märz 1229Frühjahrsausstellung in der Kunststation Kleinsassen mit Volker März & Conrad Sevens

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Am Wochenende eröffnete die Kunststation Kleinsassen ihre Frühjahrsausstellung. Die Musikerinnen des Trios „Acht Ohren“ kreierten dazu mit Saxophon, Cello und Percussion aus „globalen Fundstücken“ frühlingshafte Klänge.

Volker März entführt das Publikum in einen absonderlichen Irrgarten: „Die heilige Haut ab ... und ein Affe hält die Welt an!“ Bereits am Eingang empfängt sein lebensgroßes Ebenbild mit einem auf der Brust liegenden Affen das Publikum. Danach wird man von einer Flut aus kräftig bemalten Tonfiguren, großen Bildern und Fotos, Holzskulpturen, Videos, Klangcollagen, Wandzeitungen und Installationen geradezu überwältigt.

Am besten betrachtet man zuerst die kleinen Wesen, die sich auf einem riesigen Brett im ersten Saal tummeln. „Was siehst Du?“, fragt der Künstler auf einem Flugblatt zu diesen „Rückenwärmern“. Jedoch muss man seinen Dialog - zunächst - gar nicht lesen, um das Arrangement zu verstehen, die aufgereihten „Kleinstmenschen“ sind ausdrucksstark genug.

Was man wissen muss, ist die Bedeutung der Affen: Viele Figuren haben affenartige Gesichter - aber das ist nicht als Herabwürdigung gemeint. März bezieht sich auf Franz Kafkas „Bericht für eine Akademie“, in der ein gefangener Affe aus lauter Verzweiflung zum Menschen wird. Die uns ähnlichen Primaten haben, so der Künstler, (fast) die gleichen Gene wie wir. Doch sie sind die besseren Menschen, weil sie nicht durch die Zivilisation verdorben sind und sich ihre spielerische Unschuld bewahren. März ist ein  kritischer moderner Romantiker und nicht  „verrückt“, wie eine empörte Besucherin meinte. Er offenbart sich mit vielen komischen oder sarkastischen Arbeiten als humanistischer Philosoph. Mithilfe diverser künstlerischer Mittel spielt er mit der Realität und stellt Gewissheiten infrage.

Für den Besuch seiner Ausstellung braucht man Zeit. Viel Zeit! Der Gesamtkunstwerker ließ drei Sofas aufstellen, in denen man immer wieder Platz nehmen und gelassen Teil der Schau werden kann. Daneben liegen Bücher zum Lesen, in denen er skurrile Fantasiegeschichten seiner Figuren erzählt.

sevens 1310Der arme Maler Conrad Sevens hat es schwer, im Nachbarsaal mit seinen „Ersehnten Landschaften“ gegen dieses surreale Pandämonium anzukommen. Denkt man! Doch so wie März aufwühlt, kann man in Sevens luftige Bilder entspannt hineingleiten. Mit seinen vielen übereinander aufgetragenen Farbschichten schafft Sevens zarte grau-blaue „Nebelbilder“, die wie Traum- oder ersehnte Landschaften ohne Wirklichkeitsbezug erscheinen. Sie sind keine Abbilder, die lasierten Ölbilder lösen sich völlig von realen Landschaften, geben allein die Stimmungen und Gefühle des Künstlers wieder. Bei der Erklärung seiner Lasurtechnik bewegt sich der bald Achtzigjährige wie ein Tänzer oder Fechter, um das wiederholte Wischen, Verreiben und Auftragen neuer Ölfarben durch Pinsel und Lappen in verschiedenen Schichten zu verdeutlichen.

Schon vor langer Zeit kam er sich mit seiner Arbeitsweise als „Außenseiter“ vor, weil niemand mehr so arbeitete wie er, berichtete der Maler. Deshalb begann er grellere Farben auf seine Leinwände zu spachteln. Diese neuen Arbeiten ergänzen oder konfrontieren sein Oeuvre, sie sind inspiriert von der bedrohlichen, gewaltsamen Seite der Natur. „Sie lodern auf zu einem kraftvollen Farbspektakel, das alle Formen tilgt“, meinte Dr. Elisabeth Heil in der Vernissage.

Die Kuratorin ist stolz auf die Ausstellung, welche die Kunststation noch durch eine Salonschau mit konkreter Kunst von Claudia Urlaß ergänzt, über die bald berichtet wird. Der Gegensatz von März und Sevens sei kein Zufall, so Heil, sondern bewusst gewählt. Den sehr gefragten, gewiss auch einzigartigen Künstler März hierher zu bekommen, ist wohl auch ein Kunststück gewesen.

Foto:
© Hanswerner Kruse
Oben Volker März auf der Couch
Mitte Conrad Sevens tanzt seine Lasurtechnik

Info:
Frühjahrsausstellung Kunststation Kleinsassen bis zum 1. Juni 2020.
Geöffnet donnerstags bis sonntags von 13 - 18 Uhr. In der Sommerzeit ab 29. März dienstags bis samstags 13 - 18 Uhr, sonn- und feiertags 11 - 18 Uhr
Zur Webseite der Kunststation