wpo artothek 2686Besuche in der neuen Artothek der Kunststation Kleinsassen

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Mit der riesigen Ausstellung „Lust auf Kunst“ feiert die Kunststation in allen Sälen die Neueröffnung ihrer renovierten Artothek. Alle gezeigten Werke wurden seit den 1970er-Jahren den Kunstschaffenden abgekauft, die sich hier präsentierten, und können ausgeliehen oder gekauft werden.
Am Freitag sind bereits die meisten Bilder aufgehängt und alle Skulpturen arrangiert. Allerlei gerahmte Gemälde und Grafiken lehnen noch an der Wand, während Arbeiter in der Artothek herumwerkeln. Zufrieden geht Kuratorin Dr. Elisabeth Heil mit dem staunenden Besucher durch die Fülle der gezeigten Kunstwerke. Die Schau wirkt sehr stark in sich geschlossen, manche Bildgruppen und Skulpturen scheinen aufeinander bezogen, obwohl es doch oft so verwirrend unterschiedliche Arbeiten sind. Aber zunächst kann (und sollte) man erst einmal durch die Hallen gehen, ansehen was einem gefällt - und aussuchen, was man wohl gerne zuhause hätte...

Bei mehrmaligen Gängen durch die Ausstellung lässt sich deren Gestaltung erkennen: Manchmal sind es nur die Farben ungleicher Gemälde, die einen Zusammenhang herstellen, manchmal sind es gegensätzliche Werke, die sich gerade durch ihre Konfrontation „etwas zu sagen haben“, meint Dr. Heil. Es gibt für jeden Besucher etwas, von düsteren dramatischen Ölbildern bis zu leichten luftigen Blumenaquarellen, von strengen konkreten Kompositionen bis zu wilden figurativen Malereien. Im kleinen Raum werden „Rhönbilder“ gezeigt - von Kunstschaffenden die zeitweilig hier lebten oder als Stipendiaten zu Gast waren. Einen anderen Ort nennt die Kuratorin „Kapelle“, weil diverse Objekte mit religiösen Motiven versammelt sind.

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Am Sonntag zur Eröffnung ist endlich die neue Artothek begehbar, die bisher - obwohl gut genutzt - wie ein Stiefkind der Kunststation wirkte. Sie ist nun luftig und hell wie die übrigen Säle und lädt zum Betreten ein. In die Hängeregale sind schon viele Bilder eingefügt, die man ebenso wie die ausgestellten ausborgen oder kaufen kann. In einem Besucher-Desktop sind sämtliche 1300 Stücke zu sehen, die bisher angeschafft und neu fotografiert wurden, die Suchfunktion wird noch programmiert. Monika Ebertowski, Leiterin der Kunststation, hat für den Umbau Mittel vom Land Hessen erhalten (wir berichteten). Dabei wurden auch zahlreiche erstaunliche Schätze entdeckt, die in den unübersichtlichen Grafikschränken lagerten und auf ihre Präsentation warteten.

„Nein, wir wollten keine ‚Petersburger Hängung’, das wäre ein Sammelsurium geworden“, erklärt Ebertowski auf Nachfrage. Bei diesem kuratorischen Prinzip werden viele unterschiedliche Gemälde eng neben- und übereinander gehängt. „Wir hatten bestimmte Arbeiten, die wir unbedingt zeigen wollten“, meint Dr. Heil dazu, für die haben wir passende oder konfrontative Objekte gesucht. Die Kuratorin hatte „alle Bilder im Kopf“ und probierte wochenlang am PC aus, was zusammenpasst oder eben nicht.

Gerade bekommt die fröhlich verrätselte Lithografie „Menschheitszirkus“ von Armin Müller-Stahl einen roten Punkt. Bereits zehn Stücke wurden Sonntagnachmittag verkauft, die man natürlich erst am Schluss abholen kann. Nach dem Erwerb oder als Ausleihe darf man die in der Artothek lagernden Werke sofort mit nach Hause nehmen.

„Man kennt fast alles was hier hängt“, meint eine Besucherin, die zu den regelmäßigen Gästen der Kunststation gehört und viele Ausstellungen gesehen hat. Doch die Schau ist nicht nur ein Parcours durch die Geschichte des Ausstellungshauses, sondern sie spiegelt zugleich die Bandbreite der zeitgenössischen Kunst wieder. Und sie macht deutlich, dass die Kleinsassener Artothek wohl mit denen der großen deutschen Museen auf einer Stufe steht.

wpo artothek 2740Monika Ebertowski, Leiterin der Kunststation in der Artothek

Kaufen oder Ausleihen?
Zur Neueröffnung der Artothek können alle Werke mit 10% Rabatt erworben werden. Müller-Stahls Lithografie war für 558 Euro (statt 620 Euro) ein Schnäppchen! Beim Ausleihen wäre der Mindestbetrag 36 Euro jährlich gewesen, ansonsten werden 5 % des Kaufpreises verlangt. Man kann Arbeiten drei Jahre lang behalten, bei einem eventuellen Kauf werden die Leihgebühren angerechnet.

Info:
Die Ausstellung „Lust auf Kunst“ ist noch bis zum 30. August geöffnet.
Dienstag bis Samstag 13 -  18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11 - 18 Uhr

Fotos:
(c) Hanswerner Kruse