Drei Mal Werner Berg Museum Bleiberg, Teil 2/2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Ein Museum mit und für Werner Berg in Bleiberg zu gründen, war die Idee des Bleiburger Konditors Gottfried Stöckl, dem das Munch Museum in Oslo vor Auge war. Starke Adresse, kann man da nur sagen. Aber daraus spricht ja auch, daß die Bürger dieser Stadt die Werke des Malers im stattlichen Haus am Hauptplatz der Stadt, das einst die Alte Post hieß, haben wollten, als Teil der Stadt, sowohl für die Bürger wie auch für die Auswärtigen, denn 1968 waren solche monographischen Museen nur den ganz Großen vorbehalten wie eben Munch in Oslo oder das Musée Rodin und erst recht das Musée Zadkine in Paris.
Werner Berg war 1967 anläßlich einer UNESCO-Ausstellung zusammen mit denBildhauern Ossip Zadkine und Henry Mooore Ehrenbürger von Slovenj Gradec geworden. Zadkine und Moore sind der westlichen Kunstwelt Begriffe, Berg eigentlich nicht. Das sind schon sehr interessante Konstellationen, die uns bewegten, sich tiefer mit dem Werk zu beschäftigen. Die Malerei ist in sehr dunklen Tönen gehalten. Zuerst nimmt man sein Interesse für arbeitende, auch für ältere Menschen wahr wie die wartende Marktfahrerin, alte Keuschlerin und weitere abgearbeitete alte Frauen. Aber auch junge Frauen sind im Bild. Ein Menschenmaler also'
Schon, aber nicht nur. Denn wie Jawlensky gibt es dann Landschaftsbilder, die nur Häuser und Atmosphäre zeigen, wie sein Rutarhof, den er 1964 in expressionistischer Manier malt und überhaupt tut es ihm die Architektur an. Gespenstisch, richtig eindrucksvoll „Rohbau im Sommer“, wo es nach dem Ende der Welt aussieht, mit den leeren Fensterhöhlungen, die ja beim Rohbau verständlich sind, nur, wenn man erst das Gemälde ohne Titel anschaut, denkt man eher an Verfall als an Aufbau. Er muß seinen Hof wirklich lieben, ein eigenes Bild gilt den Landmaschinen III, also gibt es schon vorherige Bilder davon. Es gab eine Zeit und solche Zeiten kommen in der Kunst immer wieder, wo die für den Menschen ja nutzbringende Technik im Mittelpunkt des Dargestellten steht.
Und dann das Gegenteil, ein wirklich romantisches Bild VOR DEM FRÜHZUG von 1968, wo mit Blaustich zweischmale männliche Gestalten unter der Mondsichel und einem himmelhohen Winterwald uns ein Gefühl von Nirgendwo und Zeitlosigkeit geben. Doch, dies Bild hat was, das kann man lange betrachten, obwohl es doch überschaubar ist. Diese gelängten schmalen Gestalten, wie mit diesen Spiegeln, die entweder in die Breite superdick machen oder eben in die Länge dünn, bevorzugt er, sieht man dann vielen Bildern an. Meist sind es Männer, aber es sind auch eher Silhouetten von hinten oder der Seite, als ausgearbeitete Menschendarstellungen. Es sind graphische Muster, denkt man. Die nächsten Gemälde sind immer noch Menschen, aber völlig anders gestaltet, Gesichter nehmen das ganze Bild ein, mit langen Nasen, weil man denen einen so schönen geometrischen (und expressionistischen) Strich geben kann, sie tragen Kopftücher, ja sie sehen aus, wie früher die Babuschkas, was kein Wunder ist, denn das heißt auf Deutsch Mütterlein und die eine heißt noch dazu Baba, im Jänner 1967 gemalt. Ja, das wundert schon, denn man würde diese Bilder in die Zehner- oder Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts verorten. Aber sie gefallen. Am stärksten der Nachbar von 1954, rechts im Foto als Katalogtitel, ein Juwel des Expressionismus! Nur halt später.
Wenn Sie sich wirklich für den Maler interessieren, ist die dicke, 337 Seiten starke Monographie richtig, denn da ist neben den vielen Zeichnungen und Holzschnitten die Malereigroßformatig abgebildet. Der Eindruck bleibt der Gleiche, er bildet die Menschen seiner Umgebung ab. Durch sein „nahe den Dingen“ Sein kommt seinen Werken auch etwas Dokumentarisches zu. Aha, so sahen damals die Werktätigen aus, die in der Landwirtschaft arbeiteten, so die jungen Mädchen unterwegs, so die Familien. Aber man muß es genauer sagen, so sahen die Menschen im slowenischen Grenzland Österreichs aus. Provinziell? Ja, durchaus, aber was heißt das schon? Denn diese Provinz ist zugleich eine der letzten, die noch die agrarischen Bindungen von gestern zeigen. Und das ist universell.
Für den schönen Band der österreichischen Aquarelle aus der Sammlung Leopold, die 2011 im Werner Berg Museum Bleiburg ausgestellt worden waren, ist jetzt kein Platz mehr. Darunter sind einige Aquarelle von Werner Berg, die mal wieder zeigen, welch verdammt guter Sammler Rudolf Leopold war, denn sie gehören zu Bergs besten!
Fotos:
Cover
Info:
Werner Berg, Werner Berg Galerie der Stadt Bleiburg, Bleiburg: Stiftung Werner Berg 1997
ISBN3 9500664 1 1
Von der Galerie zum Museum. 40 Jahre Werner Berg in Bleiburg, Katalogbuch zur Jubiläumsausstellung 30. März bis 1. Juni 2008, hrsg. von Harald Scheicher
ISBN 978 3 901758 18 8
Explosion der Farbe. Aquarelle der Sammlung Leopold, Werner Berg Museum Bleiburg 1.5. bis 30.10.2011, hrsg. von Franz Smola für das Werner Berg Museum 2011
ISBN 978 3 7086 0612 5