Serie: Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa, Teil 4

 

Claudia Schulmerich und Hans Weißhaar

 

Mannheim (Weltexpresso) – Aha, denken wir weiter, dieser Karl Stieler wurde wohl Hofmaler, denn er malte auch Ludwig I. im Jahr seiner Krönung , was nun das Gegenbild zur Privatheit ergibt, denn der stehende Monarch ist angetan mit dem Krönungsmantel einschließlich Hermelin und weißen Handschuhen, barhäuptig mit Locken und Schnurrbart, das liegende Zepter mit der Rechten umfaßt und die wirklich herrschaftliche Krone daneben.

 

Ludwig I. ist es, der ab 1845 Johann Baptist Schraudolph mit dem nahezu flächendeckenden Ausmalen des Speyerer Doms beauftragte, einen Nazarener, der in seinen Gemälden nicht nur Christus, sondern auch den König feierte. In der jungen Bundesrepublik dagegen war die Kunstrichtung der Nazarener als süßlich verschrieen, vor allem wollte man die architektonische Originalgestalt wiederherstellen und so wurde Ende der 1950er Jahre abgeräumt, viel zerstört, aber auch manche Fresken von Schraudolph, die Ölstudien sowieso, erhalten. Gerade im letzten Jahr wurden die erhaltenen Fresken in einem eigenen Raum wieder sichtbar gemacht und ein Film zeigt den Dom, wie man sich die Ausmalung im 19. Jahrhundert vorzustellen hat.

 

Mit einer WALHALLA der Pfälzer endet die Ausstellung, die nun wirklich den Begriff des Pfälzers sehr bunt und sehr männlich macht. Schon in der Ausstellung kamen Frauen wenig vor, das 19. Jahrhundert war trotz der zum Ende hin entstehenden Suffragettenbewegung ein Jahrhundert der Männer. Tatsächlich sind nur fünf Frauen unter den 42 Berühmheiten der Pfalz, die hier verewigt sind. Wir kennen nur eine.

 

Ausgerechnet Edith Stein, diese von den Nazis erst vertrieben, dann in Amsterdam aufgespürte Heilige, die schon 1942 im KZ Auschwitz Birkenau umgebracht wurde. Sie, eine Pfälzerin? Doch, doch, kann man schon sagen, die in Breslau als Jüdin Geborene, hatte in der Pfalz ihr christliches Erweckungserlebnis und wurde katholische Nonne, was die Nazis nicht hinderte, sie zu ermorden, weshalb sie zur Heiligen erklärt wurde. Hier steht sie im kessen Hut der Zwanziger Jahre hinter Henry Villard und Ludwig Levy, der eine war ein deutscher Emigrant und Eisenbahnmagnat in den USA, der andere Architekt und Hochschullehrer, was uns das Drücken auf die Knöpfe am Schaltpult gerne alles sagt.

 

Von alleine erkennen wir Max Slevogt – ach ja, hingeingeschmuggelt ist auch Helmut Kohl - , wir sichten den sitzenden Ludwig II. und im roten Anzug hinter ihm stehend Ernst Bloch, die komischste Paarung, und dort, das ist Hugo Ball und die Physiognomie von Ludwig I. kennen wir nun auch, haha, da oben steht Fritz Walter, aber wie Kohl eindeutig zwanzigstes Jahrhundert, aber, richtig, ein wichtiger Pfälzer, aber damit hat es sich schon und die anderen Pfälzer müßten wir uns erst erarbeiten. Was wir lassen, weil wir jetzt die Ausstellung noch einmal durchwandern, allerdings mit Begleitung.

 

Das Museum hat nämlich einen höchst ungewöhnlichen und amüsanten Audioguide machen lassen. Christian CHAKO Habekost ist für Pfälzer ein Begriff. Er hat sich auf den Weg durch die Ausstellung gemacht und die ehrwürdigen Objekte und historischen Taten aus seiner Sicht – eines pfiffigen Pfälzern in Pfälzer Mundart – kommentiert. Wir finden das prächtig und empfehlen es sehr. Wir aber haben ein schweres Versäumnis unsererseits mitzuteilen: Wir müssen zugeben, daß das Thema Wein bei der Besprechung der Ausstellung viel zu kurz gekommen ist!! In der Ausstellung sieht das anders aus und es ist auch ein eigenes Glas, das Dubbeglas mit dem „Königreich Pfalz“ -Herz Tattoo und eines für einen richtigen Schoppen kreiert worden, was Sie mitsamt dem Wein käuflich erwerben können. Hoch also den „Pälzer Schobbe“! Wir übrigens kennen auch ohne die Ausstellung den Trinkspruch: „Palzwoi als noi“. In diesem Sinne.

 

 

Bis 27. Oktober 2013

und mit Audioguide von CHAKO Habekost bitte

 

Begleitschrift:

Königreich Pfalz, hrsg. von Direktor Eckart Köhne, Historisches Museum Pfalz, Speyer 2013

Diese 130seitige Publikation, dicker als ein Begleitheft, dünner als herkömmliche Kataloge, faßt in Themenbereichen die Ausstellung sehr sinnvoll zusammen und gibt der Ausstellung das gehaltlliche Fundament, was überlebt, wenn die Ausstellung wieder abgeräumt wird. Die Kapitel lauten Die Pfalz und ihre Pfälzer, Unter Bayern, Geschichte und Gegenwart, Lebenswelten im Wandel, Neue Perspektiven, Kulinarische Pfalz, Ansichten und Einsichten.