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Karlsruhe / Baden-Baden (Weltexpresso) - Zwei Institutionen, zwei Städte, ein gemeinsamer Weg: Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden und das Badische Landesmuseum in Karlsruhe bündeln ihre Kräfte und beginnen eine neue Phase der kulturinstitutionellen Zusammenarbeit in Baden-Württemberg. Ab Juni 2026 startet das erste gemeinsame Ausstellungsprojekt.
Die Ausstellung „Bloom up! Die Sprache der Blumen“ ist ein floraler Willkommensgruß, der ebenso poetisch wie politisch gelesen werden kann.
Geboten wird ein sinnlich-intellektueller Rundgang durch die Kulturgeschichte der Blumen. Vom altägyptischen Lotus bis zur digitalen Blütenfantasie verwebt die Ausstellung kulturhistorische Objekte aus der Karlsruher Sammlung mit aktuellen künstlerischen Positionen. So erzählt eine 2.500 Jahre alte attische Vase mit der Abbildung eines Adonis-Gärtchens vom Kreislauf zwischen Leben, Liebe und Tod. Der farbenprächtige Wirkteppich „Der Pilger im Garten“ von Edward Burne-Jones aus der Zeit des Jugendstils verklärt dagegen die Rose zum romantischen Sinnbild.
Der atmosphärische Rundgang durch die Ausstellung ermöglicht emotionale Begegnungen mit dem Duft, der Schönheit und der zarten Vergänglichkeit der Blume. Dabei wird das Thema nicht nur illustrativ oder dekorativ behandelt. Blumen sind auch Ausdruck von Widerstand, Erinnerung und Transformation. Wenn Künstlerinnen und Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts Blumen sprechen lassen, geben sie ihrer Beharrlichkeit, ihrem Überlebenswillen oder ihrer poetischen Subversion Ausdruck. „Unsere erste gemeinsame Ausstellung soll ein multisensorisches Erlebnis bieten – ein Gewächs mit kulturhistorischen Wurzeln und zeitgenössischen Blüten. Es ist eine Einladung zu einem genussvollen Spaziergang durch den Garten der Künste“, so Prof. Dr. Eckart Köhne, der Direktor beider Häuser.
Im Februar 2027 folgt das zweite Projekt „Kunst? Werk!“ Die Ausstellung spürt den Bedeutungen von Kunst und Handwerk in Geschichte und Gegenwart nach. Wie kunstvoll ist das Handwerk? Und wie handwerklich gut gemacht muss Kunst sein? „Kunst? Werk!“ stellt die Frage nach dem Verhältnis von Ästhetik und Alltagskultur – und zeigt, wie unscharf die Grenzen verlaufen. Und wer zieht sie überhaupt?
Kunstwerke gelten als Ausdruck einer individuellen Meisterschaft und entziehen sich einer eindeutigen Zweckzuschreibung. Kulturobjekte dienen dagegen einer konkreten allgemein verständlichen Nutzung im Alltag. Doch die Unterscheidung ist nicht immer eindeutig: Ein kunstvolles mittelalterliches Reliquiar ist Kulturobjekt und Kunstwerk zugleich. Ein industriell hergestelltes Utensil kann zum Readymade und damit zur Kunst erklärt werden. Die Ausstellung macht diese Übergänge sichtbar und stellt sie zur Debatte. Die gezeigten Rauminstallationen, Designobjekte und Kultgegenstände aus allen Epochen bieten kein klassisches Setting, vielmehr sind sie eine choreografierte Kollision mit offenem Ausgang. Damit ist „Kunst? Werk!“ eine lustvolle Aufforderung, die Ordnung der Dinge neu zu betrachten.
„Die beiden geplanten Ausstellungen senden ein starkes Signal für inhaltliche Nähe und neue Impulse“, sagte Kunststaatssekretär Arne Braun. „Das Badische Landesmuseum bringt sein wissenschaftlich fundiertes, sammlungsbasiertes Profil ein, die Kunsthalle Baden-Baden ihre zeitgenössische, diskursive Arbeit. Gemeinsam entsteht ein sicher interessanter Dialog. Ich bin sehr gespannt darauf!“ „In Karlsruhe entwickeln wir seit Jahren Ausstellungskonzepte, die aktuelle Perspektiven mit historischen Sammlungen in Beziehung setzen. In BadenBaden gehen wir diesen Schritt konsequent weiter – gemeinsam mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, deren Installationen auf unsere Fragestellungen reagieren. Dabei geht es nicht allein um Vermittlung, sondern darum, wie sich museale Inhalte heute neu erschließen, erzählen und kritisch befragen lassen“, so Eckart Köhne.
Für einen Zeitraum von fünf Jahren dient die Staatliche Kunsthalle BadenBaden als Interimsfläche des Badischen Landesmuseums. Währenddessen geht das Karlsruher Schloss in eine umfassende Sanierung. „Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ermöglicht mit dieser Lösung, dass wir trotz Schließung unseres Haupthauses weiterhin mit Ausstellungsprojekten sichtbar bleiben. An einem so kulturgeprägten Ort wie Baden-Baden kommen damit die Expertisen beider Häuser zusammen und setzen neue Impulse in der Museumslandschaft in BadenWürttemberg“, freut sich Eckart Köhne.
Seit Mai 2025 liegt die Leitung der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden bei Prof. Dr. Eckart Köhne (wissenschaftlich) und Susanne Schulenburg (kaufmännisch). Gemeinsam verantworten sie das Interimsprogramm und die museale Zusammenarbeit der beiden Institutionen. Die Teams der beiden Häuser stehen in regelmäßigem Austausch. Von dieser Synergie der Ideen profitieren nicht nur beide Institutionen – sondern vor allem auch das Publikum. Eine künstlerische Neugestaltung des Museumscafés ist zudem für 2026 geplant.
Noch bis Juni 2026 läuft das geplante Programm der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden weiter. Die Ausstellung „Selber Ort, andere Zeit – 70 Jahre Künstlerbund Baden-Württemberg“ wurde bereits vor der Kooperation konzipiert und ist ab dem 10. Oktober 2025 zu sehen. Ebenfalls lange geplant ist die Werkschau der Künstlerin Katharina Wulff, die am 13. Februar eröffnet.
Projektkuration
Die Ausstellung „Bloom up!“ entsteht in gemeinsamer kuratorischer Verantwortung von Christina Lehnert (Kuratorin an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden) und Christiaan Veldman (Kurator für das Mittelalter am Badischen Landesmuseum). Auch die Ausstellung „Kunst? Werk!“, die 2027 folgt, wird von Christina Lehnert, gemeinsam mit einem Projekt-Team aus Karlsruhe, konzipiert.
„Bloom up! Die Sprache der Blumen“ 13. Juni 2026 bis 10. Januar 2027
Sonderausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden
Kunst? Werk!
13. Februar bis vsl. September 2027 Sonderausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden
Foto:
©Badisches Landesmuseum
Info:
Quelle Staatliche Kunsthalle