Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - In ihrer Herbstausstellung präsentiert die Kunststation Arbeiten von drei Kunstschaffenden in Soloausstellungen, sowie einem Künstler im Studio. Beim ersten Rundgang wird deutlich, wie vielfältig die Werke sind und dennoch gut zusammenpassen.
MICHAEL APITZ nennt seine Schau „Rhein trifft Rhön“, ins Auge fällt sofort die Milseburg-Trilogie. Das legendäre Bauwerk und seine Umgebung sind gerade noch erkennbar, jedoch in unwirklichen grünen, orangenen oder gelben Farben gehalten. Sein „Leinpfad“ wirkt wie eine dramatische Eruptionsmasse (Bild oben). Manche Gemälde, etwa der „Berg in Rot“ oder „Der Blick“, sind mit den dick aufgetragenen Farben so reduziert, dass sie nicht mehr gegenständlich wirken.
Der Künstler arbeitet nicht in der Natur, sondern in seinem Atelier entstehen - nach ausgedehnten Wanderungen – diese emotional aufgeladenen, kraftvollen und durch die Farbe verfremdeten Gebilde auf seinen Leinwänden: So wie er die überwältigend wilde oder gezähmte Natur vielleicht erlebt hat.
GEORG KÜTTINGER schafft „Räumliche Partituren“ (Titel). Verschieden lange Poller in unterschiedlichen Farben ragen aus dem Wasser und spiegeln sich darin. Aneinandergereihte Baumteile mit wechselnden Rinden in unterschiedlichen Jahreszeiten irritieren. Die Fotografien der eigentlich realen, aber nicht wiederzuerkennenden Landschaften, sind von unwirklicher Künstlichkeit. Denn der Fotograf hält seine Motive zu unterschiedlichen Tageszeiten - bei wechselndem Licht - oder aus verschiedenen Perspektiven fest. Später zerlegt er seine Bilder und fügt sie zu Remixen zusammen, die man einfach als Spiel sehen kann, jedoch auch als Rekonstruktion seiner persönlichen Erinnerungen an reale Orte (Bild links)).
Die Objekte seiner zweiten Werkgruppe wirken wie große Mosaike aus Glasplättchen, die sich beim Bewegen des Betrachters verändern. Über die Technik zur Herstellung dieser „Interferenzen“ werden wir noch berichten.
Im großen Saal, quasi zwischen den Landschaften, zeigt CAROLINA CAMILLA KREUSCH ihre „Makrowolke und Mikroloses“ (Titel). Farbenfrohe abstrakte Gebilde wirken an den Wänden wie Halbreliefs - oder Fenster, durch die man in andere fremde Welten schaut (Bild links). Es sind aber flache Bilder, die dynamisch und - irgendwie - musikalisch anmuten, wahrscheinlich könnte man sie mit Saxophonklängen fantastisch paraphrasieren.
Dagegen setzt sie grellfarbige kubistische Gebilde, die sich in Spiegeln auf dem Boden narzisstisch zu betrachten scheinen. Dazwischen steht auf drei Beinen ein kleines verknautschtes Geschöpf, mit schwarzer Plastik umwickelt und einem langen Gartenschlauch als Schwanz.
Im Studio wird es italienisch, bereits davor hat sich IDILIO GALEOTTI selbst lebensgroß als „Il Viggiatore“ (Titel) aufgebaut, als Figur eines Reisenden. In einem Video inszeniert er dessen fiktive Erlebnisse: Jahrzehntelang schlief er im Eis und wird nun mit den Unbilden der heutigen Welt konfrontiert. Diese Fantasien werden auch durch glasierte Keramikobjekte dargestellt: Mit einer sich drehenden Welt, Rotfüchsen die Berlin erobern (Bild links) oder fantastischen architektonischen Gebilden, in denen einsame Menschen agieren.
Wir werden alle Kunstschaffenden noch einmal einzeln vorstellen.
SERVICE
Die Öffnungszeiten werden zur kommenden Winterzeit verändert, außerdem sind vom 13. 11. bis 9. 12. Betriebsferien. Genauere Informationen auf www.kunststation-kleinsassen.de
Fotos:
© Hanswerner Kruse