Serie: „Asterix und die Kelten“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Teil 2/3
Felicitas Schubert und Gerhard Wiedemann
Saarbrücken (Weltexpresso) –Unsere Befragung ergab eine ganz unterschiedliche Wissensgrundlage für die Ausstellung. Das ist eigentlich immer so und eine Ausstellung ist so gut, wie sie die unterschiedlichen Voraussetzungen einbezieht und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse antwortet. Wir fragten weiter und bieten im Folgenden ein Potpourri aus Besuchermeinungen, Texten und Bildern der Ausstellung, dem Katalog und dem allgemeinen Wissen.
Am Eingang groß oben im Himmel der gewaltigen Halle hängen Asterix, der Kleine, und der dicke fette Obelix. Opa Hans, ein Professor, erklärt seinem Enkel eine ausgestellte Comicseite: „Obelix kennst Du ja. Das da ist Troubadix, der möchte immer ein anerkannter Musiker sein. Aber sie lassen ihn nicht Hier haut Obelix den Sänger ungespitzt in die Erde, wie man so schön sagt. Der Sänger mit der Leier, der die Leute ja durch Musik eigentlich besänftigen soll, erzeugt immer das Gegenteil, reizt diese zu einem Wutausbruch nach dem anderen und versetzt sie in höchste Erregung. Nachher zeige ich Dir, wie sie bei Festgelagen ihn sogar fesseln und knebeln, damit er ja nicht singt.“
Felix erklärt: „Das ist Majestix, das ist der Chef der Gallier und der ist mal wieder von dem Schild gefallen, auf den ihn immer so Träger, die mußten immer den Schild hochhalten und er stand oben drauf, weil er ja der Chef war. Und gelegentlich stürzt er halt immer mal wieder runter und fällt auf die Schnauze.“ Hans ergänzt: „Ja, und der Schild gehörte dem gallischen Häuptling Vercingetorix und nach der Schlacht bei Alesia 52 v.Chr. kam dieser Schild in die Hände des Häuptlings dieses Gallierdorfes. Schau ihn Dir hier an auf dem vergrößerten Comic.“ Auf der Texttafel daneben heißt es: Band 11 aus dem Jahr 1968: „Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet von einem Gallier, den seine Männer auf einen Schild stellten und so zum Anführer ausriefen. Kurzerhand machten die Asterixautoren den Schild zum Fortbewegungsmittel von Majestix und schufen zugleich einen beliebten Running Gag, wenn der Chef stets aufs Neue vom Schild plumpst“.
Asterix ist also der Held der Geschichte, klein von Gestalt, aber mit großem Scharfsinn und ungeheurem Mut und übermenschlicher Kraft durch den Zaubertrank von Miraculix. Obelix ist sein Freund und stellt Hinkelsteine her, wozu er seine massige Gestalt gut brauchen kann. Er muß allerdings auf den Zaubertrank verzichten, denn seine Kräfte sind dauerhaft übermenschlich. Als Kind ist er in den Kessel mit dem Zaubertrank gefallen. Sein Hirn ist im umgekehrten Verhältnis zum Körpervolumen, weshalb viel zu Bruch geht. Emotional und real. Idefix, der kleine weiße Hund ist sein Begleiter mit den kleinen, feinen Ideen. Uderzo hat die Figur des Obelix erst später ausgebaut, die für die Leser und Betrachter der heimliche Held geworden ist.
Hans: „ Miraculix ist der Druide des Dorfes, dessen Kleidung vorausschauend die Farben der Trikolore trägt. Seine Zaubermittel sind vielfältiger Art. Diese sechs Personen sind die Hauptfiguren. Aber lustig wird er erst mit Gutemine, Verleihnix, Automatix, Methusalix, Falbala und anderen. Die erste ist die Frau vom Großmaul Majestic, der bei Ihr sooo klein wird. Falbala ist die Schöne und Kluge, von Obelix äußerst schüchtern angebetet undverehrt. Methusalix, alt, komisch und nicht tot zu kriegen, hat auch eine Frau, eine ganz schöne und junge, einen halben Meter größer als er. Die geistert ohne Namen durch die Bände. Manchmal geht das auch etwas durcheinander.“
Fehlt noch Verleihnix, der Fischhändler ist und im Band ASTERIX IN SPANIEN macht er das in großem Stil, was er immer macht: mit Fischen werfen. Die Ausstellung versucht immer wieder, dem handelnden Personal Sonderauftritte zu verschaffen, so daß die ausgestellten Comiczeichnungen nicht nur für sich sprechen, sondern auch eine Funktion im Vorstellen der Helden bekommen.
Im Band 12 aus dem Jahr 1968 ist Asterix bei den Olympischen Spielen. Dazu steht neben den Comics an der Wand: In Athen besichtigen unsere gallischen Freunde die Akropolis mit der grandiosen Statue der Athena Nike, was der Zeichner Albert Uderzo nutzt zu einer Hommage an seine Vorläufer die griechischen Vasenmaler. Die Maler illustrierten nämlich Geschichten aller Art immer im Stil der sehr an heutige Comics erinnert. „Wer sich auskennt, weiß“ – stimmt – „von dem Dorfschmied Automatix, der sich hier porträtieren läßt, steht die Trinkschale des sogenannten Ödipusmalers, die heute in den Vatikanischen Museen in Rom zu sehen ist. Dargestellt ist darauf die Geschichte des Helden Ödipus, der das Rätsel der Sphinx beantwortet.“
Geht man auf alle Anspielungen ein, dann entsteht in der Ausstellung ein kultureller Gesamtumschlag, der die wesentlichen Bildungsgüter aus vielen Bereichen umfaßt. Zur Geschichte des Gallischen Krieges hören wir Opa Hans: „Das ist die Eroberung des freien Galliens durch den römischen Feldherrn Cäsar, die 58 v.Chr. begann und bis zum Jahr 50 v.Chr. dauerte.“
In Asterix allerdings geht der Kampf der Gallier bis heute weiter. Für die Franzosen ist seit dem 19. Jahrhundert der Widerstand von Vercingetorix genauso ein nationaler Mythos, wie es die siegreiche Varusschlacht im Jahr 9. n.Chr. von Arminius - Hermann dem Cherusker - für die Deutschen wurde.“ Fortsetzung folgt.
Bis 9. April 2012 in der Gebläsehalle
Katalog: Asterix & Die Kelten. Les Celtes, Edition Völklinger Hütte. Der zweisprachige Katalog, dessen Titelbild wie das Plakat Asterix vor der gewaltigen Völklinger Anlage zeigt, bringt einerseits auf 96 Seiten eine große Anzahl von Farbdrucken einzelner Comics, stellt diese andererseits durch die Abbildung von in der Ausstellung gezeigten original keltischen Exponaten wie Bodenbearbeitung oder Kriegsutensilien und Rüstungen in einen Belegzusammenhang, der beweist, daß die beiden Schöpfer sich in den Bänden der Les Èditions Albert René auf Historisches bezogen haben.