Tobias Dostal in der Kleinsassener Ausstellung "Licht!"
Hannah Wölfel
Kleinsassen / Rhön (weltexpresso) - Tobias Dostal gehört zu den jüngeren Künstlern in der aktuellen Ausstellung „Licht!“ der Kunststation. Erstaunlicherweise arbeitet er ganz bewusst mit ziemlich „altmodischen“, also analogen und mechanischen Techniken.
In beleuchteten Wandkästen gleiten scheinbar, bedingt durch das wechselnde Licht, flache Figuren aus Acrylglas umher. Mit wenigen unterschiedlichen Bildern suggerieren sie Bewegung. Drei dieser Lichtkästen, nebeneinander als Triptychon aufgehängt, entfalten eine erstaunliche magisch-kontemplative Wirkung.
Als Skulpturen drehen sich einige Gebilde aus Acryl und Blech mit hoher Geschwindigkeit um sich selbst, im Auge der Betrachter entstehen durch das Tempo der Umläufe diverse Silhouetten. Sie verdichten sich zu winzigen bewegten Geschichten, die an „Daumenkinos“ oder frühe Kinofilme - als die Bilder laufen lernten - erinnern.
Eine dieser „Illusionsmaschinen“ (so Kuratorin Dr. Elisabeth Heil) destilliert aus den schnellen Drehungen Tobias Dostals eigenes Profil. Das begegnet der Silhouette von Georges Méliès, dem französischen Illusionisten und Filmpionier des 19. Jahrhunderts. Denn hier sieht Dostal seine Wurzeln, der übrigens auch als moderner Zauberkünstler für Jugendliche und Erwachsene arbeitet. Die ungeheure digitale Bilderflut unserer Zeit will er mit seinen Arbeiten sowohl bewusst reduzieren als auch verdeutlichen.
Das Spannende in seinen Werken ist die fast immer erkennbare Antriebs- und Wirkungsweise der Kunstgeräte, die dennoch verzaubern und Illusionen schaffen. Dostal wuchs in Bad Hersfeld auf und ist auch ein hervorragender Zeichner, der 2017 in Oldenburg den gut dotierten Horst-Janssen-Grafikpreis erhielt: „Er verbindet in seinen Arbeiten die Elemente Zeichnung, Film und Installation auf einzigartige Weise“, meinte die Jury. Das ist auch in der Kleinsassener Ausstellung „Licht!“ nachzuvollziehen, die durch seine Beiträge originell und spielerisch erweitert wird.
Info:
Ausstellung „Licht!“ von zehn internationalen Kunstschaffenden noch bis zum 29. August. Keine Anmeldung und Testpflicht. Da sich die Corona-Maßnahmen ständig ändern, wird ein Anruf oder Besuch der Webseite empfohlen: www.kunststation-kleinsassen.de
Fotos
oben: Tobias Dostal vor einer Illusionsmaschine (c) Hanswerner Kruse
unten: Arbeiten von Tobias Dostal (rechts): (c) Kunststation/Arnulf Müller