FZ fotostudioDie renomierte Kunststation Kleinsassen (Rhön) erneuert ihre Artothek

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Die momentane „Corona-Pause“ nutzt die Kleinsassener Kunststation, um ihre in die Jahre gekommene Artothek zu erneuern und zeitgemäß zu organisieren. Kurz vor der vorübergehenden Schließung bewilligte das Land Hessen dafür eine beträchtliche finanzielle Zuwendung.
Zur Zeit ist das Café des Ausstellungshauses zu einem provisorischen Studio umfunktioniert, in dem Fotograf Dr. Arnulf Müller sämtliche Kunstwerke der Artothek ablichtet. Über 1300 Gemälde und allerlei Skulpturen sind noch zu fotografierten. Bei den Vorbereitungen wurden auch ältere Arbeiten von Johannes Grützke und Willi Sitte „ausgegraben“, erzählt Kuratorin Elisabeth Heil lächelnd, „sogar ein Dalí ist dabei.“ Aber es werden ebenfalls aktuelle Arbeiten verliehen, etwa kritische Fotokunst von Mojgan Razzaghi, der flatternde Holzvogel von Thomas Putze oder das riesige Schattenbild Susanne Bockelmanns.

Die Station versteht sich seit jeher als Förderin der Kunstschaffenden, die für ihre Expositionen kein Honorar bekommen. Stattdessen werden Artefakte angekauft, manchmal auch in Kommission genommen. „Die gezeigten Arbeiten sind meist verkäuflich, aber dieser kommerzielle Aspekt steht nicht im Vordergrund“, erklärt die Leiterin der Station Monika Ebertowski: „Wir sind den staatlichen Museen gleichgestellt, auch wenn wir keine Kunstwerke sammeln. Alle Objekte der Artothek sind von Künstlerinnen und Künstlern, die hier ausgestellt haben, sie spiegeln die Geschichte des Hauses.“ Bis zu drei Jahren kann man sie ausleihen, die jährlichen Kosten betragen 5% des Kaufpreises, mindestens 36 Euro, für Kommissionsarbeiten 10%. Bei einem eventuellen späteren Kauf wird die Leihgebühr angerechnet, doch die Artefakte sind auch sofort käuflich. Größere Stücke sind manchmal zu teuer für den Erwerb durch die Station, dann wird mit den Kunstschaffenden über kleinere Werke verhandelt.

Die Fotoarbeiten sind Teil der Erneuerung der 1997 gegründeten Artothek, bisher konnte man lediglich eine unvollständige, bilderlose Übersicht der in Schieberegalen untergebrachten Bilder an der Kasse in einem PC sehen. In Zukunft kann das Publikum in einem PC auf einem Stehpult in den modernisierten Räumen sämtliche Arbeiten vorab betrachten. „Eine Präsentation im Internet stößt derweil noch auf riesige Schwierigkeiten“, erklärt Ebertowski, „denn wenn man ein Kunstwerk erworben hat, besitzt man noch lange nicht dessen Bildrechte.“

Baulich werden Fußboden, Decke und Eingang des etwas kümmerlich wirkenden Artothek-Saals den übrigen Schauräumen angepasst, Beleuchtung und Heizung werden verbessert: Im Mai beginnen die Bauarbeiten. 
Ebertowski hofft, dass sich die neue Artothek mit einer großen Sonderschau im Juli präsentieren kann. Die derzeit geschlossenen Ausstellungen können bis Mitte Juli verlängert werden, weil die geplante Präsentation aktueller chinesischer Kunst auf das nächste Jahr verschoben wurde. Durch Corona und andere organisatorische Unbilden war die Realisierung in diesem Sommer nicht mehr möglich.

Wozu eine Artothek?
Die Artothek der Kunststation ist ein Leihservice für Kunst, ähnlich wie in einer Bibliothek für Bücher. Durch ihre Erneuerung mit den Landesmitteln wird die kulturelle Entwicklung der Region unterstützt. Im Förderantrag wies Ebertowski darauf hin: „Die Artothek bildet über die Ausstellungen hinaus niedrigschwellige Angebote zur Betrachtung von Kunst und zur Teilhabe. Die Station öffnet sich für ein breiteres Publikum, das sich, so bald die Türschwelle einmal überschritten wurde, auch für weitere Angebote gewinnen lässt.“ Viele Kunstschaffende der Region bekämen dadurch auch außerhalb aktueller Ausstellungsbeteiligungen direkten Kontakt mit einem breiten Publikum, es entstehe eine „Win-Win-Situation.“

Foto:
Dr. Arnulf Müller fotografiert mit Leiterin Monika Ebertowski (Mitte) und einer Helferin sämtliche Objekte der Artothek © Kunststation