Ana Mendieta im Museum der Modernein Salzburg

 

Hanswerner Kruse

 

Salzburg (Weltexpresso) - In Salzburg eröffnete das Museum der Moderne soeben eine Ausstellung der jung gestorbenen Multimedia-Künstlerin Ana Mendieta (1948 - 1985), welche stark die Performance-, Body und Land Art der 70er-Jahre in den USA beeinflusst hat. In Europa ist sie allerdings kaum bekannt, was sich durch diese, zuvor auch in London gezeigte Schau ändern könnte.

 

Kunstinteressierte Amerikaner erinnern sich dagegen sehr an den großen Einfluss Mendietas auf die Kunstszene und ihren spektakulären Tod in New York. Ihr Mann soll sie aus dem 32. Stock seines Apartments geworfen haben, was ihm aber nie bewiesen werden konnte. Mendieta lebte in den letzten zwei Jahren, bevor sie starb, meist in Rom, um in Europa als Künstlerin zu reüssieren.

 

In ihren frühen Arbeiten verwandelt sie sich der Natur an - in kargen Landschaften wachsen aus ihr Blumen oder sie ist mit Blut und Federn bedeckt oder lässt sich im Ozean treiben. Verstörende Videos zeigen die Künstlerin schwer atmend unter Steinhaufen oder wie sie auf Leinwänden blutige Körperspuren hinterlässt. Später verschwindet sie aus ihren Tableaus, es bleiben nur ihre „Siluetas“ (Silhouetten) zurück, als grabartige Aushebungen oder mumienartige Gebilde auf dem Boden: „Traces“ (Spuren) heißt die Ausstellung.

 

Die 60er und 70er-Jahre waren die Zeit des Aufbruchs, in der die Künstler nicht länger hinter ihren Werken zurücktraten: In Happenings und Performances wurden sie selbst zu Kunstwerken, in der Body Art machten sie ihre körperlichen Grenzerfahrungen sichtbar oder verließen ihre großstädtischen Ateliers, um sich in Land Art der oft menschenfeindlichen Natur auszusetzen. Mendieta wollte sich jedoch auf keines dieses Genres festlegen, sie verweigerte auch die Vereinnahmung als feministische Künstlerin. Mit einfachsten Mitteln inszenierte sie ihre Aktionen, die sie mit Diafotos festhielt. Für Dokumentationen und Ausstellungen wählte sie jeweils nur ein Bild aus.

 

Die aus Kuba stammende Künstlerin beschäftigte sich in ihrem kurzen Leben mit der menschlichen Wurzellosigkeit, die sie selbst intensiv als Flüchtling, als Grenzgängerin zwischen unterschiedlichen Kulturen und als Frau in der männlich dominierten Künstlerszene erlebte. In ihren Werken verwies sie, über ihre individuellen Erfahrungen hinaus, auf die Zerrissenheit aber auch mögliche Symbiose zwischen Mensch und Natur: Mendietas Körper wurde zugleich Subjekt und Objekt ihrer künstlerischen Arbeit, in der sie ständig nach neuen Erfahrungen und Ausdrucksformen suchte. Ihre letzten Arbeiten setzten sich in Felsbildern mit den Mythen der amerikanischen Ureinwohner auseinander.

 

Nicht alle ihre in Salzburg gezeigten Fotos oder in Videos umgewandelte Super-8-Filme sind endgültige Artefakte, einige sind nur als Versuche interpretierbar. Aber für alle gilt, was die Künstlerin einst sagte: „Die Bilder, die ich präsentiere, bewahren etwas von der Qualität der eigentlichen Erfahrung!“ Nicht nur in der narkotisierenden Zuckerl- und Schlagobersstadt Salzburg haben diese Arbeiten der Künstlerin immer noch eine aufstörende Wirkung.

Die Ausstellung im Museum für Moderne, Salzburg, ist noch bis zum 6. Juli 2014 geöffnet

http://www.museumdermoderne.at/

 

Zur Ausstellung erschien der Katalog „Ana Mendieta: Traces“ im Hatje Cantz Verlag, 240 Seiten, 343 Abbildungen mit zahlreichen kunsthistorischen Texten sowie Briefen und anderen Originaldokumenten der Künstlerin, 35 Euro