TitelFANTASTISCHE FRAUEN. Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo, in der Schirn Frankfurt bis 24. Mai, Teil 4/10

Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Glücklich und stolz nennt sich Museumsdirektor Phillipp Demandt, nunmehr eine der "ungewöhnlichsten, spannendsten und größten Ausstellungen zu eröffnen, welche die Schirn zu bieten hat".

Zum Pressetermin erscheinen auf dem Podium die Kuratorin der Ausstellung Dr. Ingrid Pfeiffer, Museumsdirektor Phillipp Demandt, die Geschäftsführerin des Kulturfonds Rhein-Main ,Karin Wolff, sowie Peter Gatzemeier als Vertreter der Dr. Marschner Stiftung.

"Fantastische Frauen" - Selten kam ein Titel treffender daher. Die Kunsthistorikerin Ingrid Pfeiffer hat uns hier wahrhaft ein kleines Meisterwerk kuratiert. Vertreten sind nämlich 34 Künstlerinnen aus 11 Ländern, hauptsächlich aus den 1930er bis 1960er Jahren. Insgesamt sind über 80 Leihgaben von Galerien und Museen aus aller Welt zu sehen.


Zwischenablage01So wird diesmal auch die komplette Galerie genutzt, um „den Frauen Raum zu geben“, wie es Phillipp Demandt  trefflich auszudrücken weiß. Denn die surrealistische Kunst der Frauen steht jener der Männer keinesfalls nach. Dies zeigt beispielhaft das Gemälde „Der Damenschneider“ der spanischen Künstlerin Remedios Varo (1908-1963), die maßgeblich von Salvatore Dali inspiriert wurde.


Zwischenablage02Auch das Gemälde „Die Surrealisten“ von Bridget Tichenor ist von beeindruckender Brillianz. Es ist kein Zufall, dass beide Künstlerinnen nach Mexiko gingen und sich Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre in einer Gruppe surrealistischer Malerinnen wiedertrafen. Denn seit den 1930er Jahren war Mexiko im Aufbruch, auch aus Deutschland kamen viele, die vor den Nazis flüchten konnten. Das offene gesellschaftliche Klima zog an.

Zur Auswahl des Titels der Ausstellung befragt, antwortet Frau Pfeiffer:
„Ich mag Alliterationen.“ Wohl gemeint als Entsprechung: Frau + Fantasie = fantastische Frau.
Recht hat sie. Es ist ihr ein kleines Meisterwerk gelungen, weil nämlich durch den Untertitel „Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo“ unter der Nennung dieser zwei großen Namen der surrealistischen Kunst ein weiter Bogen gespannt wird, der nun alle die weniger bekannt gewordenen internationalen Künstlerinnen des Surrealismus wertschätzend in den Fokus nimmt. Eine Frau hatte es als Künstlerin in der damaligen Zeit nicht leicht, sich in der von Männern dominierten Domäne des Surrealismus zu behaupten. Sie musste unter Umständen damit rechnen, von den männlichen Künstlern verniedlicht oder gar lächerlich gemacht zu werden.

So erklärt Kuratorin Pfeiffer, dass Max Ernst seinerzeit sogar vor der "Grand Dame" des Surrealismus Meret Oppenheim nicht Halt machte, indem er sie geringschätzig „das Meretlein“ nannte. Versteckte Abwertung verpackt als Verniedlichung. Zur Vermeidung einer respektlosen Haltung  muss die ernst zu nehmende weibliche Kunst unbedingt im Mittelpunkt stehen! Letztlich geht es bei einer gleichberechtigten Würdigung weiblichen Kunstschaffens auch um „das Hinterfragen von tradierten Rollenbildern und die Reflexion bestehender Machtverhältnisse“, wie es Peter Gatzemeier in seinem Grußwort zum Ausstellungskatalog prägnant formuliert. 

Ach, es tut gut zu sehen, wie jetzt gegenwärtig das unfassbar große Potenzial weiblicher Kunst in der Schirn gefeiert wird beim Eintauchen in die surrealen Welten!

Heute sogar mit einer Veranstaltung der ganz besonderen Art: Unter dem Titel "My surrealistic Valentine" kommt pünktlich zum Valentinstag  "I LOVE ENGTANZ aus Berlin in die SCHIRN und sorgt mit den besten Love­songs aller Zeiten für magi­sche Anzie­hungs­kraft auf der Tanz­flä­che".

https://www.schirn.de/kalender/angebote/my_surrealistic_valentine/

Fotos:
© Eva Mittmann

Info:
Die bisherige Serie
https://weltexpresso.de/index.php/kunst/18396-frida-kahlo-erst-volksheldin-dann-total-vergessen-heute-kult
https://weltexpresso.de/index.php/kunst/18397-aus-dem-volksvermoegen-schoepfen-und-es-bereicher
https://weltexpresso.de/index.php/kunst/18413-nicht-nur-das-erste-frida-kahlo-buch-kommt-aus-frankfurt-auch-ihr-erster-ausstellungskatalog