Special: Ansichten von Basel vom 22.3.–22.6.2014
Anna von Stillmark
Basel (Weltexpresso) - Plonk & Replonk aus La Chaux-de-Fonds sind mit ihren, gekonnt aus historischen Fotografien zusammengesetzten, skurrilen Cartoons namhafte Größen im frankophonen Raum. Vom 22.3.bis 22.6.2014 holt das Cartoonmuseum Basel das Künstlerduo und seine humorvollen Collagen für eine große Werkschau in die Deutschschweiz.
Plonk & Replonk bedanken sich mit einer Bildserie von unbekannten Ansichten Basels – bienvenue chez les Plonks! Der absurde Humor der Künstlerbrüder und Verleger Hubert (*1963) und Jacques Froidevaux (*1960) alias Plonk & Replonk aus La Chaux-de-Fonds ist in der Westschweiz und in Frankreich, wo sie ganze Museen gegen den Strich gebürstet haben, bestens bekannt undetabliert. Die Westschweizer recyceln alte Postkarten und Fotografien, die sie entweder mit Untertiteln subtil umdeuten oder mit Bildbearbeitungssoftware neu kombinieren.
Die mit Hintersinn und Wortspielereien gespickten «Cartooncollagen» im Stil handkolorierter Postkarten aus der Wende zum 20. Jahrhundert präsentieren die Schweiz als Hort des Skurrilen und kratzen mächtig an der Politur erhabener Gipfel, nobler Teppichetagen, stolzer Militärs, ordentlicher Kleinbürger und alter Klischees. Speziell für Basel kreieren Plonk & Replonk ein Kabinett mit einer Serie von Arbeiten zu den Besonderheiten der Stadt am Rheinknie. Als Grundlage dienten Fotografien aus dem Bestand des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Die humoristischen Postkarten von Plonk & Replonk erscheinen hierzulande vor allem im
Westschweizer Satiremagazin «Vigousse», in «L’Hebdo» und in der Deutschschweiz zeitweise in der Tageszeitung «Der Bund». Aber auch in Frankreich können sie regelmäßig publizieren, so inder linksliberalen Pariser Tageszeitung «Libération», in «Charlie Hebdo» und in «L’Humanité».Die Arbeiten der Künstler waren bereits in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.
Die Plonksche Parallelwelt
Plonk & Replonk sind nicht zeichnende Cartoonisten, ihre Collage-Technik orientiert sich an Künstlern wie dem deutschen Fotomontagekünstler John Heartfield (eigentlich Helmut Herzfeld, 1891―1968). Ihr Ausdrucksmittel ist die im Fotobearbeitungsprogramm Photoshop ausgeführte Collage von Ausschnitten historischer Postkarten und Fotografien. Die am Computer montierten,schwarzweißen, sepiafarbenen oder handkolorierten Bilder sind aber nicht perfekt verschmolzen,sondern erkennbar zusammengefügt, so daß spätestens auf den zweiten Blick klar wird, daß hier geschummelt wurde. Die Spuren der Bildmontage bleiben bewusst sichtbar, um dem Betrachter der Manipulationen die Dechiffrierung der umgedeuteten Zusammenhänge zu ermöglichen.
Ebenso wichtig wie die Bilder sind die nur auf die erste Lesung hin erklärenden Bildlegenden, die lustvoller Kalauer wie hintergründige Pointe sein können. Anstatt den Betrachter zu informieren, verleihen diese den arrangierten Bildern eine weitere, oft skurrile oder gar absurde Qualität. Sie können aber auch die historisch anmutenden Bilder an konkrete aktuelle Themen anbinden odermit bekannten Ereignissen verknüpfen. Dabei setzen Plonk & Replonk gekonnt das gesamte Spektrum des Humors ein: von subtilem Witz über Ironie und Zynismus bis hin zum schwarzen Humor und der Groteske sind alle Spielarten vertreten.
Die Schuhe von Rousseau, die Brille von Le Corbusier
Die Werkschau mit 120 Arbeiten zeigt einen Überblick über die vielfältige künstlerische Arbeit von Plonk & Replonk, die auch die bildhauerische Auseinandersetzung mit Schweizer Ikonen wie den Schuhen von Rousseau, der Brille von Le Corbusier oder dem Gartenzwerg beinhaltet. Die Hauptthemen des Künstlerduos stehen im Mittelpunkt: Mythos Schweiz, Tourismus, Militär, Beruf, Alltag, Familie und Gesellschaft. Die begleitenden Führungen thematisieren die manipulative Kraft des Bildes, während in Workshops interessierte Besucherinnen und Besucher eine eigene Postkarte collagieren können.
