Zentrale Stelle für Provenienzforschung in Hessen fahndet nach NS-Raubkunst

 

Rebecca von der Wien

 

Wiesbaden (Weltexpresso) - Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein hat heute die beiden Wissenschaftlerinnen vorgestellt, die in der neuen „Zentralen Stelle für Provenienzforschung in Hessen“ gezielt in den musealen Beständen des Landes nach NS-Raubgut recherchieren.

 

Die „Zentrale Stelle für Provenienzforschung in Hessen“ hat seit Januar 2015 die Arbeit aufgenommen und ist die erste dieser Art in einem Bundesland.

 

Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein: „Wir stellen uns aktiv unserer historischen Verantwortung. Dazu zählt auch die Suche nach NS-Raubgut in unseren landeseigenen Museumsbeständen. Deshalb habe ich die zentrale Stelle in Hessen eingerichtet, um die Herkunft unserer Bestände in den Museen systematisch erforschen zu lassen.“

 

Ziel der neuen Stelle ist es, die jetzt schon vorbildlichen Maßnahmen für die Suche nach NS-Raubgut in Hessen nachhaltig zu verstärken und unrechtmäßig entwendete Kunstgegenstände ihren rechtmäßigen Besitzern zurück zu geben. Derzeit bearbeitet die neue „Zentrale Stelle für Provenienzforschung in Hessen“ zwei aktuelle Fälle. Es handelt sich um zwei Gemälde aus dem Landesmuseum Wiesbaden, bei denen der Verdacht besteht, dass sie während der NS-Zeit unrechtmäßig in Besitz gebracht wurden.

 

Darüber hinaus ist es derzeit Aufgabe der Wissenschaftlerinnen den Forschungsstand der Landesmuseen in Wiesbaden, Darmstadt und Kassel abzugleichen. In einem nächsten Schritt erstellen sie gemeinsam mit den Museen eine Verdachtsliste von potentiell NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken. Diese Verdachtsliste bildet die Basis für die weiteren Recherchen der Provenienzforscherinnen. Geplant ist, dass sie direkt vor Ort in den Sammlungen und Museumsarchiven ihre Untersuchungen durchführen.

 

Die transparente Dokumentation der Rechercheergebnisse ist mir besonders wichtig. Diese wird nach derzeitigem Planungsstand standardisierte Angaben zu den Provenienzen in Form von Einzeldossiers zu jedem untersuchten Objekt enthalten. Bestandteil des Dossiers wird auch eine Bewertung der Rechercheergebnisse sein sowie eine Empfehlung zur Restitution. Alle Objekte mit lückenhafter, verdächtiger oder belasteter Provenienz müssen beispielsweise in der ‚Lost Art Datenbank‘ veröffentlicht werden“, sagte Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein.

 

Sitz der „Zentralen Stelle für Provenienzforschung in Hessen“ ist das Landesmuseum Wiesbaden.

 

 

Hintergrundinfo:

Miriam Merz (48)

Kulturwissenschaftlerin sowie diplomierte Frankreichwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten u.a. Kunstgeschichte und Geschichte. Sie forscht erfolgreich seit 2010 im Landesmuseum Wiesbaden nach NS-Raubgut und ist Mitglied im nationalen „Arbeitskreis Provenienzforschung“. Sie arbeitet seit 1.Januar 2015 in der neuen „Zentralen Stelle für Provenienzforschung in Hessen“.

Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig (48)

Promovierte Kunstgeschichtswissenschaftlerin kommt von der Kulturstiftung der Länder, wo sie zuletzt am Forschungsprojekt „Russische Museen im Zweiten Weltkrieg“ die Sammlungsgeschichte von den dreißiger Jahren bis in die 50er Jahre erforschte. Sie ist national sowie international sehr gut vernetzt, was für die Provenienzforschung wichtig ist. Sie beginnt ihre Tätigkeit in der neuen „Zentralen Stelle für Provenienzforschung in Hessen“ zum 1.April 2015.

 

 

Foto: Amerikanische Soldaten zeigen im Mai 1945 geraubte Bilder im Schloß Neuschwanstein,  © Jüdisches Museum Berlin