Serie: DREAMS OF NATURE. SYMBOLISMUS VON VAN GOGH BIS KANDINSKY im van Gogh Museum Amsterdam, Teil 2/3
Claudia Schulmerich
Amsterdam (Weltexpresso) – So sind uns die nordeuropäischen und nordosteuropäischen Künstler – wer war denn schon in Kaunas im Ciurlionismuseum oder im Ateneum in Helsinki, in Turku und Oslo sowie Bergen, nicht einmal die Stockholmer und Kopenhagener Kunstmuseen sind dem kunstgebildeten Mitteleuropäer allgemein bekannt – das eigentliche Ereignis dieser Ausstellung, die einen Begriff davon gaben, wie sehr die äußere sichtbare Welt, in der der Maler lebt, auch deren künstlerischen Ausdruck in seinem Werk formt.
Denn es gehören Nebel, das Wasser, das saftige Grün, der weite Horizont, der Übergang von Erde in den Himmel, das Fehlen der Zivilisation, also reine Natur, einfach zu den irdischen Voraussetzungen, solche transzendentalen Werke auf der Leinwand zu erschaffen. Das diffuse Licht verwischt die Grenzen, macht Naturgeister wahrscheinlich und sichtbar, die sich im hellen Licht des Südens gar nicht erst zeigen.
Inmitten der Ausstellung fragt man sich, warum eigentlich die symbolische Landschaft mit den Namen von van Gogh bis Kandinsky beworben wird? Beide Maler sind hier vertreten. Van Gogh ist für vieles gut, und Kandinsky hat die Abstraktion zwar nicht erfunden, aber als erster deren geistige Wurzeln benannt. Andere Gemälde zum Thema Symbolismus sind jedoch weit eindrucksvoller. Das sind wohl marktstrategische Einschätzungen, bestimmte Namen ziehen Besucher wie von selbst an. Das van Gogh Museum mit 1, 6 Millionen Besucher im letzten Jahr spielt sowieso in der Ersten Liga. Und hier sind uns die Namen im Titel nicht wichtig, denn es ist eine für jeden Laien eindrucksvolle und kunsthistorisch bedeutsame Schau geworden.
Wir waren gleich bei dem ersten der sechs Themen der Ausstellung steckengeblieben, weil sich die doch sinnvolle thematische Aufgliederung der Bilder dennoch durch das Eingebettetsein in den Symbolismus immer wieder aufhebt und man gerne vor- und zurückgeht und sich eigene Wege bahnt. Die Strukturierung bedeutet auch, daß Sie Gauguin oder Munch beispielsweise mehrmals sehen, wie jetzt in den TRAUMLANDSCHAFTEN:
In Munchs MELANCHOLIE ist die Übereinstimmung zwischen Gestimmtheit des sitzenden Mannes, der in antiker Trauergeste seinen Kopf in die Hand gestützt hält, mit den fahlen Farben der Natur in Gelb, Dunkelgrün und Violett und dem gewittrigen gleichfarbenen Himmel schon fast zu deutlich ausgedrückt. Schaut man richtig ins Bild hinein, weiß man, was den Mann so niederdrückt. Denn silhouettenhaft wandert die weiße schmale Frauenfigur mit einem anderen davon. Es sind dieselben Farben wie in seinen Eifersuchtsbildern – gelb vor allem -, die Munch verwendet, was man derzeit in der Munch-Ausstellung in der Frankfurter Schirn bewundern kann.
Überhaupt, die Farben und die Töne. Es sind nicht nur innerhalb der Symbolisten Mehrfachtalente überproportional vertreten, es ist auch die Synästhesie direkt angesprochen. Es gibt Menschen, die Farben hören und Töne sehen können; von Rimski-Korsakov weiß man, daß er den Tönen je spezifische Farben zuordnete und zugleich mit seiner Komposition also ein Gemälde schuf. Einzelne Menschen können Auren erkennen, die wiederum ebenfalls aus Farben bestehen. Einige dieser symbolistischen Landschaften wirken wie die Verdinglichung von Tönen und die Färbung von Gefühlen. Fortsetzung folgt.
Bis 17. Juni 2012
Katalog: Dreams of Nature. Symbolism from van Gogh to Kandinsky van Gogh Museum 2012, auf Holländisch und Englisch. Interessant sind einerseits die Essays, die die sechs Themenkomplexe analysieren. Vor allem jedoch ist es das Bildmaterial, weswegen der Katalogerwerb so sinnvoll ist, da es sich – wie schon ausgeführt – zum großen Teil um weithin unbekannte, aber hochkomplexe Werke handelt. Den Katalog gibt es auch auf Französisch, die deutsche Fassung ist im Verlag Belser erschienen.
Diese Amsterdamer Ausstellung ist in Kooperation mit zwei weiteren Museen zustandegekommen, wo sie anschließend gezeigt wird:
The National Galleries of Scotland in Edinburg, 14.Juli bis 14. Oktober 2012
Ateneum Art Museum, Finnische Nationalgalerie, Helsinki vom 16. November 2012 bis 17. Februar 2013
Das reichhaltige Begleitprogramm mit sonntäglichen Vorträgen und freitäglichen Workshops sowie Aufführungen und Musik entnehmen Sie bitte der Webseite
www.vangoghmuseum.com
Mit freundlicher Unterstützung des Holland-Tourismus, Köln, www.holland.com und des Lloydhotels in Amsterdam, Oostelijke Handelskade 34, 1019 BN Amsterdam, 020-561 3636, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!