Zusammenfassung
Der absurde Humor der Künstlerbrüder Plonk & Replonk aus La Chaux-de-Fonds ist in der
Westschweiz und in Frankreich, wo sie ganze Museen gegen den Strich gebürstet haben, bestens bekannt. Ihre «Cartooncollagen» im Stil handkolorierter Postkarten der Wende zum 20. Jahrhundert machen sich über alle und alles lustig. Objekte wie einbetonierte Gartenzwerge, Messingflipflops und Ping-Pong-Sets aus Porzellan sind dreidimensionale Karikaturen. Plonk & Replonk haben den König der Schweiz erfunden und sind daran, den Dienstag patentieren zu lassen.
Die mit Hintersinn und Wortspielereien gespickten, verfremdeten Postkarten und historischen Fotografien präsentieren eine skurrile Schweiz und kratzen mächtig an der Politur erhabener Gipfel, nobler Teppichetagen, stolzer Militärs, ordentlicher Kleinbürger und alter Klischees.Das Cartoonmuseum Basel würdigt die Westschweizer erstmals auf der deutschsprachigen Seite des Röstigrabens mit einer grossen Werkschau. Speziell für Basel kreieren Plonk & Replonk ein Kabinett mit einer Serie von Arbeiten zu den Besonderheiten der Stadt am Rheinknie.
Biographie Plonk & Replonk
Hinter Plonk & Replonk verstecken sich die Brüder Hubert (*1963) und Jacques Froidevaux (*1960) aus La Chaux-de-Fonds. Beide haben eine Grafikerausbildung absolviert. Seit 1997 streifen die beiden Künstler durch Brockenhäuser und Trödelmärkte und katapultieren verblaßte Postkarten und Fotografien mit ihrem unverschämten Witz und der Unterstützung von Photoshop in die Gegenwart.
Ihre mit dem Computer montierten Collagen sind regelmäßig in Ausstellungen präsent. 2012 zeigte das Militärmuseum in Colombier die Ausstellung «Féeries Militaires. 1515―2015: Cinq siècles de résistance héroïque». 2012 liess das Postmuseum (Musée de la poste) in Paris das Duo eine Ausstellung gestalten. 2013 waren sie erneut in Colombier, dieses Mal, um die Arbeit der Polizei durch ihre Mangel zu drehen, und mit einer grossen Ausstellung am Genfer «Salon du livre de la presse». Die Opéra de Lausanne lässt seit Jahren ihre Plakate und Programmhefte von den Plonkisten gestalten. Und in Theatern in der Romandie und in Frankreich wird ihr Stück «Dernier thé à Baden-Baden» regelmäßig aufgeführt. Bis heute haben sie mehr als zehn Bücher –vor allem im Eigenverlag und aktuell im Verlag Hoëbeke – veröffentlicht.
Bibliographie
De zero à Z. L’abécédaire de l’inutile (Éditions Hoëbeke, 2013)
Lapsus mordicus. Sous les doigts de pied de la letter (Plonk & Replonk Éditeurs, 2013)
J’aime mon facteur (Plonk & Replonk Éditeurs, 2012)
Errratoum! (Plonk & Replonk Éditeurs, 2011)
Le cimetière squelette (Plonk & Replonk Éditeurs, 2011)
Féeries militaires. 1515-2015: Cinq siècles de résistance héröique (Plonk & Replonk Éditeurs,
2010)
La face cachée du Léman. Mythes, légends et sornettes (Plonk & Replonk Éditeurs, 2008)
Les 1000 & 1 lundis (Plonk & Replonk Éditeurs, 2008)
Les plus beaux dimanches après-midi du monde (Plonk & Replonk Éditeurs, 2005)
INFO:
Ausstellungsdauer
22.3.–22.6.2014
Vernissage: Freitag, 21.3.2014 18.30 Uhr
Mit Plonk & Replonk, La Chaux-de-Fonds, Anette Gehrig, Leiterin und Kuratorin
Cartoonmuseum Basel, und StreiffTöne mit Alphorn von Balthasar Streiff, Basel
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 14–18 Uhr
Samstag/Sonntag: 11–18 Uhr
Kuratorin
Anette Gehrig, Basel