Hannah Wölfel
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso - Moritz Götze präsentiert in seiner Studioausstellung in der Kunststation, Fardrucke in Mischtechnik unter dem Titel „Im Schatten der Ereignisse“. Seine Bilder sind nicht Teil der parallel eröffneten aktuellen Frühjahrsschau, in der Kunstschaffende nach „Antworten auf die documenta fifteen“ suchen.
Doch deren Auseinandersetzung mit der momentan heftig gehypten Ideologie der kulturellen Aneignung, zieht sich ebenfalls durch Götzes Werk: Munter und farbenfroh zitiert er Kunstobjekte und Künstler - von der Antike bis zur Gegenwart, von Tischbein bis Picasso – und eignet sich deren Werke mit spielerischer Unbekümmertheit an.
Eine immergleiche blonde Frau hält madonnenhaft ein erwachsen aussehendes Kind im Arm, fläzt sich (wie Goethe in der Campagna) vor einem ausbrechenden Vulkan oder stapft durch die Großstadtnacht: „Die Nacht weiß nichts von sich selbst so wie ich“, hat er groß drauf geschrieben.
In angedeuteten Landschaften erscheinen auch Engel und Rehe, antike Scherben und Säulenreste liegen herum, oft verweisen Malutensilien auf den Künstler selbst. Antikenbewunderung oder Italien- und Griechenlandsehnsucht mischen sich mit seiner unbändigen Gestaltungslust. Götze zeigt auch reine Wimmelbilder, in denen er beginnt, eigenwillige und rätselhafte Geschichten zu erzählen. Formal sind seine Perspektiven und Raumaufteilungen ziemlich abenteuerlich, die absurden Größenverhältnisse irritieren. Dadurch changiert die Wahrnehmung des Betrachters zwischen Realität und Traum.
Seine Farbdrucke sind von Popart, Comics und Emaillearbeiten inspiriert, doch sie wirken wenig grafisch und weisen eine bedeutsame und berührende Tiefe auf. Hinter der scheinbaren Naivität seiner Gestaltung verbirgt sich eine intensive Recherche der historischen Themen, die er sich jedoch mit „instinktsicherer Respektlosigkeit gegenüber der kanonisierten Geschichtsschreibung“ (Kristina Volks) aneignet.
Götze hat einmal über seine Kunst gesagt, sie sei wie ein Karussell, auf dem alle möglichen Geschichten fahren dürften. Er möchte den Betrachtern mit seiner eigenen visuellen Sprache Freude bereiten, sie aber auch ein wenig ins Nachdenken bringen. Jedoch ist dazu kein aufwendiges Studium der historischen Hintergründe nötig – so wie sie sind, sprechen die Bilder, „im Schatten der Ereignisse“, erst einmal für sich selbst!
Fotos:
© Hanswerner Kruse
Info:
„Im Schatten der Ereignisse“ bis zum 21. Juli
Frühjahrsausstellung „Make Friends AND Art“ bis zum 17. September
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