Weltkulturen in Frankfurt: Ethnologie und Museum im 21. Jahrhundert

 

Konrad Daniel und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gerade erst konnte man lesen und hören, daß nebst dem Portikus, der Ausstellungsstätte der Avantgarde der Städelschule, das Museum der Weltkulturen das Museum in Frankfurt sei, daß die wenigsten Besucher hat. Das war nicht immer so. In anderen Museen gab es auch nicht den Hinausschmiß der Museumsleiterin – noch dazu zweimal hintereinander.

 

In dieser Situation muß man den Ursachen auf den Grund gehen, denn die Thematik der Ethnologie ist keine, die gesellschaftliche geringer wird, sondern andersherum eher auf immer stärkeres Interesse stößt. Nur nicht mehr in Frankfurt!

 

Am Dienstag, 24. November, um 19 Uhr, lädt das Dezernat Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt deshalb gemeinsam mit dem Weltkulturen Museum und dem Kulturamt alle Interessierten zu einem öffentlichen Expertengespräch mit dem Thema „Weltkulturen in Frankfurt – Ethnologie und Museum im 21. Jahrhundert“ ein. Es findet im Sonnemann-Saal des Historischen Museums statt. Das ist nicht verwunderlich, denn einen solch großen Raum gibt es in den drei wunderschönen Villen – im Bild - , in denen das Museum bisher untergebracht ist, nicht.

 

Um den Inhalt geht es diesmal. Die drängende Frage aber ist, wie es mit einem Museumsneubau aussieht. Als die fertiggestellte Planung gerade verwirklicht werden sollte, kamen die Sparbeschlüsse Anfangs der 90er Jahre, die die damalige Kulturdezernentin Linda Reisch, die Hilmar Hoffmann auf seinen Wunsch hin folgte, zwar ablehnte, aber kein politisches Gegengewicht aufbaute, um den Museumsneubau durchzusetzen. Siet damals wird nur noch hin und herräsoniert. Doch dann passierte etwas. Bei der Feier zu Hilmar Hoffmanns 90sten Geburtstag im Frankfurter Römer kam der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann – Achtung, die Besonderheiten liegen darin, daß die Stadtregierung von Schwarz-Grün besetzt ist, der gewählte OB aber der SPD angehört – kam also der Frankfurter OB darauf zu sprechen, daß nun endlich das Völkerkundemuseum – so der alte Begriff – also das Museum der Weltkulturen oder das Weltkulturenmuseum gebaut werden müsse – was ungläubiges Staunen und heftigen Beifall brachte.

 

Zurück zur Veranstaltung, die sich nun um die Inhalte kümmert. Dabei wird es einerseits um die allgemeine Fragestellung gehen, welche nationale und internationale Bedeutung ethnologischen Museen heute zukommt, andererseits wird die Positionierung des Weltkulturen Museums in der Frankfurter Stadtgesellschaft thematisiert. Ausgangspunkt ist die Frage an die Fachexperten, wie sie die Aufgaben der Ethnologie im 21. Jahrhundert sehen und wie sich diese im Museum als kommunikative Schnittstelle zwischen Universität und Öffentlichkeit darstellen lassen.

 

Nach einem einleitenden Statement von Kulturdezernent Felix Semmelroth wird Eva Raabe, kommissarische Leiterin des Weltkulturen Museums, mit der Geschichte und der Sammlung des Hauses vertraut machen. Als Keynote Speaker wird Paul Tapsell, Leiter der Te Tumu School of Māori, Pacific & Indigenous Studies der University of Otago, Dunedin, Neuseeland, in englischer Sprache darüber referieren, wie sich aus seiner Sicht eine Zusammenarbeit und sinnvolle Partnerschaft mit sogenannten "Source Communities" gestalten könnte.

 

Weitere Themen ergeben sich durch die Besetzung des Podiums:

 

Brigitta Hauser-Schäublin – Institut für Ethnologie, Georg-August-Universität, Göttingen. Fokus: Ethnologie und Bedeutungsebenen materieller Kultur

 

Mark Münzel – Institut für vergleichende Sozial- und Kulturforschung, Philipps Universität Marburg. Fokus: Universität, Museum, wissenschaftliches Sammeln

 

Gisela Welz – Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Fokus: Europa als Teil der Weltkulturen

 

Die Veranstaltung wird von Kulturdezernent Semmelroth moderiert.

 

Foto: Die drei Villen des Museums

 

 

Kommentar:

 

Ob das sinnvoll ist, ausgerechnet die fachliche Grundierung durch einen Vortrag auf Englisch leisten zu wollen? Wir meinen: nein. Denn das schließt einen Kreis von potentiellen Museumsbesuchern sofort aus. Zumal bei Fachvorträgen es nicht um die Kompetenz geht, Englisch zu können, da das Fachenglisch immer noch einmal schwieriger ist. Aber das kommt nur strafverschärfend hinzu. Wir meinen, daß im öffentlichen Raum Vorträge auf Englisch nichts zu suchen haben. Es gibt auch Simultanübersetzer, wenn man im deutschsprachigen Raum keine Experten findet – oder gar nicht erst welche sucht. Voll daneben. Und doch inhaltlich so wichtig.