Vor vielen Jahren entdeckte Monika Trautwein aus Kaltennordheim (Rhön) das Papierschöpfen als ihr neues künstlerisches Medium. „Das hat mich derartig fasziniert, dass es mich bis heute nicht losgelassen hat“, meint die Künstlerin und ehemalige Kunstlehrerin beim Rundgang durch die Ausstellung. Die beginnt bereits am Eingang zum Studio mit einem großformatigen Triptychon verschiedenfarbig geschöpfter Papiere, die wie drei Stadien eines Sonnenuntergangs wirken. Doch die einzelnen Blätter werden immer düsterer, man verspürt Unbehagen, ahnt Apokalyptisches. Das Werk heißt „Help this world“ (Helft der Welt) und hat tatsächlich bewusst diese Botschaft. Doch die Künstlerin schwingt nicht die pädagogische Keule, sondern lässt - besonders bei ihren weiteren Arbeiten - Raum für eigene Nachdenklichkeit der Besucher.

Technisch ist das Triptychon exemplarisch für einen Teil ihrer Werke: Trautwein verbindet in den Schöpfarbeiten den flüssigen Papierbrei (die Pulpe) mit Haaren, Gräsern und sonstigen Materialien. Bei den folgenden Arbeiten im Vorraum wirken die in das Papier eingeschöpften und rostig gewordenen Drähte wie ein Baby im Mutterbauch oder die Befreiung aus einer Hülle. In weiteren Papier-Schöpfungen meint man Monster oder Engel als Motiv zu erkennen.

Doch während die Künstlerin für das Triptychon präzise nach einem Entwurf gearbeitet hat, experimentiert und spielt sie meist mit den Materialien, bis sie irgendwann loslässt, wenn sie ein „Bild“ gefunden hat. Ihre so entstandenen Kompositionen sind immer abstrakt und haben (fast) nie bestimmte Bedeutungen. Die Titel, die sie dann für ihre fertigen Arbeiten findet, drücken eher Gefühle und Zustände aus: Geerdet. Miteinander. Erwacht. Diese Begriffe legen lediglich Spuren für die Interpretationen der Betrachter, vermitteln keine Botschaften.

Das ist auch so bei den weiteren Werkgruppen: Wie surreale Filmbilder wirken ihre vielschichtigen Gestaltungen mit Briefen und Bildern aus hauchdünnen farbigen Papieren, die zusätzlich mit Ölfarben bemalt und geritztem Wachs überzogen wurden. Oder die spannungsreichen Collagen aus zerrissenen bemalten Papieren, in die sie Spachtelmasse oder geklebten Sand einfügte oder hinein zeichnete, bis die ungegenständlichen Kompositionen stimmten. Doch Trautwein kann auch Figuratives, „Spannungen“ heißt eine Farbgrafik, in der eine Frau sich von einem Mann abwendet. Aus einer Farbmonotypie ohne Titel beobachten Augen die Besucher. Die Mischtechnik „Wagnis“ changiert zwischen Abstraktion und erzählerischer Lust.

Bis Trautwein das Papierschöpfen entdeckte, arbeitete sie selbst mit grafischen Techniken und malte Aquarelle, was man ihren jetzigen Werken immer noch ansieht. Mit ihren Schülerinnen und Schülern erkundete sie einst im Unterricht sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten der kreativen Gestaltung: „Ich wollte die Kinder einfach immer wieder neugierig machen“, erinnert sie sich. Trotz ihrer künstlerischen Erfolge möchte sie weiterhin die eigene Entdeckerlust vermitteln. Deshalb gibt sie Workshops in den Kunststationen Kleinsassen und Oepfershausen, der Fuldaer Volkshochschule und weiteren Einrichtungen.

Foto:  Monika Trautwein neben ihrem Bild „Help this world“ © Hanswerner Kruse,

Info: 
„Loslassen und finden“ in der Kunststation Kleinsassen, An der Milseburg 2, noch bis zum 1. 10. 2017

Begleitprogramm:

23.09.2017, 14 bis 17 Uhr Paper Art zum Mitmachen
24.09.2017, 15 Uhr, Künstlergespräch, Moderation Udo M. H. Schneider