Bildschirmfoto 2020 10 28 um 18.59.50Museum Wiesbaden ehrt den expressionistischen Maler August Macke mit einer Jubiläumsausstellung , Teil 1

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zwischen Krieg und der Sehnsucht nach einer idyllischen Welt - die Arbeiten des Malers August Macke erzählen von Reisen in ferne Länder, dem Zauber des Alltags und einer vermeintlich heilen Welt. "Paradies! Paradies?" stellt vom 30. Oktober 2020 bis zum 14. Februar 2021 80 Werke aus allen Schaffensphasen des Bonner Expressionisten vor - darunter auch 16 Gemälde und Aquarelle, die bereits 1920 im Museum Wiesbaden gezeigt wurden.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber der Name und die Person August Macke gehört für mich zu den niemals heilenden Wunden. Er ist ein Paradebeispiel für die Vernichtung von Begabung und Jugend durch einen sinnlosen Krieg, was man für den Ersten Weltkrieg von heute aus sehr gut beurteilen kann. Sie hatten gerade mit einer neuen Formensprache begonnen, die jungen Maler, die mitten im Jungsein als Soldaten starben. Mit Macke (1887-1914 in der Champagne)  ist das vor allem Franz Marc (1880  - 1916 bei Verdun), während Max Beckmann (1884-1950) lange verstört war durch seine Aufgabe als freiwilliger Sanitätshelfer an der Ostfront, wo er 19915 einen Nervenzusammenbruch hatte. Er sagte:   „Auf die Franzosen schieße ich nicht, von denen habe ich so viel gelernt. Auf die Russen auch nicht, Dostojewskij ist mein Freund.“ Und auch Ernst Ludwig Kirchner (1880 - 1938), der gleich bei der allgemeinen Kriegsbegeisterung als Freiwilliger Fahrer bei einem Artillerieregiment wurde, hielt den Drill als Rekrut in Mitteldeutschland nicht aus und wurde aufgrund eines Nervenzusammenbruchs beurlaubt und ins Sanatorium nach Königstein im Taunus geschickt, warum das Frankfurter Städel auch Gemälde aus dieser Zeit hat. 

Zurück zur Ausstellung: Ergänzt wird die Schau mit 23 Werken von "Rheinischen Expressionisten", die von Macke inspiriert wurden. August Macke (1887-1914), einer der bedeutendsten deutschen Expressionisten am Beginn des 20. Jahrhunderts, verlor sein Leben schon mit 27 Jahren im ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg wurde von seiner Frau Elisabeth aus dem Nachlass des Künstlers eine "August Macke Gedächtnis-Ausstellung" mit über 190 Werken organisiert, die im Herbst 1920 auch im Museum Wiesbaden gastierte. Anlässlich dieser vor 100 Jahren durchgeführten umfassenden Retrospektive präsentiert das Museum Wiesbaden in enger Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn August Macke in all seiner Vielfältigkeit. "Unsere Ausstellung zeigt den weltberühmten Lichtmaler aus dem Kreis des ,Blaue Reiters'.

Wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit", so Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ausstellung, "verstand es August Macke in seinen lichtdurchfluteten optimistischen Bildern, kurz noch einmal das irdische Paradies wie in einem flüchtigen Schnappschuss festzuhalten, bevor es mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs infrage gestellt war." In der Ausstellung wird Mackes stilistische Entwicklung nachvollziehbar: Ausgehend vom impulsiven Impressionismus eines Lovis Corinth, der kurzzeitig in Berlin sein Lehrer war, trug er durch seine Begegnung mit dem Fauvismus und Futurismus in Paris (Henri Matisse, Robert Delaunay) und die Zugehörigkeit zur 1911 in München gegründeten Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" um Wassily Kandinsky und Franz Marc einen entscheidenden Beitrag zum künstlerischen Aufbruch nach der Jahrhundertwende bei.

Die Wiesbadener Ausstellung beleuchtet anhand sorgfältig ausgewählter Beispiele alle Schaffensphasen August Mackes. Darüber hinaus werden zudem die Medien vorgestellt, in welchen der Künstler tätig war - vom Gemälde über die Zeichnung zur Druckgrafik und Skulptur bis hin zu den atmosphärischen Aquarellen, die vom Thuner See in der Schweiz stammen oder während der berühmten Reise mit Paul Klee und Louis Moilliet im afrikanisch-orientalischen Tunis (April 1914) entstanden waren.

"Die Gedächtnisausstellung von 1920 am gleichen Ort aufzugreifen und August Macke mit dem Blick des 21. Jahrhunderts zu betrachten, ist eine ebenso spannende wie schöne Aufgabe. Ich bin überzeugt, dass diese Ausstellung zum richtigen Zeitpunkt kommt. Vielen Werken dieses Malers entströmen Impulse der Freude und Lebensleichtigkeit, sie scheinen uns regelrecht mit dem Leben versöhnen zu wollen", so Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. "Die enge Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bonn und seine Leihgabe wichtiger Schlüsselwerke haben den Grundstein für das Projekt gelegt. Im Gegenzug bilden eine Reihe unserer Hauptwerke Alexej von Jawlenskys dort die Basis für eine große Präsentation dieses Künstlers. Ein großer Dank gilt auch dem Kulturfonds RheinMain, der mit seiner Förderung gerade jetzt maßgeblich zur Aufrechterhaltung des kulturellen Lebens beiträgt."

Foto:
August Mackes "Stillleben mit Apfelschale und japanischem Fächer" von 1911
© Redaktion

Info:
Zur Ausstellung erscheint die Publikation "August Macke. Paradies! Paradies?" (Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, ISBN 978-3-7319-1008-4, Preis 24,90,- Euro).

Laufzeit der Ausstellung: 30 Oktober 2020 - 14 Februar 2021 https://museum-wiesbaden.de/august-macke
In Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn
Unterstützt durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain
Öffnungszeiten Mo geschlossen Di, Do 10:00-20:00 Uhr Mi, Fr 10:00-17:00 Uhr Sa,So, Feiertage 10:00-18:00 Uhr Eintritt Sonderausstellung* 10,- Euro (7,- Euro ermäßigt) *

Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Pädagogische Gruppen und zwei Begleitpersonen erhalten freien Eintritt in die Dauer- und Sonderausstellungen des Museums Wiesbaden. Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.