Die teuerste Kunst auf deutschen Auktionen im Jahr 2016, Teil 1/2
Felicitas Schubert
Berlin (Weltexpresso) - Eigentlich fragt man nach Gemälden, wenn es um teure Kunst geht. Denn die Gemälde sind es, um die sowohl bei Auktionen wie auch in Fragen der Restitution das Interesse der Öffentlichkeit groß ist und deretwegen sogar große Hollywoodfilme gedreht werden.
Aber dies ist zu kurz gedacht, aber dennoch stimmig bleibt, daß höchstens noch Zeichnungen oder frühe Drucke in den Auktionen im oberen Preissegment eine Rolle spielen, Skulpturen nicht, dabei gab es Zeiten, wo dreidimensionale Werke der wichtigste Ausdruck von Kunst war. Da langt ein Blick in die Antike, die eben auch den öffentlichen Raum als kunstwürdig ansah. Heute sind es die Wände, die im eigenen Heim oder in Kunstsammlungen favorisiert werden.
Ein Resümee zu den diesjährigen Auktionen wollen wir am Schluß ziehen, denn erst einmal sollen die zehn teuersten Werke vorgestellt werden. Für eine solche Auflistung spielt allein der auf der Auktion erzielte Preis eine Rolle und wenn der bei zwei Werke gleich hoch ist, dann gelten beide und werden als Nummer a und Nummer b geführt. Oder auch als c, wenn es drei wären. Letzteres kam aber nicht vor, wohl aber die Doppelung und zwar gleich dreimal. Das heißt, es bestehen die zehn teuersten Kunstwerken sogar aus 13 Werke.
Schon die Nummer 10 gibt es zweimal. Und beide Male ist Emil Nolde der Maler, der für 800 000 Euro verkauft wurde. Zum einen LEUCHTENDE SONNENBLUMEN, 1960 gemalt, Öl auf Leinwand und mit 68 mal 89 Zentimetern kein sehr großes Bild. Übrigens waren die 800 000 der unterste Wert, die Taxe ging bis 1, 2 Millionen und versteigert wurde dieser Nolde am 1. Dezember bei Grisebach in Berlin. Dort wurde ebenfalls am 1. Dezember ein weiterer Nolde versteigert. Auch das fünf Jahre zuvor gemalte KÖNIGSKERZEN mit den Maßen 74 mal 89Zentimetern unwesentlich größer wurde für 800 000 Euro versteigert, wobei auch hierbei die Taxe bis 1, 2 Millionen ging. Früher waren bei öffentlichen Verlautbarungen über Auktionen auch immer der Verkäufer und vor allem der Käufer namentlich benannt. Natürlich ist der Verkäufer und damit die Provenienz die Voraussetzung für den Verkauf. Aber, wer Käufer ist, ist nicht immer bekannt. Ob aus Datenschutzgründen oder ob die neuen Besitzer Angst davor haben, Einbrecher anzuziehen, wissen wir nicht. Beide Gründe widersprechen sich ja nicht.
Auch die Nummer 9 hat ein a und ein b. Hier ist nicht der Künstler identisch, sondern die Machart sehr ähnlich. Die schwarze Kreise auf dem Aquarell FEMME SEMANT von 1881 ist von Vincent van Gogh, ein Name, der schnell Höchstpreise erzielt. Das Blatt mißt 62 mal 47 Zentimeter und sollte 800 000 bis 900 00 Euro bringen. Den Zuschlag erhielt es am 3. Juni bei Lempertz in Köln beim Mittelwert, nämlich 850 000 Euro. Denselben Preis erzielte EMILIE IN ROTER BLUSE, ein hinreißendes um 1850 gefertigtes Pastel auf braunem Papier, mit 21 mal 28 Zentimetern sehr klein und der Taxe von 300 000-400 000 Euro. Hier ist der Verkaufspreis eine gehörige Steigerung, was einem, obwohl wir nur die Abbildung kennen, aber einleuchtet. Wenn ich das Geld hätte, würde ich dieses Pastel auch haben wollen. Menzel ragt als Ausnahme zudem auch deshalb heraus, weil von den 13 Werken allein 9 dem Expressionismus und der klassischen Moderne zugehören. Dies Blatt wurde am 1. Juni bei Grisebach versteigert.
Es sind also 13 Werke, aber vier davon haben als Künstler Emil Nolde. Er ist bei den Auktionen 2016 der erfolgreichste Künstler, bei keinem weiteren wurde mehr als ein Werk versteigert. Die Nummer 8 ist endlich auch mal ein frühes Werk, das einen hohen Preis von 900 000 Euro erzielte, wobei die Taxe bei 1-1,2 Millionen Euro lag. DAS HOCHZEITSMAHL IM FREIEN von Pieter Brueghel d. J. mißt 41 mal 58 Zentimeter, undatiert Öl auf Holz, hatte ebenfalls den Schätzwert von 1-1,2 Millionen und ging am 21. Mai an den Käufer bei Lempertz.
Den Rang 7 nimmt Andy Warhol ein. Es ist JOSEPH BEUYS, Seriegraphie und Diamantenstaub auf Leinwand, 102 x 102 Zentimeter aus dem Jahr 1980. Es war 'nur' auf 400 000 bis 600 000 Euro geschätzt worden, bekam aber am 2. Dezember bei Grisebach bei 940 000 den Zuschlag . Bei einer Million Euro sind wir bei der Nummer 6 b angelangt. Es ist Emil Nolde mit BEWEGTE SEE II - ZWEI SEGLER ANEINANDER aus dem Jahr 1914, Öl auf Leinwand, 73 mal 86 Zentimeter. Die Versteigerung erfolgte am 1. Dezember bei Grisebach . Der Schätzwert ging bis zu 1, 5 Millionen. Auch die genauso teurere Nummer 6a ist ein Gemälde. Mit Otto Mueller und seinen ZWEI MÄDCHEN MIT GEGABELTEM BAUM geht es um einen Expressionisten, der erst später, dann aber gewaltig in die Liga der Oberen Zehntausend aufgenommen wurde. Er arbeitete oft mit Leimfarbe auf Rupfen, was diese körnigen Erdfarben erzeugt. Sein 90 mal 110 Zentimeter großes Bild wurde bei einer Million Euro verkauft, die Taxe lag ebenfalls bei bis zu 1, 5 Millionen – am 2. Juni bei Grisebach in Berlin. Fortsetzung folgt
Foto: Adolph Menzel, Emilie in roter Bluse (c) grisebach.com