kunststation 3253Ein Rundgang durch vier neue Ausstellungen in der Kunststation

Hanswerner Kruse & Hannah Wölfel

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso - "Heute geht es französisch zu“, begrüßte die Leiterin des Hauses Monika Ebertowski die vielen Gäste der Vernissage. „Les feuilles mortes“ („Die gestorbenen Blätter“) sang Sopranistin Verena Gass, am Flügel begleitet von Axel Daniel. Später folgten weitere Chansons, die sich auf die Ausstellungen bezogen.

 

kunststation 3349Besonders freute sich darüber das französische Künstlerpaar Anne Eliayan und Christian Pic (Foto links), das viele eigene Werke aus Arles - der Stadt Vincent van Goghs - mitbrachte. Seit 60 Jahren ist dieser Ort Fuldas Partnerstadt, seit 30 Jahren gibt es den Freundeskreis Arles-Fulda, der jetzt die Verbindung zur Kunststation unterstützt. „What’s the matter“ („Was ist los“) heißt die Schau - und es ist mächtig was los in ihren Räumen. Riesige seltsame Naturbilder empfangen den Besucher - etwa ein grellrotes Band, das sich durch eine wilde steinige Landschaft schlängelt (Foto oben), oder ein Baum der mit rotem Stoff umwickelt ist.

Im kleinen Saal verirren sich Figuren aus gefestigtem Zeitungspapier in Drahtwäldern. Hinter den Skulpturen sind Bildnisse seltsam karger, auf reines weiß reduzierte Bäume zu sehen. Am Ende der Ausstellung kann man Opfer unserer Konsumwelt erleben: sie stehen, wie Gekreuzigte mit ausgebreiteten Armen, auf Bergen von Uhren, Elektrogeräten oder Handys.

Den Objekten des Künstlerpaares liegen oft inszenierte und ausgedruckte Fotografien zugrunde. Diese werden später nachbearbeitet, erneut fotografiert und direkt auf Dibond-Platten gedruckt. So changieren die Werke technisch und ästhetisch zwischen Malerei und Fotografie. Die beiden trennen die Urheberschaft nicht, haben Spaß an der Zusammenarbeit - und das glaubt man ihnen, wenn sie begeistert von ihrem Schaffen erzählen. Zum Beispiel, wie Pic den 40 Kilo schweren Seidenballen durch das Tal schleppte. Das Duo setzt sich immer mit der Umwelt auseinander, sieht kritisch auf menschliche Spuren in der Natur oder ihrer Umgebung. Sie machen keine Öko-Propaganda, sondern die Objekte behalten immer ihren unwägbaren Rest, der uns eigene Assoziationen und Fantasien ermöglicht. Der Austausch von Kunstschaffenden aus dem Fuldaer Raum und Arles soll weiter fortgesetzt werden.

kunststation 3200Im mittleren Saal der Kunststation heißt es „Tschuldigung! Das wusste ich nicht“ (Foto rechts). Diese alltägliche Ausrede sprühte Babak Saed, als Titel seiner Ausstellung, an die große Stirnwand. Darüber sind edel wirkende, abstrakte grellfarbige Gebilde drapiert. Hier, am Ende seiner Schau löst sich der Wortkünstler von der Strenge seiner vorherigen Arbeiten. Worte wie „Blume“ oder „Courage“ formte er streng und lesbar aus Plexiglas. Die Objekte symbolisieren zugleich ästhetisch die Begriffe.

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Im Gegensatz dazu hat er die Reste seiner „Wortarbeit“, also den plastischen Abfall, zu abstrakten Skulpturen geformt. So wie der Titel seiner Ausstellung irritiert, so fordert auch die zu Kunstwerken geronnene Sprache ein Innehalten der Betrachter. „Und damit eine bewusste Auseinandersetzung mit den Aussagen“, meinte Kuratorin Dr. Elisabeth Heil bei der Vernissage.




Christiane Grimm Verschmelzungen X 2023 80 x 80 x 10 cm Christiane Grimm und VG Bild Kunst Bonn


Ebenfalls spielerisch erarbeitet Christiane Grimm ihre farbfrohen Werke, die sie unter dem Titel „Lichtspiel und Farbleuchten“ präsentiert. Sie zeigt einige eher ältere Ölmalereien auf Leinwand, in denen Farbe und Licht zu eigenen Welten verschmelzen. Als sie begann, mit Acrylglas - mit Abstand zum Untergrund - zu experimentieren, wurden ihre Bilder dreidimensional. Sie nutzt weiterhin Malerei, fügt jedoch auf Absätzen gefärbte Papiere, Glas- und Spiegelscherben hinzu. Die darüber befestigten Platten aus geriffeltem Kunststoff bilden Räume mit großer Tiefe und fröhlichem Eigenleben. 





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Neben diesen Objektkästen installierte die Künstlerin ein mehrere Meter langes, begehbares Werk: Goldfolie wird von Ventilatoren bewegt, in einigem Abstand sind davor Plexiglasplatten befestigt, es entsteht ein Gang durch den Besucher gehen können. Aufgrund der Bewegung der Folien verändern sich hinter der Acrylwand unaufhörlich die Goldfarben und die Silhouetten möglicher Personen (Foto links).


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Im Studio ist Klaus Schneider zu Gast, der sich ebenfalls mit bild- und sprachkünstlerischen Themen beschäftigt. Hier versucht er, uns japanische Haikus, nahezubringen die auf dem 17-teiligen Silbenschema 5/7/5 basieren, und das in Wort, Bild und Klängen (Foto rechts). Zusätzlich übersetzt der Konzeptkünstler die Haikus in Blindenschrift, so dass man sie auch „fühlen“ kann. 

Schneider kommt am 10. August zum Künstlergespräch in die Station. Wir werden seine Arbeiten und die Werke aller Ausstellenden im Laufe der Zeit jeweils individuell rezensieren.


Fotos:
© Hanswerner Kruse
© Lothar Reichardt: Installation mit Christiane Grimm (im Vordergrund und zwei Besuchern hinter der Leinwand) 
© Christiane Grimm (farbiges Foto von Christiane Grimm)

Info;
Die Ausstellungen werden bis zum 28. April zu sehen sein, die Schau im Studio bis zum 7. April.
Öffnungszeiten Do – So von 13 bis 17 Uhr. Im April wird länger geöffnet.
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