Wolkenturm 30 x 30 cmUte Bauer-Schröter mit Collage-Malereien in der Kunststation

Hanswerner Kruse

In ihrer Studioausstellung „Zur schönen Aussicht“ in der Kunststation präsentiert Ute Bauer-Schröter einzigartige collagierte und übermalte Landschaftsbilder.
Auf den ersten Blick erkennt man in ihren kleinformatigen Arbeiten Gebirge, Wolken, Meere, manchmal einen Turm. Oder sogar einen Sessel, von dem aus man wohl eine „schöne Aussicht“ in dem gleichnamigen Bild hat. Jedoch die Künstlerin bildet keine realistischen oder wiedererkennbaren Landschaften ab. Bereits durch die unwirklichen Farben, verknitterten Oberflächen und eigenwilligen Arrangements wirken ihre Werke eher traumhaft. Denn in Träumen mischen sich ja imaginäre Orte und seltsame Ereignisse ohne erkennbare Logik.

Bauer-Schröters Collagenbilder haben - wie unsere Träume - eine eigene Realität, in die sie uns hineinziehen. Obwohl sie so klein sind, meist nur 30 x 30 Zentimeter, entdeckt man in ihnen immer wieder faszinierend Neues. Vom oben erwähnten Sessel aus kann man andere Landschaften erblicken sowie Reste von Ruinen und Mauern erkennen - und Neugierde verspüren noch tiefer in das Bild einzudringen.

Die Künstlerin interessiert sich für Archäologie und das merkt man - im weitesten Sinne - auch ihren Werken an. „Was ist wohl unter dem Boden?“, fragt sie sich oder „was passiert, wenn man die Berge aufreißt?“ Die Wirklichkeit hinter der Realität fasziniert sie, aber nicht im metaphysischen oder spirituellen Sinne. Ihr künstlerisches Schaffen ist eher humorvolles Spiel und mutiges Experiment, das sie selbst überrascht und begeistert. Sie collagiert und knittert Seiden- und Zeitungspapiere, übermalt sie mehrfach mit Acrylfarbe, lässt sich auf die dadurch entstehenden Bilder ein und gestaltet sie mit Pinsel und Stift weiter. In diesem Arbeitsprozess tauchen zufällig durchscheinende oder erkennbare Worte auf, die jedoch bedeutungslos sind. Sie sind reines Material und verweisen allenfalls als Realitätsschnipsel auf das Collageprinzip.

Die Arbeiten wirken durch ihre eigenen Atmosphären und erhalten von der Künstlerin poetische Namen wie „Schnee in Blau“, „Wolkenturm“ oder „Flügelschlag“. Diese Titel können natürlich weitere Assoziationen und Fantasien der Zuschauer anregen: „Ich möchte dabei den Betrachter mitnehmen, ihn einladen, mit den Augen in den Landschaften spazieren zu gehen“, sagt sie.

Ute Bauer-Schröter hat Schmuckdesgin und später Archäologie, Ethnologie und Malerei studiert. Die Kuratorin der Kunststation, Dr. Elisabeth Heil, ist begeistert von den „kleinen Kostbarkeiten“ der Künstlerin. Sie sieht einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen deren Schmuckgestaltung und freier Kunst. Die Collage-Malereien sind nicht gefällig und dekorativ, sondern Heil attestiert der Künstlerin „ein großes Gespür für Materialität und eine besondere Sensibilität für kleine Formate.“ Mit Papier und Malerei schaffe sie es, kostbare Werkoberflächen und wunderbare Stimmungen zu kreieren.

Menschen gibt es in den kleinen Bildern übrigens nicht. Doch Bauer-Schröter brachte auch einige größere, schon ältere Werke mit nach Kleinsassen, in denen angedeutete menschenähnliche Wesen erscheinen. Von Ferne erahnt man sie nur in den rosa-rötlich eingefärbten, surreal anmutenden Landschaften.

studio 3640 aus

Info:
„Zur schönen Aussicht“ im Studio der Kunststation Kleinsassen bis zum 9. Oktober 2020
Geöffnet Dienstag - Samstag 13 bis 18 Uhr, Sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr
www.kunststation-kleinsassen.de

Fotos:
Hanswerner Kruse (c) Die Künstlerin vor ihren Arbeiten
Ute Bauer-Schröter (c) "Wolkenturm"