Kleinsassen/Rhön (weltexpresso) - In der Kunststation Kleinsassen begann die Herbstausstellung mit Arbeiten dreier Kunstschaffender: Hyperrealistische Bleistiftzeichnungen von INK. Riesige stilisierte Tierdrucke und verzinkte Bleche mit eigenartigen Zeichen von Abi Shek. Magische fast abstrakte Farbkompositionen und Stelen von Günter Liebau.
„Kunst ist stets eine Auseinandersetzung mit der Welt“, schrieb Kuratorin Dr. Elisabeth Heil zur Eröffnung. Nun, ungleicher können die Gestaltungen kaum sein, mit denen die drei ihren Blicken auf die Welt eine Form gaben. Und dennoch fügen sich die Werke in ihrer - sagen wir - konfrontativen Unterschiedlichkeit, zu einer ausgewogenen Einheit.
Günter Liebaus Arbeiten in der Schau „Strukturen“ hält man zunächst für abstrakte Kompositionen und erträumte Landschaften, die keine erkennbaren Orte zeigen. Doch bei näherer Betrachtung, wirken die farbkräftigen Bilder vor allem durch ihre starken Oberflächen-Strukturen. Die schafft der Künstler durch übereinander aufgetragene, aufreißende Spachtelmassen, die er zwischendurch anschleift. Daher mischen sich Spuren der vorigen Gestaltungen mit weiteren Aufbrüchen und Rissen, auf die Liebau erneut reagiert. Seine nichts darstellenden Werke lösen beim Betrachter Emotionen und Fantasien aus, für die seine Titel Fährten legen: „Lichtspiele“ oder „Zwischen Moll und Dur“.
Die Zeichnerin INK interpretiert aktuell das alte christliche Thema „Glaube, Liebe, Hoffnung“ mit ihren Arbeiten. Das verkörpern - wörtlich - vor allem ihre diversen Evas, mit denen sie sich schon länger beschäftigt. Vor einigen Jahren tauchte in ihren Bildern der rote Paradies-Apfel auf. In der Schau symbolisieren ihre Eva-Zeichnungen mit Apfel die Nachdenkliche (erst mal eine rauchen), Entschlossene (auf geht’s in die Welt) oder Zweifelnde (soll ich den Apfel nehmen). Ihre Frauen kommen aber auch ganz ohne Farbspiele aus wie die nackte Schwangere, deren Titel auf Courbets „Ursprung der Welt“ verweist (Foto). Ihre sakrale Installation „Grablegung“ in einem Nebenraum ist für eine Kirche gedacht, deren Realisierung aber wegen Corona verschoben wurde. Das Thema wird durch wechselndes Licht auf INKs im Raum angeordnete Objekte quasi beleuchtet.
Abi Shek füllt die große Halle mit blauen Tuschezeichnungen und Holzdrucken von Stieren, Hirschen oder Straußen auf riesigen Leinwänden. Manche dieser Bilder in „Geschöpfe und Zeichen“ erinnern an vergrößerte, ins Licht gelangte Höhlenzeichnungen. Es geht dem Künstler nicht um die präzise Wiedergabe der Tiere, sondern er reduziert sie auf ihre reine Form - auf ihr Wesen. Auch in kleinen, golden wirkenden Blechobjekten sind die Tiere stark auf das Wesentliche reduziert.
Seine großen verzinkten Platten symbolisieren religiöse Ursprünge. Auch wenn man die hebräischen Schriftzeichen nicht entziffern kann, wirken diese Objekte zunächst für sich und erzeugen meditative Stimmungen beim Betrachten: Spürbar wohnen den Installationen tiefe religiöse und historische Bedeutungen inne.
Im Studio gibt es die Ausstellung „Zur schönen Aussicht“ von Ute Bauer-Schröter über die wir demnächst berichten werden.
Foto:
(c) Hanswerner Kruse
Oben: INKs Bild mit dem Verweis auf Courbets "Ursprung der Welt"
Mitte: Günter Liebaus "Lichtspiele"
Unten: Abi Sheks stilisierte Tiere
Info:
www.kunststation-kleinsassen.de