Kleines 8446Der Fuldaer Kunstverein stellt im Vonderau-Museum aus

Hanswerner Kruse

Im Vonderau-Museum präsentiert der Fuldaer Kunstverein seine spannende diesjährige Querschnitts-Ausstellung „Kleines ganz groß“. 52 Kunstschaffende interpretieren mit 102 unterschiedlichen Arbeiten und künstlerischen Medien das Thema.

Besucher stoßen im Eingangsbereich auf eine Wand von 162 eng gehängten, grünen Leinwänden im Format 20 mal 20 Zentimeter. Die von Mitgliedern gefertigten „kleinen Grünen“ sind extrem verschieden - und verweisen damit auf die gestalterische und inhaltliche Vielfältigkeit der folgenden Schau.

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Ein gewaltiger hölzerner Apfelgriebsch („Apfel“), eine Wiese von Textilcollagen, „kleine Blüten ganz groß“ (Titel) oder textile Spermien, „Einer wird gewinnen“, empfangen humorvoll die Gäste. Die Beatles sind in Grafiken als Käfer verfremdet („Seltene Spezies“), die fette Spinne auf einer Eiswaffel bietet die „Eiskalte Überraschung“. 

Denn im hinteren Bereich der Halle geht es düsterer zu: Edle, aber bedrohlich anmutende phallusartige Keramikgebilde, verweisen auf die aktuelle Diskussion um die Taurus-Raketen („Taurus 300“). Das Gemälde eines Kindersoldaten geißelt: „Statt Lutscher Kalaschnikow“. Gandhi und Hitler in Graphit auf Papier, provozierend nebeneinander gehängt, symbolisieren den „Flügelschlag eines Schmetterlings“. Diese beklemmenden Arbeiten überwältigen nicht mit eindeutigen Botschaften, sondern provozieren Emotionen und Gespräche.




Kleines 8305In der ersten Etage gibt es vor den zahlreichen Wandbildern allerlei Skulpturen. Etwa wieder zwei Käfer, („Skarabäus“), riesig und aus diversen Metallen vor verrätselten Fotografien, die Blumen mit Mädchen verweben („fleur François“). Gigantische Pilzobjekte wirken schön aber bedrohlich, denn diese Gewächse sind ja auch fremdartig - und nicht einfach nur „Drei kleine Pilze“. Überhaupt erscheinen sie oder Blüten, Schnecken, Käfer und Insekten häufig als Metapher zum Thema. Ebenso wie ziemlich realistisch dargestellte Kinder. Uns begegnet eine Familie im hölzernen Baum, fröhliche oder spielende Kleine auf Leinwänden. Hier ist die Spannweite der Interpretationen ebenfalls enorm. 

Kleines 8343Von vielen Kunstschaffenden wurde das Thema nicht nur qualitativ hinsichtlich der physischen Größe ausgelegt. Größenmäßige Veränderungen sind oft auch farblich verfremdet oder erhalten durch ihre Überdimensionalität eigenartige Wirkungen und neue Bedeutungen. Makrofotografien realer Objekte, etwa eines Spargelkopfes oder einer Zahnbürste, werden zu surrealen Gebilden. Gleichsam die Quintessenz der Schau sind ein übergroßer und ein kleiner Rahmen mit jeweils dem gleichgroßen Bild. Selbst wenn das weiß, wirkt das großgerahmte Bild winzig.
So betrügt uns das Auge!


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Die Vernissage wurde von der Kinderband Beagles begleitet. Das muntere Trio begann mit Bob Marleys „Every little thing gonna be all right!“ und besang damit quasi die Atmosphäre: Es ist schon alles in Ordnung, selbst wenn einem manche Werke nicht gefallen oder es keinen Zusammenhang mit dem Ausstellungmotto gibt. 



„Das ist unsere Zukunft“, kommentiert Anne Härtel-Geise, die Vorsitzende des Kunstvereins, das Trio. Museumsleiter Dr. Frank Verse lobte die Tradition der Zusammenarbeit von Museum und Verein. Künstler Gunter Schmid hoffte in der Laudatio nach seinem imaginären Rundgang: „Künstlerischer Ausdruck in dieser Bandbreite plädiert für Offenheit und Zuwendung, für Hoffnung, Heiterkeit und Genuss!“

Fotos:
© 
Hanswerner Kruse

Service:
Die Ausstellung geht noch bis zum 29. September 2024, es wird ein Rahmenprogramm angeboten. Die „kleinen Grünen“ können sofort für jeweils 30 Euro als Kunst to go mitgenommen werden.

Weitere Infos:
www.kunstverein-fulda.de
www.vonderau-museum.de