Guido Weggenmanns Salonschau in der Kunststation Kleinsassen
Von Hanswerner Kruse
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Im Rahmen der Ausstellung „KunstSpieleKunst“ der Kunststation, zeigt Guido Weggenmann verspielte Skulpturen und Grafiken in der Salonschau. Vor dem Salon steht ein Gerät, aus dem ein Büschel Gras herausfährt. Eine lauernde Sense schwenkt heran, doch im letzten Moment zieht sich die Wiese zurück. Tja, „Das Leben ist kein Ponyhof“ heißt das Objekt - das gilt der Sense, die ständig vergeblich versucht zu mähen.
Im Salon dreht sich stündlich die mächtige „Olga“, eine Waschbürste aus einer Autowaschanlage. „Vorsicht!“, ruft Weggenmann einer Besucherin zu, die zu nah an das kreisende, zur Kunst erklärte Fundstück herangeht. Dann erzählt er Olgas Geschichte, die nach einem harten Arbeitsleben weggeworfen wurde. Der Künstler fand sie auf dem Müll, dort habe sie ihn an die Dramen erinnert, wenn Kuscheltiere unbemerkt aus Kinderwagen fielen: „So ein Ende hat Olga nicht verdient, ich habe ihr die Minibühne zum Tanzen gebaut.“
Wenn Weggenmann über seine Werke spricht, klingt das versponnen. Doch der Mann ist kein Outsider und weiß genau, welchen Stellenwert seine Skulpturen in der zeitgenössischen Kunst haben. Seit dem 15. Jahrhundert brachte seine Familie Steinbildhauer hervor - auch er wurde einer. Doch irgendwann wollte er Bewegungen in seine Arbeiten bringen. Er stand zwischen der Entscheidung, seine Bildhauerei in Italien zu vertiefen oder ein Studium an einer Akademie zu beginnen. „Es war wie ein Lottogewinn“, meint er, „als ich in München bei Professor Olaf Metzel studieren konnte.“ Für seinen Lehrer ist die Provokation als Denkanstoß wichtiger Teil der Kunst.
Weggenmann provoziert zwar nicht so spektakulär wie Metzel und sagt sogar, zunächst seien seine Werke gar nicht politisch. Doch er stimmt zu, ja, Kunst könne politisch werden. Sein unaufhörlich im Hintergrund brummendes Objekt „Brumm Brumm“ mit Stimmen von Teddybären ist ein Beispiel: Der unbefangene Betrachter denkt bei dem sich drehenden und dadurch brummenden Gerät an TV-Politikerrunden oder das ständige Meckern von Wutbürgern. „Aber mich hat es schon als Kind interessiert, Radios oder Spielzeug auseinanderzunehmen, um deren Funktion zu ergründen“, meint er.
Die kindliche Entdeckerfreude hat sich der 38-jährige bis heute erhalten. „Ständig finde ich Dinge“, meint er, und sucht plötzlich seinen Rucksack. Daraus zieht er eine Handvoll Polaroid-Bilder, die er von der Kuppel auf der Wasserkuppe aufgenommen hat. Was er daraus machen will, weiß er noch nicht, aber die Fotos sind Anregungen für neue Geschichten und Gestaltungen.
Nicht so einfach zu enträtseln sind seine Grafiken. Mit zarten Kugelschreiber-Zeichnungen hält er menschliche Eingriffe in die Natur fest: Hochsitze im Wald oder monotone Maisfelder. Seine Bilder klagen nicht an, aber er kann Kritisches über seine Beobachtungen sagen. Das gilt auch für seine PVC-Klebearbeiten auf Papier: „Der Micky-Maus-Kopf sieht so aus, wie die Kappe, die zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteile Menschen in Amerika aufgesetzt bekommen.“
Seine Wahrnehmungen realisiert der Künstler nicht in propagandistischen Kunstwerken. Stattdessen gewähren seine Arbeiten dem Publikum Raum für eigene Interpretationen und lassen sich nicht völlig „entschlüsseln“. Die Objekte behalten dadurch ihren poetischen Kern, der sich lediglich erspüren lässt.
Fotos:
(c) Hanswerner Kruse:
- Der Künstler erklärt sein Objekt „Das Leben ist kein Ponyhof“
- „Olga“ und der Künstler, im Hintergrund „Brumm Brumm“
Info:
Die Salonschau Weggenmanns ist - ebenso wie die gesamte Ausstellung „KunstSpieleKunst“ - noch bis zum 25. August in der Kunststation zu sehen: Dienstag bis Samstag 13 - 18 Uhr, Sonn- und Feiertag 11 - 18 Uhr
www.kunststation-kleinsassen.de