. Mein Theaterspiel war sozusagen nur eine Episode. „Männerbeschaffungsmaßnahmen“ war kein Musical sondern ein Schauspiel mit Songs, die Produzenten haben eigentlich nur mit meinem Namen geworben.

Das Stück wurde ein riesiger Erfolg, das ahnte vorher niemand, wir haben es 460 Mal gespielt. Wir sind auch auf Tournee damit gegangen, die wollte ich nicht abbrechen, weil ich ein sehr loyaler Mensch bin.


Aber Sie spielen nicht mehr Theater?


Nachdem ich in die Welt des Theaters vorgedrungen war, kann ich nur sagen, wir Musiker sind ein schlichtes und gutartiges Völkchen. Die Theaterleute machen aus den kleinsten Mücken riesige Elefanten, die alles niedertrampeln. Nicht nur die Schauspieler sondern auch Regisseure, die sich gebärden wie Nero (lacht). Die Leidensfähigkeit von Schauspielern ist unglaublich, was die sich gefallen lassen müssen... Jeder Rock ’n Roller würde sofort alles hinschmeißen, selbst wenn er keinen Cent mehr in der Hosentasche hätte.


Und das Schreiben, das ist doch was sehr Einsames?


Ja, es macht zwar Spaß, erfordert aber viel Disziplin und zum Glück habe ich ja auch die musikalische Säule, die Bühne...


...nicht nur des Geldes wegen?


...das ist schon wichtig, klar. Aber Musiker brauchen das Publikum, nehmen sie Dylan mit seiner Never Ending Tour oder die Stones, die haben ja nun wirklich genug Geld.
 Auch wir spielen durchgehend das ganze Jahr über - und das wird erst einmal so bleiben.


Sie haben mal gesagt, „Musikalisch bin ich nie glücklicher gewesen als heute“


Ja, das Tourneeleben hat auch seine Schattenseiten, wie jeder Beruf, aber wir können die Leute ja nicht zu uns nach Hause einladen (lacht). Doch ich liebe Hotels, in wie vielen bin ich in den vierzig Jahren gewesen...? Übrigens habe ich schon vor Zehntausenden von Leuten gespielt, in großen Hallen und auf Festivals, aber das ist nicht mein Ding. Und auf die Promi Diner oder Casting Shows im Fernsehen habe ich keine Lust. Lieber eine Woche lang jeden Abend in einem Club spielen, als einmal im Riesensaal!


Fotos © Ulla Meinecke