Kreusch 1608Caroline Camilla Kreusch in der Kunststation

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - „Lassen wir uns überraschen, was alles in die große Halle der Kunststation hineinschweben wird“, hieß es in der Einladung zur Schau von Caroline Camilla Kreusch im Rahmen der Herbst-Ausstellungen. Tatsächlich verblüffte die Künstlerin den Pressebesucher am Tag vor der Vernissage: Sie schwebte mit einer um den Hals zu tragenden Textilskulptur neben ihrem Wandobjekt „Mikrolose Makrowolke“ (Foto).

Aber das weiche Gebilde mit Zotteln fand dann doch keinen Platz in der aktuellen Präsentation ihrer Arbeiten. Diese kleine Begebenheit offenbart bereits viel über die Künstlerin: Sie spielt gerne mit Materialien oder Worten, legt sich nicht fest, freut sich auf Neues und Unbekanntes. Ihre Arbeiten tragen Namen wie "Pistazienrutsche" oder "Ungekämmte Ereignisse", doch diese skurrilen Titel weisen selten den Weg zum rationalen Verständnis ihrer Werke. Man kann Kreuschs Arbeiten einfach nur erleben und sich daran erfreuen; oft wirken sie dynamisch und fordern zur musikalischen oder tänzerischen Umschreibung heraus.

Ihr Werk im Hintergrund des Fotos sieht aus wie ein leicht dreidimensionales Objekt, ein „Halbrelief“, weitere solche Arbeiten brachte sie mit nach Kleinsassen. Doch die vermeintlichen Wandskulpturen sind ausgesägte Platten aus dem sehr festen MDF-Holz. Diese gestaltete sie dann sorgfältig weiter mit kräftigen Farben, „die ich wie Baumaterial verwende.“ Dadurch erzielt sie die räumliche Wirkung.

An einer anderen Wand befestigte Kreusch neben ihren Bildern einige Pappskulpturen: „Klimakisten, gold und schief aber dicht“, wie es in deren Titeln heißt. Oder sie breitete edel aussehende, grellfarbige Skulpturen im Raum aus: "Polyeder", die sich selbst narzisstisch in Spiegeln auf dem Boden betrachten. „Ich bin Bildhauerin und habe nichts mit Malerei zu tun“, erklärt die Künstlerin, die übrigens aus einer äußerst musikalischen Familie stammt. „Meine Werke sollen im Raum wirken.“ Man kann sie zwar einzeln betrachten (und natürlich auch einzeln kaufen), aber in den Ausstellungen setzt sie diese oft sehr unterschiedlich anmutenden Arbeiten in Beziehung zueinander. So entstehen Installationen, die eine eigene fantastische Welt bilden. 

Einst lernte Kreusch im sagenhaften Oberammergau die Holzbildhauerei, schuf Kulissen in der Berliner Schaubühne und studierte dann Bildhauerei in Karlsruhe. Trotz ihres Humors und ihrer Lockerheit ist sie eine präzise arbeitende und nachdenkliche Künstlerin, obwohl ihre Werke manchmal so erscheinen, als wären sie von selbst entstanden: „Sie findet sie von Zeit zu Zeit morgens in ihrem Atelier“, behauptete liebevoll ironisch Ihr Kollege Felix Weinold mal in einer Rede. 

Foto:
Hanswerner Kruse

Service: 
Die Öffnungszeiten werden zur kommenden Winterzeit verändert, außerdem Betriebsferien vom 13. November bis 9. Dezember. Genauere Informationen auf www.kunststation-kleinsassen.de