Neues Projekt der KulturWErke in Hutten am Heiligenborn/Hessen, Teil 2

 

Hanswerner Kruse

 

Schlüchtern (Weltexpresso) - Am Sonntagabend beendete das Trio Julietta mit ihrer ausgelassenen Musik das Festival „Kunst in der Natur“. Zwei Tage lang strömten unaufhörlich Besucher zum Heiligenborn, Nähe Schlüchtern, und ließen sich auf dem Kunst-Parcours herumführen oder stöberten selbst zwischen den Kunstwerken in der Landschaft.

 

Nun ist es wieder ruhig am Heiligenborn - die vielen Besucher, die Trolle aus dem Wald, die Naturgeister der Wiesen, ja sogar einige Kunstwerke sind verschwunden. Aber die „Nachtbegebenheiten“, wie es in Shakespeares „Sommernachtstraum“ heißt, wirken weiter: „Es wird daraus ein Ganzes voll Bestand / Doch seltsam immer noch und wundervoll.“

 

Bis zuletzt hatten die Künstler des KulturWerks in der Natur gearbeitet und neben den spektakulären Werken viele kleine, oft versteckte Objekte geschaffen. Blaue Raben symbolisierten die „Schöne neue Welt“, beim „Waschtag im Wald“ hing Moos auf Wäscheleinen oder Besucherinnen konnten elegante „Betontäschchen“ probieren. Etliche waren fasziniert von der Vielfalt der Werke, die von philosophischen Arbeiten - wie dem „Spiegelbaum“ - bis zu ironischen - wie der „Legende vom letzten Riesen in Hutten“ - reichten. Ein Gewinn für das zweite Festival war das vom „ballettsaal“ choreographierte Tanztheater mit Trollen und Elfen, das sehr zur Verzauberung der Gäste beitrug.

 

Hunderte Menschen kamen an beiden Tagen zu den Führungen der Organisatorin Hannah Wölfel über den Parcours der Künste, den sie kenntnisreich, oft auch augenzwinkernd interpretierte: „An diesem Objekt von mir war einer mit der Kettensäge zugange, den konnte ich doch im kreativen Schaffensrausch nicht stören!“, meinte sie, oder „die Farbe auf den Steinen verdeutlicht deren Struktur, man schaut anders hin.“ „Ja“, sagte eine Frau, „nach einiger Zeit kann man gar nicht mehr unterscheiden, was hier eigentlich Kunst ist und was Natur.“ Viele Besucher waren, angelockt von dem Spektakel, zum ersten Mal in Hutten und begeistert von der Landschaft. Das hatte sich auch Ortsvorsteher Uwe Teichert zur Eröffnung gewünscht.

 

Im Gegensatz zum letzten Jahr waren etliche Bewohner des Schlüchterner Stadtteils begeistert und wussten, was auf sie zukam. „Die Menschen sind neugierig, sehr interessiert und die Akzeptanz ist wesentlich größer“, erklärte Wölfel. Wenige pöbelten zwar im Vorbeigehen immer noch herum, aber gerade die Frauen hatten Spaß, sich mit ihren „Strickkünsten“ am Festival zu beteiligen. Da tauchten gestrickte Eulen an den Bäumen auf oder ein gehäkeltes „Maschenputtel“ zierte den Eingang zum „Bergrestaurant“, dessen Gelände sich in einen dauerhaften Kunstgarten verwandelt. Man sieht unzählige, mittlerweile auch riesige „Wackelsteine“, ein „Goldnest“ in einem Baum oder seltsame Objekte wie den Stein mit Pedalen („Drehten“). Die übergroße „Geerdete Wäscheklammer“ wird wohl zum Wahrzeichen des Gasthauses werden.

 

Nicht alles am Heiligenborn Geschaffene ist „schön“, vieles wird unterschiedlich erlebt, manches ist auch spöttisch gemeint, ist „Jux-Kunst“. Nicht jede Strickerei am Baum oder jeder bemalte Baumstamm ist Kunst, jedoch durch ihre kreative Arbeit sind viele Menschen in das Festival eingebunden worden.

 

Was bleibt?

Die mit blauer ungiftiger Kreide eingefärbten Steine am Beginn des Parcours sind schon vom Morgentau verblasst, die Objekte aus Schafwolle wurden entfernt, mit der Zeit werden noch mehr Artefakte verschwinden. „Sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht, Land Art ist eine flüchtige Kunst, sie soll die Natur erlebbar machen“, betonte Wölfel immer wieder bei den Führungen. Aber der Parcours des letzten Jahres ist durch viele beständige Werke erweitert worden: „Ein Ganzes voll Bestand“ wird bleiben und Besucher des Heiligenborns das ganze Jahr über erfreuen - „seltsam immer noch und wundervoll.“