New Frankfurt Internationals im Frankfurter und Wiesbadener Kunstverein ab 23. Januar, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zeichen setzen will die Ausstellung nicht nur für die junge Kunst aus dem RheinMain Raum, sondern Zeichen setzte auch die Pressekonferenz vor Eröffnung der Ausstellung. Konnte man nämlich (noch) zwei ältere Männer als Vertreter der Politik und Institutionen zur Begrüßung hören, so waren dann mit drei blonden Frauen die nächste Generation als die Macherinnen dran.

 

Das ist nicht despektierlich gemeint, denn mit Felix Semmelroth, dem Kulturdezernenten der Stadt Frankfurt war ja kein Dinosaurier am Werk, sondern einer, der immer dafür steht, kompetenten Frauen auch Chancen zu geben, und mit Helmut Müller, dem Geschäftsführer des Kulturfonds, auch einer, der sofort versicherte, am Abend würde seine Stellvertreterin Julia Cloot miteröffnen. Aber dennoch deutet sich eine gesellschaftliche Verschiebung an, denn im Bereich der Kunstarbeit, die noch stark mit Arbeit zu tun hat – hier in der Kontaktaufnahme, der Unterstützung und Stärkung junger Künstler, sind Frauen schon lange diejenigen, die diese Basisarbeit sinnvoll erfüllen. Und sie tun dies, ohne weiter über ihre Rollen nachzudenken und sind so Teil einer gesellschaftlichen Umstrukturierung, in der Frauen auch zunehmend die gesellschaftlich höher dotierten und angesehen politischen Funktionen ausüben werden.

 

Das nur vorweg. Das die Ausstellung richtig Spaß macht, das kommt auch noch. Die drei Frauen sind die neue Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, Franziska Nori mit ihrer ersten Ausstellung im eigenen Haus, die Kuratorin des Frankfurter Teils der Kooperative mit Wiesbaden, Lilian Engelmann und Elke Gruhn, die Direktorin des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden und Kuratorin der dortigen Ausstellung ist, die übrigens während der Pressekonferenz in der Eingangshalle des Steinernen Hauses, des Domizils der Frankfurter, auf einem großen Bildschirm in ansprechende Bildern aus Wiesbaden digital anwesend war.

 

Felix Semmelroth lobte erst einmal die neueste Direktorin einer Frankfurter Kulturstätte, die sich – wie man dann wirklich sieht – mit dem Haus als Haus sehr auseinandergesetzt habe und eine Offenheit hergestellt habe, die man im Steinernen Haus, einem festgefügten mittelalterlichen Bau – im Krieg zwar fast völlig zerstört, aber fast original wieder aufgebaut – in den letzten Jahrzehnten nie erlebt habe. Außerdem sei eine Verbindung hergestellt mit der Städelschule in westlicher Mainrichtung, in der inzwischen 60 Prozent der Kunstschüler ausländischer Herkunft seien und dem Kunstverein als Ort der jungen Künstler, die sich in Frankfurt, der internationalsten Stadt Deutschlands, erst einmal präsentieren müßten, um sich durchsetzen zu können, was den Ausstellungen der künstlerischen Heroen, also längst durchgesetzen Künstlern im Städel, Liebieghaus, Schirn und MMK entspreche. Gerade für das Aufspüren, für das Vermitteln, für das Entdecken von jungen Künstlern biete der Kunstverein den idealen Rahmen, also Gegenwartskunst, die hier entsteht, in den Dialog mit dem Publikum, den Frankfurtern zu bringen.

 

Auch Helmut Müller sah diese Ausstellung - deren Titel offiziell NEW FRANKFURT INTERNATIONALS. SOLID SIGNS heißt, was das einzig Altmodische, ja Muffige an dieser Ausstellung bleibt, immer noch zu glauben, man müsse das unverständlich in Englisch bringen - als ein idealtypisches Projekt für den Kulturfonds FrankfurtRheinMain, der das Ziel hat, regionale Aspekte genauso wichtig zu nehmen wie internationale Leuchttürme der hohen Kunst. Gerade die Zusammenarbeit beider Kunstvereine, ein Novum, und der Präsentation hier lebender Künstler, hier entstehender Kunst in den jeweiligen Häusern passe gut ins Portfolio des Kulturfonds. Im Ernst sind ja die Kunstvereine einst aus den avantgardistischen Teilen der Bürgerschaft heraus entstanden, als die museale Kunst allzu sehr die Arrivierten bediente und insofern knüpfen die Kunstvereine von Frankfurt und Wiesbaden hier direkt an ihren eigenen Wurzeln an. Ein gutes Unterfangen.

 

Sicher werden wir noch mehr aus der Ausstellung berichten. Für das erste sind die Überblickszahlen wichtig, daß nämlich 41 Künstler und Künstlerkooperativen mit 131 Werken gezeigt werden, davon – zufällig, denn ausgewählt wurde die Werke nach Kriterien der Kuratorinnen – ein leichter Überhang bei den Frauen mit 22:19 und rund 40 Prozent, sprich 17 internationalen Künstlern. Frau Nori war wichtig, daß die Ausstellung von einem breiten Veranstaltungsprogramm begleitet wird, denn die aufgehängten und herumstehenden Werke gieren geradezu nach Gesprächen über sie. Neben 68 Veranstaltungen wird es auch Atelierbesuche sowie Führungen durch die Ausstellung geben, aber auch Freitagabende und Freitagnächte. Nun aber in die Ausstellung hinein! Fortsetzung folgt.

 

Bis 26. April 2015

 

www.fkv.de

www.kunstverein-wiesbaden.de