Serie: Frankfurt liest ein Buch: Benjamin und seine Väter von Herbert Heckmann, Teil 13

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Kulinarische Poesie und Texte von Herbert Heckmann mit Tafelmusik“ sind für diesen Abend in der Oper Frankfurt angekündigt. Die Abende in der Oper mit der Verbindung von Text und Musik gehören zu den spannendsten der Leseaktion.

Beim achten Mal von FRANKFURT LIEST EIN BUCH ist die Oper das sechste Mal dabei, hieß es zur Einführung: „Aber zum ersten Mal liest Lothar Ruske. Ein Hausdebüt, sagt man dazu.“ Lothar Ruske war von Anfang an derjenige, der diese, sich gerne LESEFEST nennende Aktion mitplant und organisiert, also ein Herzstück vom Ganzen. Für diesen Abend mußte man sich etwas Besonderes ausdenken. Denn bisher gab es für diesen speziellen Abend immer Texte, zu denen sich die Musik sozusagen von alleine ergab.

Damit tut man sich in BENJAMIN UND SEINE VÄTER schwer. Da kann man – es geht ja auch um einen Kinder- und Jugendroman – nicht viel Musikalisches erwarten. Und bei Heckmann selber? Nein, das ist vermittelter. Herbert Heckmann war das, was man einen Gourmet nennt, aber auch einer, der als Koch glänzte und sowieso als Weinkenner anerkannt war. Es gibt einen Text aus den WEINPREDIGTEN , der sich – siehe Titel – darauf bezieht. Dieser also wurde das Motto des Abends und die Musik war eine Melange zwischen Orten, an denen gerne getrunken wird und der Musik, die in den Zwanziger/ Anfang Dreißiger Jahren – Zeit des Romans - besonders populär war: Schlager, Salonmusik, Barmusik und ein wenig Swing und Jazz..

Nach dem Lesen über Das Labyrinth, als das sich für Benjamin die Frankfurter Kleinmarkthalle entpuppt, in der er erst eine Orange klaut und am Schluß für 10 Pfennige das Herz eines Hahns ersteht, den Adressat Jonas nicht auf einmal aufessen kann, kam das SalonTanzOrchester zum Zuge. Man kann in der Einladung nachlesen, daß dieses Orchester seinen Schwerpunkt auf die Musik der 1920er Jahre legt, aber auch Walzer der k.u.k. Monarchie, Filmmusiken und Operettenmelodien im Repertoire hat.

Das Orchester, in Großformation elf Musiker, tritt an diesem Abend mit vier jungen Personen auf, drei Männern und einer Frau. Bertold Breig am Klavier hat die Arrangements zusammengestellt, Philipp Enger am Kontrabaß zeigt, wie man mit diesem Gerät auf eine fast autistische Zwiesprache mit dem eigenen Instrument angewiesen ist, soll der angezielte Klang ertönen, Jens Bischof swingte mit seiner Klarinette, was es das Zeug hielt und Regine Schmidt gab mit der Violine den Ton an!

DAS FRÄULEIN GERDA von Herbert Wernicke (1909-1999) kennen Sie sofort, wenn Sie es hören. Der Komponist war auch sein eigener Sänger und Pianist. Und das Publikum im Holzfoyer der Oper war begeistert, wie diese vier jungen Leute aufspielten, daß man nur so die Fußspitzen wippen sah. Und als DER WIND HAT MIR EIN LIED ERZÄHLT ertönte, konnte ich kaum an mich halten, mitzusingen. Daß dieses bekannte Zarah Leander Lied aus dem Film LA HABANERA von Lothar Brühne (1900-1958) stammt, wußte ich genauso wenig, wie daß dieser zeitweilig der Ehemann der bekannten Schauspielerin Vera Brühne war. Er hat noch andere Ohrwürmer komponiert wie KANN DEN LIEBE SÜNDE SEIN. Fortsetzung folgt

Foto: (c) weinflaschen-foto.de


Info:

Herbert Heckmann, Benjamin und seine Väter, Roman
Mit einem Nachwort von Peter Härtling
440 Seiten. Gebunden. Lesebändchen.
€ 22,00 €[A] 22,70
ISBN: 978-3-89561-482-8


Herbert Heckmann, Benjamin und seine Väter,
Audio-CD
Ganzlesung von Herbert Heckmann. Eine Produktion des Hessischen Rundfunks 1996
2 mp3-CDs. Spieldauer ca. 13 Stunden
€ 20,00 (UVP) €[A] 20,00
ISBN: 978-3-89561-481-1