IMG 20200311 111801bDas Museum Wiesbaden eröffnet die Ausstellung „Lebensmenschen“ vom 13. März bis 12. Juli 2020

Eva Mittmann
 
Wiesbaden (Weltexpresso) - Museumsdirektor Dr. Andreas Henning, die Geschäftsführerin von Kulturfonds Karin Wolff und Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger eröffnen eine besondere und außergewöhnliche Ausstellung. Besonders und außergewöhnlich deshalb, da die Werke der beiden Künstler Alexej von Jawlensky (1864-1941) und Marianne von Werefkin (1860-1938) zum ersten Mal gemeinsam hier im Museum Wiesbaden ausgestellt werden.
IMG 20200311 114527
Die Retrospektive in Gegenüberstellung thematisiert für den Betrachter sichtbar die Wahlverwandtschaft und verdeutlicht gleichermaßen das Drama des Künstlerpaares, das trotz aller Widrigkeiten fast 30 Jahre seinem gemeinsamen künstlerischen Weg Seite an Seite gefolgt ist. Dies wird durch 187 Gemälde, Grafiken und Zeichnungen in dieser Doppelretrospektive vom 13.3. – 12.07.20 auf rund 900qm Ausstellungsfläche dokumentiert.

Bewusst wurde die Ausstellung in kleinere Räume gelegt, um den kleineren Formaten der Bilder gerecht zu werden, als auch epochale sowie örtliche und thematische Zuordnungen treffen zu können. Jeder Raum habe ein bestimmtes Thema. Dies sei ein gelungenes „Szenario, dem der Zuschauer gut folgen könne“. Die Doppel-Ausstellung Jawlensky/Werefkin war zunächst in München zu sehen und ist in enger Kooperation mit dem Lenbachhaus konzipiert worden. Zum Schluss der einleitenden Worte scherzt Andreas Henning: „Es stellt sich die Frage, wer von den beiden Künstlern mächtiger war?“ Und süffisant lächelnd fügt er hinzu: „Ich tippe mal auf die Frau - natürlich!“


IMG 20200311 120455bErfährt man mehr aus der wildbewegten Biografie der beiden Protagonisten, wagt man zu bezweifeln, ob Macht der treffende Begriff sein kann? Es verlangt schon ein Höchstmaß an Generosität und Leidensfähigkeit, hinzunehmen, dass der über alles geliebte Jawlensky dem eigenen Dienstmädchen, Helene Nesnakomov, einen Sohn zeugt. Doch sie bleiben zusammen – alle vier, teilen das Leben miteinander. Höchstwahrscheinlich getrieben von dem starken Willen, die Kunst zu erneuern.


Denn sie waren „die beiden treibenden Kräfte des Expressionismus“ wie Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger erklärt, „und sie erstmals im direkten Gegenüber vereint präsentieren zu können, war ein lang gehegter Wunsch des Museums Wiesbaden.“ Endlich werde explizit sichtbar, „was die beiden Künstler vereinte, was sie voneinander trennte und vor allem, was sie 29 Jahre lang trotz kompliziertester familiärer Verhältnisse zusammenhalten ließ – nämlich ihr unbedingter Wille, am Beginn des 20. Jahrhunderts die Kunst zu erneuern.“ Dies ist ihnen gelungen, denn Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin gehörten als Gründungsmitglieder zur „Neuen Künstlervereinigung München“ (NKVM, 1909) und zu den führenden Figuren des Expressionismus: „Blauer Reiter“, 1911.


IMG 20200311 114231bAls uns anschließend Roman Zieglgänsberger durch die Ausstellung führt, tut er dies mit unausweichlich ansteckendem Enthusiasmus. Man spürt förmlich, wie er vom Lebenswerk dieses Künstlerpaares und dessen dennoch eigenständiger Schaffenskraft tief beseelt ist. „Wir trennen nicht das Leben von der Kunst“, so schien das Credo von Jawlensky und Werefkin zu lauten. Sie waren offenbar untrennbar vereint in dem Willen, die Kunst des 19. Jahrhunderts überwinden zu wollen. So haben sie sich zeitlebens wechselseitig beeinflusst, trotz ihrer Trennung nach 29 Jahren Gemeinsamkeit.



Fotos:
© Eva Mittmann

Info:
Laufzeit der Ausstellung: 13.März – 12.Juli 2020
Zur Ausstellung „Lebensmenschen“ ist der gleichnamige Katalog beim Prestel Verlag in München (ISBN 978-3-7913-6976-1, für 36 Euro an der Museumskasse in dt./en.) und für Kinder im Alter von sechs bis 12 Jahren das Begleitbuch Alexej und Marianne (ISBN 978-3-89258-130-7, für 9 Euro) erschienen.