ta shelter 1. tadabhEine Ausstellung der Videoarbeit von Katrin Heydekamp im Gerhard-Marcks-Haus, Bremen, Teil 1/2

Thomas Adamczak

Bremen (Weltexpresso) - Diese Idee der Bildhauerin Katrin Heydekamp passt in unsere Zeit. »Shelter« meint einen Ort der Zuflucht, bedeutet auch Obdach, Herberge. Es geht demnach um einen Ort, der - vermeintlich - Schutz und Sicherheit bietet.

Katrin Heydekamp, die die Videoarbeit »Shelter« im Pavillon des Gerhard-Marcks-Hauses in Bremen präsentiert, zog sich für Konzeption und Gestaltung ihres Ausstellungsbeitrags in ein Bremer Hotelzimmer zurück. Während man sich einen Lyriker in der Anonymität des Hotelzimmers unschwer vorstellen kann, ist das Hotelzimmer als Atelier einer Bildhauerin schon etwas ganz Besonderes.

Die Idee passt allerdings vorzüglich zur Konzeption des Gerd-Marcks-Hauses, in dem zeitgenössischen Bildhauern , die sich von der traditionellen Bildhauerei entfernen, geeignete Räume für die Präsentation ihrer Kunstprodukte zur Verfügung gestellt werden.

Hinter der klassizistischen Architektur des Pavillons des Gerhard-Marcks-Hauses vermuten ortsunkundige Betrachterinnen und Betrachter kaum eine ehemalige »öffentliche Bedürfnisanstalt«, als welche das Gebäude zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts diente.

Wenn man den Begriff »Bedürfnisanstalt« allerdings unbefangen beim Wort nimmt, was wegen der öffentlichen Wirkung dieses Museums nahe liegt, dann passt er hervorragend zu den ganz unterschiedlichen Ausstellungen des Hauses, das ja ein öffentliches Bedürfnis nach Begegnung mit zeitgenössischer Kultur wecken und befriedigen will.

In gebotener Kürze einige Anmerkungen zu der Videoarbeit von Katrin Heydekamp. Verwendet werden in der modernen Bildhauerei andere Materialien als Bronze, Holz und Stein, und zudem wird die Grenze zu anderen Medien wie Videokunst und Malerei überschritten.

ta shelter 2. martha In der Videoarbeit der Künstlerin Heydekamp finden Materialien Verwendung, die sie in ihrem Hotelzimmer vorgefunden hat. Materialien in einem Hotelzimmer? Na klar doch, da findet sich mehr, als man zunächst vermutet. Unter anderem Toilettenpapier und Klobürste, Zeitungen en masse, die in den Foyers ausliegen, Handtücher, Bettwäsche und, als unerschöpfliche Fundgrube, diverse Fernsehsendungen, also z.B. Tagesschau, Filme und Werbeeinsprengsel, die in der Flimmerkiste rund um die Uhr angeboten werden. Ein TV-Apparat steht ja mittlerweile in jedem Hotelzimmer.

Die ganz unterschiedlichen Szenen dieser Videoarbeit konfrontieren den Besucher der Ausstellung mit Einsamkeit und Sterilität eines Hotelzimmers, wie sie Alleinreisende erfahren können. Das Zimmer kann zwar ein Ort der »Zuflucht« (»Shelter«) sein, aber ein solcher Ort wirft einen auch auf sich selbst zurück. Das macht sich die Künstlerin zu Nutze, indem sie das leere Bett zeigt und die gespenstische Stille der langen Gänge des Hotels, den Blick ins Treppenhaus mit vereinzelt ankommenden Hotelgästen oder wenn sie den Getränkeapparat mit der Kamera ansteuert, an dem sich der Gast zu nächtlicher Stunde Getränke seiner Wahl besorgen kann, ohne das Hotel verlassen zu müssen.

Fortsetzung folgt

Fotos:
Shelter 1© martha
Shelter 2© tadabh

Foto 2: Shelter 1© martha

Foto 1: Shelter 2© tadabh

Foto 3: Shelter 3© martha

Foto 4: Shelter 4© martha

Info:
https://marcks.de/de/ausstellungen/aktuelle-ausstellungen/

Vom 24. Juni 2018 bis 16. September 2018 sind im Gerhard-Marcks-Haus in Bremen 4 Ausstellungen zu sehen. Außer der besprochenen von Katrin Heydekamp noch die Ausstellung »Idyllen und Katastrophen« des Rostockers Wolfgang Friedrich und zwei Ausstellungen (»Gute Unterhaltung« und »Kosmos Marcks«), die dem Namensgeber des Hauses gewidmet sind.